Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Andreas Dresen |
Kinostart: | 23.08.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2018 |
Laufzeit: | ca. 128 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.Gundermann-DerFilm.de |
Gerhard Gundermann (Alexander Scheer) ist Baggerfahrer im Lausitzer Braunkohletagbau. Aber er ist auch Liedermacher, der in seinen Texten den Alltag in der DDR verarbeitet und sich auch durchaus kritisch mit dem Regime auseinandersetzt. Er ist Familienvater und Rebell, Sozialist und Querkopf – doch er ist auch ein Spitzel für die Stasi. Nachdem die Mauer gefallen ist, droht dieses Geheimnis ans Licht zu kommen. Gundermann muss sich nicht nur seiner Schuld stellen, sondern beginnt auch, sich selbst in Frage zu stellen…
Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt Andreas Dresen in seinem Biopic "Gundermann" aus dem Leben eines Poeten, eines Querdenkers und Rebellen, der mit seiner Musik vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen hat, der aber auch durch seine Arbeit für die Stasi gezeigt hat, dass das Leben eben nicht immer schwarzweiß ist. Es gibt viele Schattierungen von Grau – auch bei einem Menschen wie Gerhard Gundermann, bei dem man es nicht erwartet hätte, dass er der Stasi Geheimnisse über seine Kollegen berichtet hat. Es ist gerade dieser vielschichtige Charakter, der weder idealisiert, noch verteufelt wird, der den Film so gelungen macht.
Das ständige hin und her springen zwischen den verschiedenen Zeitebenen ist zu Beginn etwas verwirrend, da es nur verhältnismäßig subtil angedeutet wird und nicht etwa durch eingeblendete Jahreszahlen. Sobald aber klar ist, dass die Geschichte nicht linear erzählt wird, kann man sich ganz auf das facettenreiche Geschehen eingelassen werden. Die wird getragen von einer sehr authentischen Bildsprache und einem hervorragenden Alexander Scheer, der ganz hinter der Figur des Gundermann verschwindet. Nicht nur äußerlich, sondern auch beim Gesang kommt Scheer dem realen Vorbild sehr nah.
Dresen schafft das Kunststück, Humor und Drama überzeugend zu vermischen und so ein Stück mitreißender Zeitgeschichte nachzuzeichnen, das vielen so noch unbekannt sein dürfte, selbst wenn ihnen der Name Gundermann etwas sagen sollte. Mit über zwei Stunden ist das Ganze zwar etwas zu lang geraten, doch insgesamt ist der Film ein mitreißendes Drama geworden, das anhand einer wahren Geschichte zeigt, dass sich Menschen nicht so leicht in eine Schublade stecken lassen, wie man so oft glauben mag. Ein wirklich gutes Stück deutschen Kinos und damit auch ganz klar: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold