Gangster Chronicles – Blu-ray

Film: In der kleinen Stadt Erwin in Louisiana scheint der Hund begraben. Hier gibt es eigentlich kaum etwas, was einen Besuch in dem Städtchen rechtfertigen würde. Und trotzdem passieren hier die merkwürdigsten Dinge, wobei das Pfandleihhaus von Alton (Vincent D`Onofrio) immer eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Hier etwa versetzt Vern (Lukas Haas) die Schrotflinte, mit der er, sein Kumpel Raw Dog (Paul Walker) und Randy (Kevin Rankin) den Dealer Stanley (Norman Reedus) ausnehmen wollten. Doch wie soll das ohne Waffe gehen? Auch ein Ring, den der frisch verheiratete Richard (Matt Dillon) ausgerechnet am Tag nach seiner Hochzeit mit Sandy (Rachelle Lefevre) in Altons Pfandleihe findet, setzt extrem blutige Ereignisse in Gang. Denn Richard ist sich sicher, dass dies der Ring seiner ersten Frau ist, die vor Jahren spurlos verschwunden ist. Als er nach vielen Umwegen den Mann (Elijah Wood) findet, von dem der Ring stammt, macht er eine ungeheuerliche Entdeckung. Und schließlich ist da noch der erfolglose Elvis-Imitator Ricky (Brendan Fraser), der bei Alton seine geliebte Elvis-Medaille versetzen muss, um an Geld zu kommen. Nichts wünscht sich Ricky so sehr, wie endlich einmal Erfolg zu haben. Dafür wäre er sogar bereit, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen. Doch manche Wünsche sollten vielleicht doch lieber unerfüllt bleiben…

Schon in seinem Thriller "Running Scared" hat Regisseur Wayne Kramer einen von düsterem Zynismus durchzogenen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele geworfen. Das war humorvoll, aber auch schockierend, spannend und sehr blutig. "Gangster Chronicles" schlägt da in eine ähnliche Kerbe. Allerdings geht es Kramer hier dann doch sehr viel humorvoller an. Erst auf dem Anwesen von Johnny Shaw (Elijah Wood) kommt eine ähnlich grausame Düsternis zum Tragen, wie die, der Paul Walker in "Running Scared" in der Wohnung von Edele begegnet ist. Wer "Running Scared" gesehen hat, kann in etwa erahnen, was die Zuschauer bei einem erschreckend widerlichen Elija Wood erwartet. Zwar hat das durchaus auch eine gewisse humorvolle Seite, gerade wenn sich hier eine Verbindung zu der ersten Geschichte mit Raw Dog und Randy offenbart. Doch insgesamt nimmt der Film hier extrem verstörende Züge an.

Bis es soweit ist, funktioniert die Mischung aus skurrilen Momenten, überzogener Brutalität und absurden Dialogen sehr gut. Das Ganze ist extrem schräg und fernab jeder Political Correctness, dass es einfach nur ein ganz großer Spaß ist. Alleine Brendan Fraser als schlechten Elvis-Imitator zu erleben, oder Paul Walker und Kevin Rankin dabei zuzuhören, wie sich die etwas unterbelichteten Neo-Nazis als Nicht-Rassisten outen, ist wunderbar skurril und sorgt für einige richtige gute Lacher. Diese drohen einem aber später durchaus auch mal im Hals stecken zu bleiben. Man muss sich darauf einlassen, dass der Film nicht nur böse ist, sondern auch den einen oder anderen Schlag in die Magengrube austeilt. Hat man das akzeptiert, steht einem vergnüglichen Filmgenuss eigentlich Nichts mehr im Weg.

Die großartige Besetzung alleine macht kleinere dramaturgische Schwächen locker wieder wett. Der viel zu früh verstorbene Paul Walker offenbart hier viel komödiantisches Talent, Brendan Fraser beweist Mut zur Hässlichkeit, Thomas Jane liefert einen großartigen Kurzauftritt in bester "Marlboro-Man" Manier ab, Vincent D`Onofrio glänzt als etwas einfältiger Pfandleihhaus-Betreiber und Elijah Wood darf hier noch einmal eine ähnlich brutale Anti-Hobbit Performance abliefern, wie vor neun Jahren in "Sin City". Die Darsteller und einige wunderbar schräge Einfälle machen "Gangster Chronicles" für Liebhaber von blutigen Gangster-Komödien der politisch unkorrekten und schrägeren Art zu einem großen Vergnügen. Kein kultiges Meisterwerk, aber insgesamt absolut sehenswert!

Bild + Ton: Das Bild der Blu-ray ist absolut sauber und präsentiert das Geschehen in warme, kraftvolle Farben getaucht. Die Gesamtschärfe liegt auf einem sehr guten Niveau, wobei auch kleinere Details in der Regel gut zur Geltung kommen. Der Ton liegt in einem angenehm lebhaften DTS-HD Master Audio 5.1 Mix vor, der die Stimmen gut verständlich auf den Soundtrack und die diversen Soundeffekte abgestimmt aus den Lautsprechern erklingen lässt. Während die Dialoge in vielen Szenen tonangebend sind, sorgen ab und an auch Soundeffekte wie Schüsse und Schläge für hörbare Bewegung auf den Surround-Kanälen. Gut!

Extras: Als Bonus hat die Disc lediglich den Trailer und einen recht informativen Audiokommentar von Regisseur Wayne Kramer und Drehbuchautor Adam Minarovich zu bieten.

Fazit: "Gangster Chronicles" ist schräg, blutig, böse und in einigen Momenten auch extrem düster. Damit schlägt der Film ähnliche Töne an, wie Kramers "Running Scared", ist insgesamt aber noch ein bisschen schräger. Wer sich an der Brutalität und der fehlenden Political Correctness nicht stört, der wird hier schon aufgrund des spielfreudigen Darstellerensembles gut unterhalten. Die Blu-ray präsentiert den episodenhaften Film in guter Bild- und Tonqualität, nur das magere Bonusmaterial trübt den positiven Gesamteindruck ein klein wenig. Insgesamt gibt es aber trotzdem ein mehr als zufriedenes: Empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold