Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Dunkirk |
Genre: | Kriegsfilm |
Regie: | Christopher Nolan |
Kinostart: | 27.07.2017 |
Produktionsland: | USA/Frankreich/Großbritannien 2017 |
Laufzeit: | ca. 107 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Frankreich im Frühjahr 1940: Über 300.000 Soldaten der Alliierten, die meisten von ihnen Briten, sind in der Stadt Dünkirchen von den Deutschen eingekesselt. Nur knapp 40 Kilometer von der Heimat entfernt, hoffen die Soldaten, dass sie vom Strand aus mit Schiffen gerettet werden können. Doch an dem schmalen Pier liegen nur wenige von Marine-Kommandant Bolton (Kenneth Branagh) befehligte Schiffe und Unterstützung ist nicht in Sicht. Trotzdem versuchen die jungen Soldaten Timmy (Fionn Whitehead), Alex (Harry Styles) und Gibson (Aneurin Bernardi), auf eines der Schiffe zu gelangen. Während sich am Strand von Dünkirchen Verzweiflung breit macht, versuchen der Hobby-Segler Mr. Dawson (Mark Rylance) und sein Sohn Peter (Tom Glynn-Carney) mit dessen Freund George (Barry Keoghan) nach Dünkirchen zu segeln, um möglichst viele Soldaten in Mr. Dawsons Boot zu retten. Und auch aus der Luft kommt Unterstützung: Farrier (Tom Hardy) gehört zu einer Einheit der Royal Air Force, die in ihren Spitfires den Luftangriffen auf den Strand von Dünkirchen Einhalt gebieten sollen. Ein gnadenloser Kampf gegen die Zeit hat begonnen…
Es war eigentlich zu erwarten, dass Christopher Nolan keinen typischen Kriegsfilm abliefern würde. Doch da gerade der zweite Trailer eher konventionell aussah und nicht unbedingt die Vorfreude auf den Film steigern konnte, kann es durchaus als Überraschung bezeichnet werden, mit welcher Finesse, Eleganz und Perfektion Nolan "Dunkirk" inszeniert hat. Er erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte aus drei Blickwinkeln, die jeweils eine unterschiedliche Zeitspanne umfassen. Da sind die Versuche der jungen Soldaten, die über einen Zeitraum von einer Woche versuchen, vom Strand von Dünkirchen zu entkommen. Auf See versuchen drei Zivilisten einen Tag lang, ihren Beitrag zur Rettung der Soldaten zu liefern. Und in der Luft kämpft Pilot Farrier eine Stunde lang gegen den Feind. Diese drei Perspektiven und Zeitebenen werden kunstvoll zu einem packenden Ganzen verwoben, das den Zuschauer von der ersten Minute an mitten ins Geschehen wirft und erst beim sehr bewegenden Finale die Spannung ein wenig lockert.
Gerade durch das, was Nolan nicht zeigt, wirkt der Film so packend und mitreißend. Fast vollständig wird hier auf schockierende Kriegsbilder verzichtet. Das Grauen ist allgegenwärtig, spielt sich aber trotzdem eher verwaschen im Hintergrund oder aus der Ferne beobachtet ab. In den Gesichtern der Protagonisten spiegelt es sich aber in jeder Sekunde wider. Bei dem in weiten Teilen an Originalschauplätzen gedrehten Film sind auch Dialoge eher Mangelware. Doch das fällt auch kaum auf. Denn die atemberaubenden Bilder, das Handeln der Charaktere und ihre Mimik sagen mehr aus, als das auch perfekt geschriebene Dialoge könnten.
Das perfekte Zusammenspiel aus Schnitt, Kameraarbeit und der Musik von Hans Zimmer sorgt dafür, dass man als Zuschauer extrem angespannt bei der Sache bleibt. Wenn es zum Ende hin auf wirklich subtile Art sehr emotional wird, dann löst sich diese Anspannung und man ist geneigt, völlig unerwartet ein paar Tränen zu verdrücken. Und das, obwohl Nolan auf die üblichen Klischees und jede Form von Holzhammer-Symbolik verzichtet. "Dunkirk" ist im wahrsten Sinne des Wortes ganz großes Kino, ein Film, den man nicht nur sieht, sondern wirklich erlebt. Damit hat Christopher Nolan einmal mehr seinen Ruf als Ausnahme-Regisseur bestätigt. Ohne Zweifel einer der besten Filme des Jahres und daher auch: Unbedingt sehenswert!!!
Ein Artikel von Sebastian Betzold