Freeheld – Jede Liebe ist gleich

Laurel Hester (Julianne Moore) ist mit Leib und Seele Polizistin. In ihrer Dienststelle in New Jersey ist sie eine hoch angesehene Kollegin, die mit ihrem Partner Dane Wells (Michael Shannon) schon so manchen schweren Fall geknackt hat. Doch über ihr Privatleben lässt sie selbst Dane im Dunkeln. Und das aus gutem Grund, denn Laurel ist lesbisch. Würde das bekannt werden, wären viele ihrer sehr konservativ eingestellten Kollegen sicherlich nicht mehr besonders gut auf sie zu sprechen. Auch als sie in der jungen Mechanikerin Stacie (Ellen Page) die Liebe ihres Lebens findet, hält sie die Beziehung geheim. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Bei Laurel wird Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Sie wird sterben und Stacie wird nicht nur sie, sondern auch das kleine Heim, das sie sich zusammen aufgebaut haben verlieren. Nur wenn Laurels Pensionsansprüche auf Stacie übertragen werden, könnte sie das gemeinsame Haus behalten. Doch dafür muss sie ihre Liebe öffentlich machen und in einen schweren Kampf gegen die engstirnigen Behörden ziehen. Und ob sie dafür die Kraft und die Zeit hat, ist fraglich…

In "Freeheld" erzählt Regisseur Peter Sollett ("Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht") die wahre Geschichte von Laurel Hester, die bereits 2007 Thema einer mit dem Oscar ausgezeichneten Kurz-Dokumentation war. Obwohl Sollett Inhalt und Titel von Cynthia Wades preisgekrönter Dokumentation übernommen hat, versucht er, seiner Interpretation einen etwas universelleren Charakter zu verleihen. Zwar steht vordergründig der Kampf eines Paares für Gerechtigkeit im Vordergrund. Gleichzeitig aber soll der Film generell ein Plädoyer für Gleichberechtigung, Toleranz und die Anerkennung von gleichgeschlechtlicher Ehe sein. Es ist eine wichtige und durchaus auch bewegende Geschichte, die von einer überzeugenden Julianne Moore getragen wird.

Das Problem des Films ist, dass er stellenweise einfach zu dick aufträgt. Einige Momente scheinen gerade nur dafür inszeniert zu sein, um als Clip für diverse Preisverleihungen verwendet werden zu können. Im Film aber wirken diese Szenen einfach zu artifiziell, zu sehr von klischeebehaftetem Pathos durchzogen, um wirklich funktionieren zu können. Die ganz große emotionale Wirkung, die hier eigentlich erreicht werden soll, will sich da nur bedingt einstellen. Zudem wirkt das an sich gute, aber etwas zu aufgedrehte Spiel von Steve Carell fast schon wie ein humorvoller Fremdkörper in einem ansonsten von dramaturgischer Schwere dominierten Drama. Die kleinen Neckereien zwischen dem schrillen Steve und dem sehr zugeknöpften Dane sind amüsant, keine Frage. Doch zum vorherrschenden Ton der Inszenierung wollen diese kleinen Momente der Aufheiterung einfach nicht funktionieren.

Es ist schade, dass diese sehr starke Geschichte so konventionell umgesetzt wurde. Immerhin: Die Botschaft der Geschichte kann den Schwächen der Umsetzung trotzen und die Bedeutung dessen, was Laurel Hester und Stacie Andree so kurz vor Hesters Tod geschafft haben, wird sehr deutlich. So sorgt der Film dann am Ende doch noch für genügend Stoff zum Nachdenken und Diskutieren und kann zumindest auf dieser Ebene bewegen. Dafür gibt es dann am Ende doch noch ein ordentliches: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold