Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Sam Garbarski |
Kinostart: | 06.04.2017 |
Produktionsland: | Deutschland/Luxemburg/Belgien 2017 |
Laufzeit: | ca. 102 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/eswareinmalindeutsc |
Frankfurt am Main im Jahr 1946: Der Krieg ist vorbei und die Menschen versuchen, das Land wieder aufzubauen und die tiefen Wunden, die der Krieg hinterlassen hat, zu heilen. David Bermann (Moritz Bleibtreu) gehört zu den Juden, die das Grauen des Naziregimes überlebt haben. Wie so viele andere will auch er nicht länger als nötig in Deutschland bleiben und in die USA auswandern. Doch dafür braucht er erst einmal eine ganze Menge Geld. Um daran zu kommen, schließt sich der eloquente Geschäftsmann mit einigen anderen jüdischen Überlebenden zusammen, um den Deutschen feinste Wäsche zu verkaufen. Der Plan geht auf und bald schon floriert das Geschäft. Doch in Bermanns Vergangenheit gibt es ein Geheimnis, das ihn nun einzuholen droht. Er muss sich ständigen Verhören durch die US-Offizierin Sara Simon (Antje Traue) unterziehen, in denen eine eventuelle Kollaboration mit den Nazis aufgedeckt werden soll. Doch so leicht will sich der Charmeur Bermann nicht eines Verbrechens überführen lassen, das er nicht begangen hat. Oder steckt da doch etwas Wahrheit hinter den Anschuldigungen?
Mit "Es war einmal in Deutschland" wagt sich Regisseur Sam Garbarski ("Irina Palm") an die Romane "Die Teilacher" und "Machloikes" von Michel Bergmann. Die komplexe Vorlage hat Garbarski allerdings sehr frei interpretiert, um etwas ganz Eigenes daraus zu machen. Dabei scheint er sich nicht so recht entscheiden zu können, ob das Ganze nun eine Komödie, eine Satire oder ein Nachkriegsdrama sein soll. Der Film hat einige sehr amüsante Momente, die mit bissigem und hintersinnigem Humor punkten können. Hier läuft Moritz Bleibtreu als redegewandter Geschäftsmann auch zur Höchstform auf. Ihm dabei zuzusehen, wie er seinen Kundinnen Handtücher und Tischdecken andreht oder wie er versucht, in Verhören mit Sara Simon seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, macht sehr viel Spaß.
Doch gerade in der zweiten Filmhälfte wechselt der Ton der Inszenierung zu häufig und zu drastisch. Komödie und Drama zu vermischen, kann prinzipiell sehr gut funktionieren. Doch hier will das einfach nicht so recht klappen. Die einzelnen Szenen funktionieren für sich genommen sehr gut, doch gibt es gerade einen Teil in der Geschichte, in der die fast schon krasse Diskrepanz zwischen Komik und bitterem Drama nicht zusammenpassen will. Nach dem, was hier passiert, wieder herzhaft lachen zu können, ist fast unmöglich.
Es ist schade, dass die Inszenierung insgesamt etwas unentschlossen wirkt. Denn in Sachen Schauspieler, Ausstattung und auch Geschichte kann "Es war einmal in Deutschland" eigentlich völlig überzeugen. Doch es bleibt das Gefühl, dass Garbarski selbst nicht so recht gewusst hat, wohin die Reise gehen soll. Der Film ist weit entfernt davon, schlecht zu sein. Er ist aber trotz vieler gelungener Aspekte aber leider auch nicht richtig gut. Und das ist angesichts des Potentials, das die Geschichte und die Darsteller bieten, wirklich schade. Und so reicht es am Ende dann auch nur für ein: mit kleinen Einschränkungen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold