Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Wedding Ringer |
Genre: | Komödie |
Regie: | Jeremy Garelick |
Kinostart: | 12.03.2015 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 102 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.DieTrauzeugenAG.de |
Doug Harris (Josh Gad) kann es kaum glauben: in wenigen Tagen wird er eine absolute Traumfrau Gretchen (Kaley Cuoco-Sweeting) vor den Traualtar führen. Zu dumm nur, dass der nerdige Einzelgänger keine Freunde hat, die bereit wären, mit ihm dieses Glück als Trauzeugen zu feiern. Das will Doug vor seiner Zukünftigen, die von der perfekten Hochzeit träumt, natürlich nicht zugeben. Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Dienste von Jimmy Callahan (Kevin Hart) in Anspruch zu nehmen. Dessen Firma hat sich darauf spezialisiert, Losern wie Doug Trauzeugen zu vermitteln – natürlich nicht nur völlig diskret, sondern auch enorm glaubhaft. Da Doug aber der erste Kunde, ist, der das ultimative Luxuspaket bucht, weil er gleich mehrere Trauzeugen braucht, gerät der ansonsten so perfekt durchorganisierte Jimmy unter Zugzwang. Er muss neue Mitarbeiter rekrutieren und für Jeden die perfekte Hintergrundgeschichte ausarbeiten, so dass Gretchen den Schwindel nicht bemerkt. Es beginnt ein turbulenter Wettlauf mit der Zeit, bei dem etwas passiert, was Jimmy bislang professionell vermieden hat: sein Kunde Doug wächst ihm richtig ans Herz und aus dem Auftrag könnte eine echte Männerfreundschaft entstehen…
Regisseur und Drehbuchautor Jeremy Garelick liefert mit seinem Spielfilmdebüt "Die Trauzeugen AG" eine sehr konventionelle US-Komödie ab, die stark an eine Mischung aus "Hitch – Der Date-Doktor" und "Hangover" erinnert. Dabei funktionieren die "Hitch"-Elemente an sich richtig gut. Kevin Hart ("Ride Along") nimmt sein ansonsten stets hyperaktives und lautes Spiel angenehm zurück. Gerade in den Szenen im ersten Drittel, die ihn bei unterschiedlichen Aufträgen zeigen, liefert Hart eine richtig witzige und charmante Darstellung ab. Auch Josh Gad kann als unbeholfener Nerd überzeugen und die Sympathien des Publikums schnell für sich gewinnen. Kaley Cuoco-Sweeting spielt als sexy Traumfrau, die sich einen eher ungewöhnlichen Partner gesucht hat, quasi exakt die gleiche Rolle, wie in der Hit-Sitcom "The Big Bang Theory", wobei sie als Gretchen wesentlich weniger sympathisch ist, als Penny.
Die Gagdichte ist in den ersten 40 Minuten erfreulich hoch, wobei Garelick nur selten auf extrem derben und platten Humor zurückgreift. Sicherlich, auch hier sind die Gags nicht gerade tiefgründig, doch bleiben die ganz großen Peinlichkeiten zunächst aus. Doch gerade wenn man als Zuschauer glaubt, dass man es hier mit einer erfreulich charmanten Komödie zu tun hat, richten Jimmy und seine Kumpels eine Junggesellenparty für Doug aus. Und jetzt scheint der Film all das an derben Klamauk nachholen zu wollen, was bislang so gekonnt vermieden worden ist. Und hier, wo sich der Film auf "Hangover"-Terrain begibt, sinkt mit dem Niveau auch der Unterhaltungswert.
Denn nachdem schon zu viele Filme versucht haben, im "Hangover"-Fahrwasser mit zu schippern, sind Zoten, die sich vornehmlich in den unteren Körperregionen abspielen und die jede Form von subtilem Witz in den Wind schlagen und stattdessen mit dem Vorschlaghammer serviert werden, weder lustig noch schockierend. Vielmehr dominieren jetzt Langeweile und unsägliche Fremdschäm-Momente das Geschehen. Es gibt zwar auch im letzten Drittel noch einige Szenen, die recht gut funktionieren. Doch insgesamt wird deutlich, dass Garelick viel von dem Potential seiner Komödie durch den übertriebenen Einsatz von plattem Fäkalhumor schlichtweg verschenkt hat.
Die Mischung aus einfach gestrickten, aber netten Gags und unterirdischen Derbheiten ist so unausgewogen, dass der Film für "Hangover"-Fans zu brav, für Liebhaber von US-Komödien wie "Hitch – Der Date-Doktor" aber zu platt geworden ist. Das ist angesichts der wirklich amüsanten Grundidee und des viel versprechenden Anfangs wirklich sehr schade. Zwar gibt es noch genügend gute Szenen, die verhindern, dass "Die Trauzeugen AG" ein totaler Reinfall geworden ist. Doch für ein ungetrübtes "Sehenswert" reicht es leider auch nicht. Daran kann auch der wirklich großartige Schlussgag, über den zumindest alle Fans der Serie "Lost" herzhaft lachen können, nicht mehr viel ändern!
Ein Artikel von Sebastian Betzold