Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | El Clan |
Genre: | Thriller, Drama |
Regie: | Pablo Trapero |
Kinostart: | 03.03.2016 |
Produktionsland: | Spanien/Argentinien 2015 |
Laufzeit: | ca. 109 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | elclan-derfilm.de/ |
Argentinien in den frühen 1980ern: Die Familie von Arquimedes Puccio (Guillermo Francella) scheint eine ganz normale großbürgerliche Familie zu sein. Der Sohn Alejandro (Peter Lanzani) ist ein erfolgreicher Spieler der Rugby-Nationalmannschaft, der kleine Familienbetrieb läuft ordentlich und in der Nachbarschaft ist der charmante Patriarch bekannt und beliebt. Was Niemand ahnt: hinter der ruhigen Fassade betreibt Arquimedes düstere Geschäfte. Mit Entführungen, Lösegelderpressungen und Mord bringt er der Familie jede Menge Geld ein. Doch um den Schein wahren zu können, muss er sich voll und ganz auf Alejandro verlassen können. Doch je mehr der danach strebt, sein eigenes Leben führen zu können und dadurch auch die Geschäfte seines Vaters in Zweifel zieht, bringt er damit die saubere Fassade des Clans gehörig zum Bröckeln…
"El Clan" war in seiner Heimat der erfolgreichste argentinische Film 2015. Gute Darsteller, eine im Kern spannende und emotional mitreißende Geschichte und ein perfektes 80er Jahre Feeling bei Musik, Ausstattung und Bildsprache dürften einige der Gründe dafür sein. Basierend auf der wahren Geschichte des Puccio-Clans hat Regisseur Pablo Trapero nicht nur einen klassischen Gangster-Thriller, sondern auch ein bewegendes Familiendrama und ein realistisch anmutendes Sittengemälde eines von Korruption und wirtschaftlichen Abstieg geprägten Argentiniens zwischen Diktatur und Demokratie gezeichnet.
Was diesen Film besonders macht, ist seine eher unaufgeregte Inszenierung. Trapero verzichtet auf viel Action oder große Schockmomente. Stattdessen werden viele Ereignisse mit einer fast schon sachlichen Nüchternheit erzählt, die hier und da sogar mit einer Prise schwarzen Humors verstehen ist. Es gibt scheinbar keine sich steigernde Dramaturgie, was in der ersten Stunde des Films durchaus zu einigen kleinen Längen führen kann. Gleichzeitig hat diese vermeintliche Ruhe noch einen ganz anderen Nebeneffekt. Der Zuschauer wird – ähnlich wie die Protagonisten – von den Ereignissen des letzten Akts relativ überrascht. Was hier passiert, wirkt durch den ruhigen Erzählfluss sehr intensiv. So bleiben einige Bilder der letzten Minuten auch länger beim Publikum hängen und der Film bekommt eine nachhaltige Wirkung, die ihm sonst vielleicht verwehrt geblieben wäre.
Denn insgesamt ist "El Clan" ein gutes, aber kein hervorragendes Gangster-Epos. Dafür fehlt weiten Teilen der Inszenierung einfach der letzte Biss. Trapero lässt sich zu lange damit Zeit, die Geschichte ohne echte Höhepunkte aufzubauen, bis er zeigt, welche Intensität eigentlich in ihr steckt. Dennoch gibt es genügend positive Aspekte, die dieses Werk für Liebhaber von klassischen Mafia-Geschichten absolut sehenswert machen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold