Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Hacksaw Ridge |
Genre: | Kriegsfilm, Drama |
Regie: | Mel Gibson |
Kinostart: | 26.01.2017 |
Produktionsland: | USA/Australien 2016 |
Laufzeit: | ca. 140 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.hacksaw-ridge-film.de |
1945: Der junge Desmond Doss (Andrew Garfield) steckt in einem moralischen Dilemma. Einerseits will er seinem Land im zweiten Weltkrieg dienen. Andererseits lässt sich Gewalt und Töten nicht mit seinem Glauben vereinbaren. Mit aller Kraft kämpft er dafür, ohne Waffe in den Kampf ziehen zu dürfen. Tatsächlich wird ihm das gewährt, was von den anderen Soldaten gar nicht gerne gesehen wird. Sie sehen in Desmond eine Gefahr – doch es stellt sich bald heraus, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Denn während des gnadenlosen Kampfes um die Insel Okinawa ist es ausgerechnet Desmond, der das Leben vieler Kammeraden rettet, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben…
Mit "Hacksaw Ridge – Die Entscheidung" meldet sich Mel Gibson nach etlichen Negativ-Schlagzeilen eindrucksvoll als Regisseur zurück. Das auf einer wahren Geschichte basierende Helden-Epos ist zwar nicht ganz frei von Klischees inszeniert. Und in einigen Momenten kommt auch eine gehörige Portion Pathos zum Einsatz. Und dennoch ist Gibsons Regie so mitreißend und kraftvoll, dass man über diese Schwächen gerne hinwegsieht. Gibson versteht es erstklassig, eine Geschichte wie diese so aufzubauen, dass man als Zuschauer einfach hineingesaugt wird. Die Charaktere sind greifbar, wodurch man mit ihrem Schicksal mitfiebert. Das ist bei einer solchen Geschichte unglaublich wichtig, da sie erst durch die emotionale Komponente wirklich funktioniert.
Wären einem die Figuren gleichgültig, dann würden die Schwächen sehr viel deutlicher zum Vorschein treten. Einige der Dialoge funktionieren nur wegen der starken Darsteller und der guten Regie. Auf dem Papier klingen sie dagegen arg klischeehaft, was nicht nur für die romantischen Szenen zwischen Desmond und seiner großen Liebe Dorothy gilt. Doch die kleinen Drehbuchschwächen werden durch ein extrem souveränes Spiel unbedeutend gemacht. Wenn Hugo Weaving etwa ein flammendes Plädoyer dafür hält, dass sein sohn auch ohne Waffe in den Krieg ziehen kann, dann wirkt das arg dick aufgetragen, funktioniert aber aufgrund des mitreißenden Spiels von Weaving.
Richtig packend wird das Ganze dann aber erst bei der Schlacht um Okinawa. Gut, man könnte argumentieren, dass Gibson den gleichen Effekt ohne die streckenweise extrem heftige Brutalität erreicht hätte. In einigen Momenten ist "Hacksaw Ridge – Die Entscheidung" sogar noch schockierender, gnadenloser und brutaler, als die Anfangssequenz von "Der Soldat James Ryan". Doch auch wenn hier etwas weniger vielleicht mehr gewesen wäre und auch wenn man in ein paar Szenen das Gefühl hat, dass der Kampf sehr offensichtlich in einem Studio inszeniert wurde, so kommt man doch nicht umhin, von der extremen Spannung der Geschichte gefesselt und regelrecht in den Kinosessel gedrückt zu werden. Hier schafft es Gibson erstklassig, aus allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste herauszuholen.
"Hacksaw Ridge – Die Entscheidung" ist die Geschichte eines echten Helden, der dem Grauen des Krieges trotz und sich auch im Umfeld der größten Grausamkeiten seine Menschlichkeit und seinen Glauben bewahrt hat. Ein auf fast allen Ebenen sehr guter Film, mit dem Mel Gibson seinen Ruf als ernstzunehmender Filmemacher endlich wieder einmal untermauert hat! Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold