Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Sonja Heiss |
Kinostart: | 07.05.2015 |
Produktionsland: | Deutschland/Norwegen 2015 |
Laufzeit: | ca. 92 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.pandorafilm.de |
Als Hedi (Laura Tonke) eines Morgens auf dem Weg ins Büro im Fahrstuhl stecken bleibt, nimmt sie die Situation mit Humor. Denn so ist Hedi: selbst in Momenten, in denen andere in Panik geraten würden, bleibt sie gelassen. Doch dann wird ausgerechnet sie eines Abends von einer Angstattacke heimgesucht, durch die ihr bislang so perfektes Familienleben völlig aus der Bahn geworfen wird. Statt wie bislang nur die positiven Seiten des Lebens zu sehen und sich auf die Zukunft zu freuen, wird Hedis Alltag fortan von existentiellen Ängsten bestimmt, von denen sie regelrecht gelähmt wird. An Arbeiten ist dabei ebenso wenig zu denken wie an den mit ihrem Mann Uli (Hans Löw) und ihrem gemeinsamen Sohn Finn (Leander Nitsche) geplanten Umzug nach Afrika. Denn Job dort ist Uli schnell los und auch ansonsten steht er der Situation ähnlich hilflos gegenüber, wie seine Frau. Es dauert nicht lange, bis die Angststörung zu einer echten Belastungsprobe für ihre Ehe und ihre eigentlich so unerschütterliche Liebe wird. Dieses Glück will Hedi nicht verlieren – doch was tun, wenn sie doch in ihren Ängsten feststeckt?
Mit "Hedi Schneider steckt fest" konnte Sonja Heiss den Hessischen Filmpreis 2014 für den besten Film einheimsen und sich dabei gegen enorm starke Konkurrenz wie das hervorragende Drama "Im Labyrinth des Schweigens" durchsetzen. Grund dafür war das gute Spiel von Hauptdarstellerin Laura Tonke in Kombination mit der Tatsache, dass Heiss ein schwieriges Thema mit erfrischender Leichtigkeit angepackt hat. Dass der Film dabei aber meistens als Komödie bezeichnet wird, ist eigentlich nicht wirklich nachvollziehbar. Sicherlich, gerade in den ersten Minuten gibt es einige sehr lustige Szenen und auch im weiteren Verlauf der Geschichte wird das Geschehen ab und an durch liebenswert unkonventionellen Humor aufgelockert. Doch im Großen und Ganzen ist der Film ein Drama, in dem das Thema Angststörung durchaus auch mit der entsprechenden dramaturgischen Schwere behandelt wird.
Was der Inszenierung hoch anzurechnen ist, ist die Tatsache, dass die Geschichte nicht nur aus der Sicht der betroffenen Hedi erzählt wird. Vielmehr wird auch versucht zu zeigen, was ihre Krankheit für Uli bedeutet, was er aufzugeben bereit ist und welche Kräfte er mobilisieren muss, um seiner Frau in dieser schwierigen Zeit beizustehen. Wie sehr er unter der Ohnmacht der Hilflosigkeit zu leiden hat, ist ein ebenso wichtiger Bestandteil der Geschichte wie Hedis Verzweiflung darüber, in einer undefinierbaren Angst festzustecken. Das ist auf jeden Fall toll gespieltes und gerade in der ersten Hälfte sehr gut inszeniertes Autorenkino. Doch zum Ende hin wird das Ganze etwas sperriger und bedient sich dann auch einiger unnötiger Klischees (gerade was Uli betrifft), was angesichts der vielen guten Aspekte etwas schade ist.
"Hedi Schneider steckt fest" hat einige sehr schöne Momente, doch nicht immer will die Mischung aus Komödie und Drama, aus Leichtigkeit und inhaltlicher Schwere auch wirklich funktionieren. Intensiv ist das Ganze allemal, unterhaltsam dagegen nur bedingt. Wer stark gespieltes Programmkino aus Deutschland schätzt und generell einen interessanten Inhalt über einen entspannten Unterhaltungswert stellt, der sollte sich diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen. Wer aber aufgrund der Trailer eine leichte Komödie oder aufgrund der Auszeichnungen ein echtes Meisterwerk erwartet, der könnte am Ende doch enttäuscht das Kino verlassen. Dafür gibt es ein: Mit Abstrichen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold