Greatest Showman

P.T. Barnum gilt für Viele als der Vater der modernen Unterhaltung, als Pionier der Verwirklichung von Träumen. Legendär war sein Zirkus, der nach weit über 120 Jahren erst 2017 schließen musste. P.T. Barnum war aber viel mehr. Er war ein Meister der Vermarktung, was ihn nicht gerade zu einer unumstrittenen Person macht. Dass er seine Künstler ausgenutzt und teilweise als "Kuriositäten" vorgeführt hat, kann ihm durchaus vorgehalten werden. Doch es steht außer Frage, dass die Unterhaltungsindustrie ohne den "Greatest Showman" heute anders aussehen würde. Und deshalb kann es dem Spielfilmdebüt von Michael Gracey auch verziehen werden, wenn es einen verklärten und allzu geschönten Blick auf die fabelhafte Zirkuswelt des P.T. Barnum wirft.

Das mit eingängigen Popsongs erfüllte Kinomusical zeigt Barnum (Hugh Jackman) ein von seinen Visionen getriebenen Mann, der sich und seine Frau Charity (Michelle Williams) aus der erbitterten Armut befreit, als er in New York ein Kuriositätenkabinett kauft und es in einen Zirkus verwandelt. Gemeinsam mit seinem jungen Protegé Phillip (Zac Efron) stellt er eine Show auf die Beine, die das Haus Tag für Tag füllt, die aber auf den Straßen auch Proteste hervorruft. Die vollen Kassen reichen Barnum allerdings irgendwann nicht mehr aus. Er will auch gesellschaftliche Anerkennung, die ihm bislang verwehrt geblieben ist. Doch als er die schwedische Opernsängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson) entdeckt und sie als "Schwedische Nachtigall" zum Superstar avanciert, könnte sich das endlich ändern – doch zu welchem Preis?

Auch wenn einige Aspekte in "Greatest Showman" der Wirklichkeit entsprechen und es für viele Figuren reale Vorbilder gibt, so ist das Musical doch auf keinen Fall ein Biopic, sondern vielmehr ein buntes Märchen darüber, seinen Träumen zu folgen. Zudem ist der Film ein Plädoyer für Toleranz und Selbstbewusstsein. Das wird nicht gerade auf besonders subtile Weise vermittelt, wofür die Romanze zwischen den fiktiven Charakteren Phillip und der farbigen Artistin Anne (Zendaya) ein sehr gutes Beispiel ist. Zudem entspricht die Botschaft des Films wahrscheinlich nicht dem Geschäftssinn des echten P.T. Barnum. Doch egal: Auch wenn das Ganze so gehaltvoll wie Zuckerwatte ist und mit der Wirklichkeit recht wenig zu tun hat, ist der Film doch absolut sehenswert.

Und das hat gleich mehrere Gründe. Hauptgrund ist Hugh Jackman, der mit seinem Charisma auch die kitschigsten Momente des Films bewegend und charmant macht. Bedenkt man, dass er erst vor wenigen Monaten in der dreckigsten und brutalsten Version seines Wolverine-Charakters überzeugen konnte, merkt man, was für ein guter und vielseitiger Darsteller der Australier ist. Neben Jackman sind es aber auch die eingängigen und mitreißend choreografierten Musiknummern, die "Greatest Showman" zu einem ganz großen Kinovergnügen machen. Und die Geschichte ist in dieser fiktiven Version einfach schön.

Daher gilt: Hirn aus, Herz an! Dann ist diese Reise zu den Anfängen des Showbusiness ein Fest für die Augen und die Ohren. Wer Filme wie "Moulin Rouge" (ohne dessen exzentrische Ader) oder "Chicago" mag, wird "Greatest Showman" lieben. Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold