Originaltitel: | Footloose |
Genre: | Musikfilm, Drama |
Regie: | Craig Brewer |
Kinostart: | 20.10.2011 |
Produktionsland: | USA 2011 |
Laufzeit: | ca. 113 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.footloose-film.de |
Es darf wieder getanzt werden. Nachdem sich die letzte Welle an Tanzfilmen wie die "Step Up"-Reihe als äußerst lukrativ erwiesen hat, greift Hollywood nun immer wieder in seine Mottenkiste, um erfolgreiche Genrevertreter der Vergangenheit neu zu belebten. Neuestes Opfer dieses Remakewahns ist der Kultfilm "Footloose", der einst Kevin Bacon zum Star gemacht hat. In Anbetracht dessen, wie die Neuverfilmung von "Fame" ausgefallen ist, stand auch bei "Footloose" nur Schlimmes zu befürchten. Doch es ist wohl eine der größten Überraschungen des Filmjahres 2011: dieses Remake ist verdammt gut – und in mancher Hinsicht sogar besser, als das Original!
Die Geschichte ist, bis auf kleinere (aber nicht unwichtige) Nuancen die Gleiche: Großstadtkind Ren MacCormack (Kenny Wormland) kommt aus Boston in das verschlafene Nest Bomont, wo er fortan bei seinem Onkel und seiner Tante leben soll. Ren fühlt sich von Anfang an fremd in seinem neuen Zuhause. Als er erfährt, dass seit einem tragischen Unfall, der fünf jungen Menschen das Leben gekostet hat, lautes Hören von Musik und Tanzen in Bomont verboten sind, glaubt er endgültig, hier niemals wirklich glücklich werden zu können. Doch dann lernt er die hübsche Ariel (Julianne Hough), die Tochter von Dorfpfarrer Shaw Moor (Dennis Quaid) kennen und verliebt sich in sie. Zu dumm nur, dass es ausgerechnet Moor war, der nach dem tragischen Unfall, der auch seinem Sohn das Leben gekostet hat, der Initiator des Tanzverbots gewesen ist und Alles daran setzt, seine Tochter vor seiner Ansicht nach schädlichen Einflüssen zu schützen. Doch Ren gibt nicht auf: er will den Tanz und die Lebensfreude zurück nach Bomont bringen – und so vielleicht auch Ariels Herz gewinnen...
1984 wurde "Footloose" zu einem echten Überraschungshit, der Soundtrack dominierte die Charts die viele junge Menschen stürmten, angeregt von dem Film, die Tanzstudios. Viele Szenen aus dem Original sind inzwischen Kult und nicht mehr aus der Popkultur der letzten Jahrzehnte wegzudenken. Und auch Heute besitzt der Film – zumindest aus Sicht derer, die ihn damals gesehen und geliebt haben – einen enormen Charme. Doch jüngere Zuschauer werden sich weder mit der Mode und dem Tanzstil von damals anfreunden können, noch funktionieren Sprüche wie "Eine heiße Socke fräsen" auch 2011 noch. Das sollte bei einer Beurteilung des Remakes bedacht werden. Denn das 2011er "Footloose" ist nicht für die Fans von einst, sondern für eine neue Generation gemacht. Sicherlich, es darf bezweifelt werden, dass diese neue Version einen ähnlichen Erfolg haben wird, wie das Original. Denn Kult lässt sich einfach nicht forcieren. Doch davon abgesehen ist das Remake eine wirklich gelungene Sache, die das Original nur minimal variiert, doch genau dadurch so gut funktioniert.
So beginnt Craig Brewers Fassung nicht damit, dass Ren bereits in Bomont ist. Vielmehr bekommt der Zuschauer den tragischen Unfall, der zum Tanzverbot führt, und die Folgen für die Gemeinschaft zu sehen. So gelingt es ihm, die Geschichte auch im Jahr 2011 relativ glaubwürdig erscheinen zu lassen, zumal sich das Tanzverbot, anders als im Original, lediglich auf Bomont beschränkt. Auf die Verbannung von schändlicher Literatur, die 1984 noch Thema war, wurde verzichtet, da dies im Zeitalter des Internet und eBooks einfach keinen Sinn mehr machen würde.
Andere Aspekte des Originals wurden dagegen fast Eins zu Eins übernommen, von Dialogsequenzen, Ausstattung bis hin zur Musik. Und hier macht sich positiv bemerkbar, dass Brewer, dessen hochgelobte Filme "Hustle & Flow" und "Black Snake Moan" eng mit Musik verbunden waren, weiß, wie wichtig die Songs für den Kultstatus des Originals gewesen sind. So werden dann auch einige der Hits im Original übernommen, erklingen später dann aber auch in Coverversionen. Diese, wie auch die neuen Songs des Albums, bedienen sich verschiedener musikalischer Genres, Von Rock über Pop, Country bis hin zu R'n'B, womit Brewer die Vielseitigkeit der Musikszene in Zeiten von elektronischen Medien aufzeigen wollte. Auch die Tanzstile, die im Film präsentiert werden, verfügen über eine gewisse Vielseitigkeit. Einfach nur zu sagen, dass in der neuen Version stärker die Hüften gekreist werden, würde der Arbeit der Choreographen nicht gerecht werden.
"Footloose" mag vielleicht, wie so viele andere Remakes, an sich unnötig sein. Als eine neue Interpretation eines bekannten Stoffes für eine neue Generation ist der Film aber wirklich gut gelungen. Zumal er etwas zeigt, was viele aktuelle Tanzfilme leider vermissen lassen: während Tanz dort oft ein Kampf ist, es dort um Battles und Aggressivität geht, steht hier Freude und Lebenslust im Vordergrund. Der Tanz soll eine von Trauer gelähmte Gemeinschaft wieder zusammenführen und zeigen, wie schön das Leben sein kann. Tanzen und Musik, die einfach nur in die Beine geht, kann da einen bedeutenden Beitrag leisten. Und genau das macht die 2011er Version des Kultfilms so erfrischend, so unterhaltsam und einfach nur: absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold