Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama, Thriller |
Regie: | Christian Alvart |
Kinostart: | 09.01.2020 |
Produktionsland: | Deutschland 2019 |
Laufzeit: | ca. 128 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.freiesland-film.de/ |
1992: In einem kleinen Dorf in Ostdeutschland sind zwei Schwestern spurlos verschwunden. Die beiden Kommissare Stein (Trystan Pütter) und Bach (Felix Kramer) werden dorthin geschickt, um das Verschwinden zu untersuchen. Obwohl schon früher Kinder aus dem Dorf verschwunden sind, scheint sich in dem Ort niemand so recht dafür zu interessieren. Wo immer die Kommissare nach Hinweisen suchen, stoßen sie auf komplettes Schweigen oder einsilbige Antworten, dass die Mädchen garantiert in den Westen abgehauen seien. Doch dann werden die Leichen der Schwestern gefunden und den ungleichen Ermittlern wird klar, dass sie es hier mit einer grausamen Mordserie zu tun haben. Doch auf Hilfe aus der Gemeinschaft können sie jetzt erst recht nicht mehr zählen…
Mit "Freies Land" kehrt Regisseur Christian Alvart atmosphärisch zu seinem Thriller "Antikörper" zurück, jenem Film, mit dem er 2005 seinen Durchbruch als Filmemacher gefeiert hat. Allerdings kommt seine neueste Regiearbeit etwas sperriger daher, was an der tristen Grundstimmung liegen kann. Schließlich ist die Geschichte zu einer Zeit angesiedelt, in der die Hoffnung auf eine goldene Zukunft nach der Wiedervereinigung der harten Realität gewichen ist. Gerade die Menschen in ländlichen Gebieten fühlen sich im Stich gelassen, da immer mehr Betriebe geschlossen werden und junge Menschen in die Großstädte im Westen ziehen.
In diesem Klima von Wut, Enttäuschung und Misstrauen müssen zwei sehr gegensätzliche Kommissare – einer, der es mit dem Recht nicht immer ganz genau nimmt und der die Menschen aus der Region versteht und einer aus der Großstadt, der mit seiner Art nicht nur bei seinem Kollegen öfters aneckt. Die Ermittlungen der Beiden zeichnet Alvart sehr ruhig und beinahe ohne Action nach, wodurch er sich deutlich von seinen letzten Arbeiten, zu denen auch die brachialen Til Schweiger TATORT-Einsätze gehört haben, abgrenzt. Das ist nicht unbedingt leicht zu konsumieren, muss aber als künstlerische Weiterentwicklung sehr positiv gewertet werden.
Ebenfalls lobenswert ist, dass Alvart seinen Film nicht mit den üblichen Verdächtigen, sondern eher mit nicht ganz so verbrauchten Gesichtern besetzt hat. Mal keine Thalbach, kein Peschel oder kein Finzi – das ist wirklich erfrischend. Visuell setzt der Film auf Tristesse, was einen als Zuschauer freilich irgendwie runterzieht. Das gilt auch für die Geschichte selbst, die oft eher unangenehm als unterhaltsam ist. Trotzdem: "Freies Land" ist ein guter und mitreißender Thriller, der hier und da etwas zäh wirkt und ein wenig dick aufträgt, der aber unterm Strich ein "Sehenswert" mehr als verdient hat!
Ein Artikel von Sebastian Betzold