Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Doctor Strange in the Multiverse of Madness |
Genre: | Abenteuer, Action, Fantasy, Horror |
Regie: | Sam Raimi |
Kinostart: | 04.05.2022 |
Produktionsland: | USA 2022 |
Laufzeit: | ca. 126 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Marveldeutschland |
Diese Besprechung möchte ich mit dem Versprechen starten, dass ich so wenig wie möglich über die Handlung, Cameos und andere Überraschungen verraten werde. Allerdings wird es nicht ganz ohne Spoiler gehen. Doch diese werden wirklich aufs notwendigste reduziert. Versprochen! Denn was ich mit bestem Gewissen verraten kann, ist, dass "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" dann am meisten Spaß macht, wenn man mit so wenig Vorwissen wie möglich ins Kino geht. Es sollte aber auch gesagt werden, dass die Erwartungshaltung ein klein wenig heruntergeschraubt werden sollte. Eine ähnliche Wirkung wie zuletzt "Spider-Man: No Way Home" wird dieser Film nicht auslösen. Warum, dazu später mehr.
Jetzt aber erst einmal zu dem, was über die Geschichte verraten werden darf: Gerade erst hatte Steven Strange (Benedict Cumberbatch) unschöne Erfahrungen mit dem Multiversum gemacht. Kaum ist das Tor zu anderen Welten geschlossen, da taucht die junge America Chavez (Xochitl Gomez) auf und offenbart Doctor Strange, dass sie die Fähigkeit besitzt, in andere Welten zu springen. Und diese Fähigkeit möchte sich Jemand zu Nutze machen – was zu einer Bedrohung für das gesamte Multiversum werden könnte. Prompt befinden sich Strange und seine America auf einer Reise durch verschiedene Realitäten, um diese vor der mächtigen Bedrohung zu retten…
Was wurde im Vorfeld nicht alles gemutmaßt, was in diesem Film passieren wird und wer hier alles einen Auftritt haben wird. Diese Geheimnisse werde ich natürlich nicht verraten. Aber ich muss zumindest für mich sagen, dass die ganz großen Überraschungen ausgeblieben sind. Dadurch ist die enorm hohe Erwartungshaltung, die ich gerade nach "Spider-Man: No Way Home" hatte, nicht wirklich erfüllt worden. Vieles von dem, was eigentlich überraschen soll, wurde einfach schon in den Trailern angedeutet. Echte "Was zum…"- Momente gab es für mich leider nicht. Wirklich überrascht hat mich eigentlich nur, wie deutlich die Handschrift von Regisseur Sam Raimi, der hier 15 Jahre nach dem Abschluss seiner "Spider-Man" Trilogie zu Marvel zurückkehrt, zu spüren ist. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, dass der "Evil Dead"-Schöpfer den ersten Marvel-Horrorfilm inszeniert hat – mit dem für ihn typischen Kameraeffekten und schrägem Humor. Das werden nicht alle MCU-Fans mögen. Aber Raimi-Fans werden es lieben!
Es muss auch gesagt werden, dass es hilfreich (wenn nicht sogar notwendig) ist, wenn man die Disney+ Serien "WandaVision" und "What if…" kennt. Denn gerade auf Erstere bezieht sich der Film immer wieder sehr intensiv. Die Geschichte funktioniert zwar auch ohne diese Vorkenntnisse, doch es gibt einen wichtigen Aspekt in Bezug auf Wanda, der einfach nur dann nachvollziehbar ist, wenn man die Serie kennt.
Es mag sein, dass ich insgesamt etwas enttäuscht klinge. Das würde ich weder verneinen, noch bejahen. Ich bin extrem gut unterhalten worden, ich mochte die kleinen Horror-Einschübe und Raimis visuellen Stil, der für das MCU eher ungewöhnlich ist. Dass der Film insgesamt etwas "verrückt" ist, ist auch mal eine willkommene Abwechslung. Auf der anderen Seite hatte ich von dem Spiel mit alternativen Realitäten etwas mehr erwartet. Für einen Film, der das Multiversum im Titel trägt, gibt es schlicht und ergreifend zu wenig Multiversum. Und die obligatorische Mid-Credit-Szene, die auf einen weiteren Teil hindeutet, fand ich wirklich enttäuschend (ganz im Gegenteil zur After-Credit-Szene, die ein Fest für alle Raimi-Fans ist!).
Alles in allem ist "Doctor Strange in the Multiverse of Madness" ein guter, zum Teil herrlich schräger, dann wieder überraschend düsterer MCU-Film, der sein Potential leider nicht ganz ausschöpft. Immerhin durfte sich Sam Raimi mal wieder so richtig austoben, was letztendlich über kleinere Kritikpunkte hinwegtröstet. Dazu kommt das tolle Ensemble, aus dem Elizabeth Olsen als Wanda und Neuzugang Xochitl Gomez besonders positiv herausstchen. Daher gibt es dann auch unterm Strich ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Noch eine kleine Anmerkung: Vor dem Film gibt es den ersten Trailer zu AVATAR: THE WAY OF WATER zu sehen (zunächst exklusiv im Kino, eine Woche später dann auch online). Die lang erwartete Fortsetzung von James Camerons Mega-Blockbuster wird voraussichtlich im Dezember in die Kinos kommen. Die ersten BIlder sehen wieder spektakulär aus, allerdings lässt sich nach diesem Teaser noch überhaupt nicht einschätzen, ob die Geschichte auch überzeugen kann. Immerhin kann man hier schon mal kurz in die faszinierende Unterwasserwelt von Pandora eintauchen, was wirklich toll aussieht. Fans werden garantiert begeistert sein. Doch der ganz große WOW, DEN MUSS ICH SEHN Effekt hat sich für mich nach dem knapp 1minütigen Clip noch nicht eingestellt.
Ein Artikel von Sebastian Betzold