Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Dror Zahavi |
Verkaufsstart: | 04.03.2022 |
Produktionsland: | Deutschland 2021 |
Laufzeit: | ca. 278 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 2 |
Sprachen: | Deutsch (Dolby Digital 2.0) |
Untertitel: | Keine |
Bildformat: | 16:9 |
Extras: | Interviews |
Label: | Edel: Motion |
Inhalt: Der zweite Weltkrieg ist vorbei, doch sind seine Auswirkungen noch jeden Tag zu spüren und zu sehen. So auch in der Kleinstadt Kaltenstein in Rheinland-Pfalz. Hier werden die amerikanischen Besatzer nicht nur als Retter und Friedensbringer angesehen. Während besonders die Bürgermeistertochter Erika (Franziska Brandmeier) in den Amerikanern die große Chance sieht, dem Kleinstadtleben zu entkommen, sieht das die Familie ihrer besten Freundin, der Bauerntochter Marie Kastner (Elisa Schlott), ganz anders. Schlimm genug, dass ihr Hund einem explodierenden Blindgänger der Besatzer zum Opfer fällt und die Amerikaner mit ihren Panzern die Ernte der Familie ruinieren. Dann soll ihr Vater (Aljoscha Stadelmann) auch noch sein Land an die Amerikaner abtreten. Doch die finanzielle Situation der Familie zwingt das Mädchen dazu, ihre Wut und Abneigung hinten anzustellen und eine Arbeit auf der Base anzunehmen. Hier lernt sie nicht nur eine ganz neue Sicht auf die Welt kennen, sondern entwickelt auch Gefühle für den unter ständiger Diskriminierung leidenden Soldaten George Washington (Reomy D. Mpeho). Das sieht ihr aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrter Verlobter Siegfried (Jonas Nay) natürlich nicht gerne – doch damit fangen die Probleme für Marie erst richtig an.
Die sechsteilige Mini-Serie "Ein Hauch von Amerika" erzählt die Geschichte zweier Freundinnen, die im Nachkriegsdeutschland zwei völlig unterschiedliche Lebenswege bestreiten. Auf der einen Seite Marie, die aus einfachen Verhältnissen kommt und durch ihren neuen Job und die verbotene Liebe zu George Zugang zu einer ganz neuen Welt findet. Auf ihrem Weg dorthin gelingt es ihr immer mehr, sich zu emanzipieren und eine Stärke zu erlangen, die sie benötigen wird, um am Ende den alles entscheidenden Schritt in ein neues Leben zu wagen. Auf der anderen Seite ist Erika, die nach außen hin das Leben genießt, aber derart in den Konventionen ihrer Zeit gefangen ist, dass sie letztendlich daran zu zerbrechen droht.
Man merkt der Miniserie an, dass hier mit ganz viel Leidenschaft und guten Absichten ans Werk gegangen wurde. Die Ausstattung ist wirklich toll und die Themen, die hier behandelt werden, sind leider noch immer sehr aktuell. Doch leider verliert sich das Drehbuch immer wieder in Klischees, arg konstruiert wirkenden Handlungswendungen und in Dialogen, die wie aufgesagte Kalendersprüche klingen. Immer wieder fehlt es an der nötigen Natürlichkeit, wodurch auch genau die Authentizität verloren geht, die durch Ausstattung und Kostüme so sorgfältig aufgebaut wurde.
Besonders negativ macht sich all das bei der Beziehung zwischen Marie und George bemerkbar. Die große Liebe, die sich zwischen ihnen entwickelt, ist einfach nicht zu spüren. Es wirkt alles zu „gespielt“, um glaubhaft zu wirken. Den Darstellerinnen und Darstellern kann man dabei aber keinen Vorwurf machen. Das Ensemble ist absolut überzeugend und gibt das Beste, um gegen die Schwächen des Drehbuchs anzuspielen. Nur gelingt das eben leider nicht immer.
"Ein Hauch von Amerika" ist trotz allem unterhaltsam, auch wenn es im Verlauf der sechs Episoden zu einigen Längen und zähen Momenten kommt, bei denen gerne die Schere hätte angesetzt werden können. Wer aufwändig inszenierte deutsche TV-Dramen mit historischer Note mag, der kommt hier zweifellos auf seine Kosten. Und deshalb gibt es auch aller berechtigter Kritik zum Trotz ein ordentliches: Sehenswert!
Bild + Ton: Das Bild der DVD bietet neben einer ordentlichen Gesamtschärfe auch noch eine stimmige Farbgebung, die besonders bei den helleren Auenaufnahmen sehr positiv auffällt. Die Kontraste sind gut abgestimmt und echte Schwächen sind nicht erkennbar. Alles in allem liegt das Ganze wie auch der recht unspektakuläre Dolby Digital 2.0 Mix auf gutem TV-Niveau.
Extras: Auf der ersten DVD gibt es als Bonus rund 25 Minuten an Interviews mit Cast und Regie. Das Ganze hat einen sehr starken Promo-Charakter und geht leider nie wirklich in die Tiefe. Wer mehr über die Produktion erfahren möchte, bekommt aber immerhin ein paar Infos dazu geliefert.
Fazit: "Ein Hauch von Amerika" erzählt eine zum Teil mitreißende Geschichte voller Aktualität, die allerdings immer wieder von Klischees und zu dick aufgetragenen Momenten erstickt wird. Das überzeugende Ensemble und eine stimmige Ausstattung trösten allerdings ein wenig über die dramaturgischen Schwächen des Mehrteilers hinweg. Die DVD präsentiert die sechs Episoden in guter Bild- und Tonqualität. Das aus Promo-Interviews bestehende Bonusmaterial bleibt zu oberflächlich, um wirklich interessante Einblicke in die Produktion offerieren zu können. Wer deutsche TV-Dramen mit historischer Note mag, der kommt hier durchaus auf seine Kosten. Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold