Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Glass |
Genre: | Thriller, Mystery |
Regie: | M. Night Shyamalan |
Kinostart: | 17.01.2019 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 129 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/GlassderFilm/ |
18 Jahre ist es her, dass David Dunn (Bruce Willis) nach einem Zugunglück, das er als Einziger überlebt hat, erfahren hat, dass er über besondere Kräfte verfügt. Nicht nur, dass er enorm stark und scheinbar unverletzbar ist. Durch Berührungen kann er auch in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele blicken und hat so schon manchen bösen Burschen zur Strecke gebracht. Obwohl die Polizei dem geheimnisvollen Rächer schon lange auf der Spur ist, konnte David bislang unerkannt bleiben. Doch als er sich auf die Jagd nach Kevin (James McAvoy), einem Killer mit multiplen Persönlichkeiten, macht, werden Beide von der geheimnisvollen Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) gefangen genommen. Sie hat auch Davids Nemesis, Mr. Glass (Samuel L. Jackson), inhaftiert. Nun will sie beweisen, dass sich alle drei Männer ihre besonderen Fähigkeiten nur einbilden. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass sie damit einen von ihnen ermöglicht, einen lange vorbereiteten Plan in die Tat umzusetzen…
"Glass" ist ein für die Branche eher unübliches Projekt. Denn der Film ist gleichermaßen die Fortsetzung von M. Night Shyamalans 2000er Kino-Hit "Unbreakable", wie auch von seinem Überraschungserfolg "Split" von 2016. Ungewöhnlich dabei ist, dass beide Filme von verschiedenen Studios produziert wurden und sich die beiden Konkurrenten nun zusammengetan haben, um diesen die beiden Vorgänger verbindenden Teil zu inszenieren. Nachdem "Unbreakable" zu den besten Filmen des Regisseurs gehört und "Split" ein gefeiertes Comeback nach einigen Rohrkrepierern markierte, sind die Erwartungen an "Glass" natürlich dementsprechend hoch.
Und leider muss gesagt werden, dass Shyamalan diese hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Das soll allerdings nicht heißen, dass "Glass" ein schlechter Film ist. Er ist nur nicht das Werk geworden, auf das die Fans der Vorgänger gewartet haben. Dabei versucht der Filmemacher, gerade die Verbindung zu "Unbreakable" herzustellen, indem unter anderem nicht verwendetes Material aus dem Werk Verwendung findet und mit neuen Elementen versetzt wird. Es ist auch schön zu sehen, wie Bruce Willis überzeugend zurück in diese Rolle schlüpft, auch wenn er letztendlich etwas zu sehr in den Schatten von James McAvoy und Samuel L. Jackson geschoben wird.
Das größte Problem des Films ist die Story. Diese ist zu sehr mit langen Gesprächen über Comic-Bücher aufgeblasen, die gerade in Zeiten von unzähligen Marvel- und DC-Verfilmungen eher unnötig erscheinen. Im Jahr 2000 mag das noch funktioniert haben, da seinerzeit nur eine kleine Fan-Gemeinde mit den Regeln von Superhelden-Comics vertraut war. Das hat sich nach knapp zwei Jahrzehnten aber deutlich geändert, was auch dieses Drehbuch hätte berücksichtigen müssen, um nicht seltsam antiquiert zu erscheinen.
Man muss sich auf das, was Shyamalan hier serviert, einlassen können, um die vielen Stärken des Films genießen zu können. Wem das nicht gelingt, der wird von "Glass" enttäuscht oder vielleicht sogar verärgert sein. Wer den Film dagegen als das nehmen kann, was er ist, der wird visuell, schauspielerisch und am Ende auch dramaturgisch gut unterhalten. So ist dieses Werk sicherlich nicht einer der besten Filme des einst als neues Wunderkind Hollywoods gefeierten Filmemachers, gehört aber auch nicht zu jenen Gurken, die diesen guten Ruf gnadenlos zerstört haben. Vielmehr balanciert der Mystery-Fantasy-Thriller irgendwo dazwischen. Das ist im ersten Moment enttäuschend, am Ende aber durchaus mitreißend, unterhaltsam und auch sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold