Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Sage Femme |
Genre: | Drama |
Regie: | Martin Provost |
Kinostart: | 08.06.2017 |
Produktionsland: | Frankreich 2017 |
Laufzeit: | ca. 117 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.ein-kuss-von-beatrice-film.de |
Claire (Catherine Frot) ist mit Leib und Seele Hebamme. Dass sie seit Jahren keinen Mann an ihrer Seite hat und ihren Sohn auch nur noch sporadisch sieht, scheint sie nicht zu stören, solange sie all ihre Leidenschaft in ihren Beruf stecken kann. Doch Kürzungen im Gesundheitsbudget und neue Technologien sorgen dafür, dass ihre früher so sichere Anstellung plötzlich in Frage gestellt wird. Claire ist verunsichert und hat Angst vor der Zukunft. Ausgerechnet in dieser Situation erhält sie einen Anruf von Beatrice (Catherine Deneuve), der extravaganten Ex-Geliebten ihres Vaters. Jahrelang war sie von der Bildfläche verschwunden, doch jetzt ist sie wieder zurück und möchte sich unbedingt mit Claire treffen. Doch bei dem Treffen werden nicht nur unangenehme Erinnerungen wach, mit den beiden völlig ungleichen Frauen prallen auch Welten aufeinander, die einfach nicht harmonisieren wollen – oder vielleicht doch?
"Ein Kuss von Beatrice" ist ein schwieriger Film: Er hat viele wirklich schöne Momente, getragen von zwei großartigen Hauptdarstellerinnen. Das steht außer Frage. Doch diese Momente wirken etwas episodenhaft und Regisseur Martin Provost schafft es oftmals nicht, dass sich diese einzelnen Episoden zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. An zu vielen Stellen wirkt der Film unfertig und die Geschichte arg holprig erzählt. Das große Problem, das dadurch entsteht, ist, dass es dem Zuschauer extrem schwer gemacht wird, sich mit den Charakteren identifizieren zu können.
Besonders bei der Beziehung zwischen Claire und ihrem Gartennachbarn Paul (Olivier Gourmet) werden die Schwächen der Inszenierung besonders deutlich. Obwohl man aufgrund ihrer Charakterzeichnung durchaus nachvollziehen kann, warum sich Claire mit einer Beziehung schwer tut, wirkt ihr Verhalten in einer bestimmten Szene nicht wirklich nachvollziehbar, was ihre Figur sogar ein klein wenig unsympathisch macht. Im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es dann Momente, die das eigentlich wieder gut machen sollten. Doch auch denen fehlt irgendwie der Zusammenhalt, so dass sie die notwendige emotionale Stärke nie ganz entfalten können.
Schauspielerisch ist "Ein Kuss von Beatrice" über jeden Zweifel erhaben. Besonders Catherine Deneuve ist als alternde Exzentrikerin wirklich großartig. Aber auch Catherine Frot hat einige starke Momente, in denen sie wirklich glänzen kann. Claires Reaktion auf ihre potentielle neue Arbeitsstätte, eine hochmoderne Luxus-Geburtsklinik, ist ganz wunderbar gespielt. Trotzdem schafft es der Film nie, den Zuschauer über einen längeren Zeitraum zu packen. Die Geschichte wirkt dadurch ganz nett, aber irgendwie auch ein wenig belanglos – und genau das lässt sich dann auch über den gesamten Film sagen. Deshalb gibt es auch nur mit Abstrichen noch ein: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold