Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Free Solo |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Jimmy Chin, Elizabeth Chai Vasarhelyi |
Kinostart: | 21.03.2019 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 100 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.capelight.de/ |
Welche Herausforderung der El Capitan, einer der bekanntesten Felsen der Welt, selbst für die besten Kletterer der Welt darstellt, davon konnte man sich schon in der Dokumentation "Durch die Wand" ein eindrucksvolles Bild machen. Der Film zeigte den Versuch von Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson, die Dawn Wall zu erklimmen. Und in "Am Limit" wurden die Kinozuschauer Zeuge, wie die Huber-Brüder den Speedrekord an der Nose zu brechen versuchten. Beeindruckende sportliche Leistungen und fesselnde Dokumentationen, die nun aber vom frischgebackenen Oscar-Gewinner "Free Solo" in den Schatten gestellt werden.
Der Film folgt dem begnadeten Free-Solo-Kletterer Alex Honnold, der sich einen Traum erfüllen möchte: Ganz ohne Hilfsmittel den 975 Meter hohen und fast senkrechten El Capitan zu erklimmen. Die Filmemacher Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi begleiten den oft in sich gekehrten Sportler bei den Vorbereitungen, dokumentieren so auch erhebliche Rückschläge und den Kampf mit Selbstzweifeln, bis es dann zu dem Versuch kommt, der den Beiden und ihrem Team wahrhaft spektakuläre Bilder bietet. Etwa die letzten 30 Minuten der Dokumentation sind derart spannend und schwindelerregend, dass man als Zuschauer regelrecht in den Kinosessel gedrückt wird.
Doch "Free Solo" begeistert nicht nur mit seiner visuellen Umsetzung. Sicherlich, dadurch, dass Honnold ohne Seil und andere Hilfsmittel klettert und wirklich jeder falsche Griff seinen sicheren Tod bedeuten würde, bekommen die Aufnahmen noch einmal eine besondere Intensität. Doch ansonsten sind die Bilder, die hier zu sehen sind, nicht wirklich neu – gerade da "Durch die Wand" erst vor ein paar Monaten in unseren Kinos lief. Was den Film aber zusätzlich sehenswert macht, ist das wirklich interessante Porträt eines Mannes, der im wahrsten Sinne des Wortes sein ganz eigenen Weg geht und dabei nicht nur mit dem Tod anderer Menschen, sondern auch mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird.
Zudem versucht der Film auch eine Frage zu klären, die sich wohl jeder Zuschauer stellen wird: Was treibt einen Menschen dazu, so etwas zu machen und damit auch sein Leben aufs Spiel zu setzen? Gut, wer nicht selber klettert, wird das wahrscheinlich nie verstehen können. Aber "Free Solo" schafft es gut, einen kleinen Einblick in diese ganz besondere Welt zu bieten, der die Motivation hinter dem Extremklettern zwar nicht nachvollziehbar, aber immerhin ein klein wenig verständlich macht. Alles in allem ein wirklich mitreißender Film, der ein "absolut sehenswert" mehr als verdient hat.
Ein Artikel von Sebastian Betzold