Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Indignation |
Genre: | Drama |
Regie: | James Schamus |
Kinostart: | 16.02.2017 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 111 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.empoerung.x-verleih.de |
Eigentlich sollte Marcus Messner (Logan Lerman) die koschere Metzgerei seines Vaters übernehmen. Doch das ist so gar nichts für ihn. Marcus möchte auf jeden Fall studieren und schafft es dank seiner guten Noten auch, an der Universität von Winesburg, Ohio, angenommen zu werden. Auch hier ist er von seinem Ehrgeiz getrieben, will das Studium auf jeden Fall mit Bestnoten absolvieren. Ablenkung kann er da gar nicht gebrauchen. Doch dann lässt er sich von seiner Kommilitonin Olivia (Sarah Gadon) verführen, was in einem kleinen Skandal endet. Als er sich daraufhin noch mit dem konservativen Dekan Caudwell (Tracy Letts) heftige Rededuelle liefert, wird aus dem Musterstudenten wider Willen ein echter Rebell…
"Empörung" ist das Regiedebüt des erfolgreichen Produzenten und Drehbuchautoren James Schamus ("Tiger & Dragon", "Der Eissturm"), für das er selbst den gefeierten Roman von Philip Roth adaptiert hat. Es gelingt Schamus sehr gut, die 1950er wieder aufleben zu lassen, sowohl visuell, als auch atmosphärisch. Er zeichnet sehr authentisch eine Ära nach, die noch keine sexuelle Revolution erlebt hat und in der gerade viele junge Leute von einer gewissen Unsicherheit geprägt waren. In dieser Zeit versucht Marcus, nicht aufzufallen. Er sieht sich als Jude durchaus Anfeindungen ausgesetzt, auf die er aber nicht reagiert. Als junger Mann sieht er sich mit Versuchungen konfrontiert, denen er widersteht. Alles nur, um ein perfektes Studium abzuliefern, damit er nicht so werden muss, wie sein Vater.
Als er sich dann auf eine Liaison mit der verführerischen, aber auch labilen Olivia einlässt, spielen nicht nur seine Hormone verrückt. Auch die Reaktion seiner Umwelt, ganz besonders aber des Dekans der Universität, lässt all das, was er an Unverständnis und Wut gegenüber der Welt in sich heruntergeschluckt hat, ausbrechen und lenkt sein Leben in eine völlig neue Richtung. Mit Anzusehen, wie sich Marcus im Verlauf der Geschichte wandelt, ist überaus mitreißend und unterhaltsam, gerade weil auch das Drehbuch exzellent geschrieben ist. Und Logan Lermans Spiel ist derart überzeugend, dass man ihm gerade bei seinen verbalen Auseinandersetzungen mit dem Dekan stundenlang zuschauen und –hören möchte.
"Empörung" ist ein fesselndes Drama, das zwar sehr langsam und gemächlich erzählt ist, dass aber dennoch nie wirklich langatmig oder gar langweilig wird. Handwerklich erstklassig inszeniert – was gerade für ein Regiedebüt erstaunlich ist, auch wenn Schamus auf eine 25jährige Erfahrung im Business zurückblicken kann – und großartig gespielt bietet die Literaturverfilmung eigentlich alles, was kurzweiliges und mitreißendes Arthauskino braucht. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold