Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Girl on the Train |
Genre: | Drama, Thriller |
Regie: | Tate Taylor |
Kinostart: | 27.10.2016 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 112 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/GirlOnTheTrainFilm |
Jeden Tag nimmt Rachel Watson (Emily Blunt) den Pendlerzug nach Manhattan und jeden Tag hält dieser in Sichtweite eines Hauses, in dem das perfekte Paar (Haley Bennett und Luke Evans) zu leben scheint. Für wenige kurze Augenblicke kann Rachel in das Glück der beiden Fremden eintauchen, was für sie zu einer schmerzhaften Obsession wird. Schließlich hat sie nur wenige Häuser weiter mit ihrem Mann Tom (Justin Theroux) gelebt, bevor er sie für seine neue Frau Anna (Rebecca Ferguson) verlassen hat, mit der er nun in ihrem Haus ein gemeinsames Kind großzieht. Als Rachel eines Tages durchs Zugfenster sieht, wie die junge Frau einen anderen Mann küsst, fällt ihre Traumwelt in sich zusammen. Wie in Trance steigt sie auf der Rückfahrt in ihrem einstigen Wohnort aus – und gerät so in ein Netz aus Lügen, Tagträumen, Halluzinationen und Mord…
Nach dem großen Erfolg der Romanvorlage von Paula Hawkins, die sich weltweit über 15 Millionen Mal verkauft hat, war eine Verfilmung von "Girl on the Train" eigentlich nur eine Frage der Zeit. Regisseur Tate Taylor ("The Help") und die gefeierte Drehbuchautorin Erin Cressida Wilson ("Secretary") haben versucht, die verschachtelt erzählte Geschichte leinwandtauglich zu erzählen. Das ist ihnen an sich auch gut gelungen. Allerdings fehlt der Filmadaption die nötige Würze, um aus ihr mehr zu machen, als ein sehr konventionelles Thriller-Drama.
Die Inszenierung ist visuell sehr atmosphärisch und verfügt auch durchaus über einige solide Spannungsmomente – zumindest dann, wenn man die Buchvorlage nicht kennt. Doch gleichzeitig wird man als Zuschauer auch mit vielen sehr zähen, anstrengenden Szenen konfrontiert. Der so oft stimmige Erzählfluss wird dadurch immer wieder ausgebremst, was gerade angesichts der Tatsache, dass gerade der Wechsel zwischen den Zeitebenen und verschiedenen Erzählperspektiven so gut funktioniert. Doch auch wenn diese Bestsellerverfilmung nicht der ganz große Wurf geworden ist, so gibt es immerhin einen Aspekt, in dem der Thriller voll und ganz überzeugen kann: Die Besetzung!
Emily Blunt spielt absolut überzeugend. Sie sieht nicht nur extrem fertig aus, sondern verkörpert die gebrochene, von Trauer und Alkohol gebeutelte Frau, auch sonst richtig gut. Aber auch Newcomerin Haley Bennett und Luke Evans liefern absolut solide Leistungen ab. Sie alle verhindern, dass sich die Schwächen des Drehbuchs voll entfalten können und sorgen so immerhin dafür, dass "Girl on the Train" ordentliche Unterhaltung bietet. Sicherlich, die Geschichte hätte noch packender erzählt werden können und die guten Darsteller hätten einen besseren Film verdient gehabt. Doch da es dem Regisseur gelingt, eine stimmige Atmosphäre aufzubauen und einige falsche Fährten zu legen, fallen die eher langweiligen Momente des Streifens nicht wirklich negativ ins Gewicht. Und so gilt: Wer nicht mehr erwartet, als konventionelle Thriller-Unterhaltung mit drei starken Darstellerinnen, der kann getrost auf diesen Zug aufsteigen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold