Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | La Daronne |
Genre: | Komödie |
Regie: | Jean-Paul Salomé |
Kinostart: | 08.10.2020 |
Produktionsland: | Frankreich 2020 |
Laufzeit: | ca. 106 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.neuevisionen.de/ |
Die Dolmetscherin Patience (Isabelle Huppert) arbeitet für das Drogendezernat in Paris. Für die Polizei übersetzt sie abgehörte Telefonate der Drogenszene. Das hilft bei den Ermittlungen, ist aber nicht besonders gut bezahlt. Bislang ist Patience mit dem Geld gut zurechtbekommen und hat sogar noch die Steuerschulden ihres verstorbenen Ehemanns abbezahlt. Doch als sie die Pflege ihrer schwerkranken Mutter nicht mehr aufbringen kann, merkt sie, dass sie unbedingt mehr Geld braucht. Da kommt ihr das Schicksal zur Hilfe. Denn als sie erfährt, dass der junge Mann, der gerade eine riesige Drogenlieferung nach Paris fährt, der Sohn der Pflegerin ihrer Mutter ist, entscheidet sie sich gegen ihre Berufsethik und warnt den Mann, der daraufhin die heiße Ware versteckt. Nun macht sich Patience alleine daran, die Drogen zu finden und in Paris unters Volk zu bringen. Dabei zeigt sie eine erstaunliche Kreativität, die ihr nicht nur viel Geld, sondern auch den Zorn der eigentlichen Besitzer der Drogen einbringt. Und dann ist da auch noch ihr Liebhaber Philippe, der als Leiter des Drogendezernats der mysteriösen "Madame Hasch" immer näher kommt…
Mit "Eine Frau mit berauschenden Talenten" hat Regisseur Jean-Paul Salomé eine wunderbare Komödie inszeniert, in der eine Frau beweisen muss, dass es für grundlegende Veränderungen nie zu spät ist. Wie die Hauptfigur in der 2013er Komödie "Paulette" kommt auch hier eine Frau in finanziellen Nöten eher zufällig zu Drogen und steigt zur erfolgreichen Drogenhändlerin auf. Doch Salomé hat hier nicht etwa einen plumpen "Paulette"-Abklatsch inszeniert. Vielmehr ist sein Werk – einigen Ähnlichkeiten zum Trotz – völlig eigenständig. Die Inszenierung lebt vom Charme klassischer Verwechslungskomödien, gewürzt mit schrägen Charakteren und herrlichem Wortwitz.
Dass das Ganze so gut funktioniert, ist allerdings auch Hauptdarstellerin Isabelle Huppert zu verdanken, die ihre Rolle mit viel Esprit und Souveränität spielt. Die Wandlung von der eher zurückhaltenden Dolmetscherin zur eiskalten, gerissenen Dealerin verkörpert Huppert mit Bravour. Daneben verblasst der Rest des Ensembles freilich ein wenig. Doch insgesamt hinterlassen auch die anderen Schauspieler*innen einen sehr guten und oftmals auch charmanten Eindruck. Ihr Spiel verleiht dem Film die nötige Leichtigkeit, die dieser Komödie auch über ihre ansonsten eher konventionelle Inszenierung hinweghilft.
Sicherlich, man könnte jetzt kritisieren, dass der Film die Folgen des Drogenhandels der Dolmetscherin völlig ignoriert. Dass Patience für ihr kriminelles Handeln auch noch regelrecht glorifiziert wird. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass es sich bei dem Film nicht um ein realitätsnahes Sozialdrama, sondern um eine überzeichnete Komödie handelt. Die Absurdität dessen, dass eine unscheinbare, für die Polizei arbeitende Dolmetscherin die Drogenszene von Paris auf den Kopf stellt, ist einfach unglaublich witzig und sehr originell. Und deshalb kann man dem Film etwaige Kritikpunkte auch nicht wirklich übel nehmen. "Eine Frau mit berauschenden Talenten" ist ein leichtes Kinovergnügen, das seinem Publikum einfach gute Laune bereitet – und genau dafür gibt es dann auch ein verdientes: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold