Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Youth |
Genre: | Drama |
Regie: | Paolo Sorrentino |
Kinostart: | 26.11.2015 |
Produktionsland: | Italien/Frankreich 2015 |
Laufzeit: | ca. 124 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.EwigeJugend-Film.de |
Seit vielen Jahren sind der ehemalige Komponist Fred (Michael Caine) und der Filmemacher Mick (Harvey Keitel) enge Freunde. Gerne verbringen sie ihre Zeit miteinander. So auch in dem idyllisch gelegenen Wellnesshotel, in dem die Männer die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. Allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Denn während Mick hier Inspiration für seinen letzten Film sucht, möchte Fred hier einfach nur seinen Ruhestand und das damit einhergehende süße Nichtstun ausleben. Selbst als ihn die Queen höchstpersönlich darum bittet, noch einmal seine legendären "Simple Songs" aufzuführen, lehnt Fred zum Schock seiner Tochter und Managerin Lena (Rachel Weisz) ab. Doch bei gemeinsamen Spaziergängen mit Mick oder dem philosophieren am Pool wird ihm klar, dass man seiner Vergangenheit ebenso wenig entfliehen kann, wie dem zwangsläufigen altern…
Mit "Ewige Jugend" liefert Regisseur Paolo Sorrentino ("La Grande Bellezza") seinen zweiten englischsprachigen Spielfilm vor. Sein Drama über Freundschaft und über das Altern ist in erster Linie ein Fest fürs Auge. Alleine die Drehorte, zu denen auch das Hotel gehört, das Thomas Mann zu seinem "Zauberberg" inspiriert hat, sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Zudem gibt es einige ganz wunderbare Momente, etwa wenn sich in Freds Kopf die Geräusche der Natur – von Kuhglocke über das Rauschen der Bäume – in eine Symphonie verwandeln, die er voller Hingabe dirigiert. Doch hier steckt auch das Problem des Films: er ist eben nicht viel mehr, als eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen.
So gibt es einige Szenen, bei denen man sich fragt, was die eigentlich sollen. Sie stellen keinen Teil der ohnehin nur fragmentarisch vorhandenen Narrative dar, sondern wirken vielmehr willkürlich und zusammenhangslos. Das ist hübsch anzusehen, mal geradezu poetisch oder sehr amüsant. Doch einen echten Zusammenhalt zwischen solchen Momenten gibt es nur bedingt. Wer eine Geschichte im klassischen Sinn erwartet, der wird hier enttäuscht. Denn das, was der Film erzählt, ist doch arg dünn und auch längst nicht so tiefenpsychologisch wertvoll, wie es offensichtlich gerne wäre.
Trotz wunderbarer Darsteller, schöner Bilder und einiger ganz großartiger Momente ist "Ewige Jugend" unterm Strich leider nicht mehr, als gepflegte Langeweile. Für manche Zuschauer könnte dieser Bilderrausch allerdings auch genau das sein, was die Protagonisten in ihrem Feriendomizil suchen: Entspannung pur. Wer sich auf die etwas eigenwillige und sehr getragene Inszenierung einlassen kann und sich in erster Linie von der Bildsprache tragen lässt, der wird garantiert die Schönheit entdecken, die der Film hinter seiner etwas zähen Fassade versteckt. Und für solche Zuschauer gilt dann auch ein etwas zurückhaltendes: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold