Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie |
Regie: | Oskar Roehler |
Kinostart: | 03.05.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2018 |
Laufzeit: | ca. 110 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.herrlichezeiten-film.de |
Eigentlich haben der Schönheitschirurg Claus (Oliver Masucci) und seine Frau, die Gartenarchitektin Evi (Katja Riemann) nur eine neue Haushaltshilfe für ihre schicke Villa gesucht. Dass Claus leicht alkoholisiert eine Anzeige mit der Überschrift "Sklave/in gesucht" aufgibt, hat zunächst zur Folge, dass allerhand Interessierte in Lack und Leder bei dem Paar vor der Türe stehen. Doch einer scheint die Anzeige tatsächlich ernst genommen zu haben. Der aufmerksame, gebildete und gepflegte Bartos (Samuel Finzi) möchte Claus und Evi gerne als seinen Herren und seine Herrin dienen. Den Beiden ist es zunächst äußerst unangenehm, sich von vorne bis hinten bedienen zu lassen. Doch Bartos bereichert ihr Leben ungemein. Als er auch noch seine Frau Lana (Lize Feryn) als Unterstützung dazu holt, verwandelt sich die Villa ins Paradies auf Erden – einfach zu schön, um wahr zu sein…
Oskar Roehler ("Elementarteilchen", "Agnes und seine Brüder") ist ein Filmemacher, der gerne auch mal polarisiert. Seine Filme sind mitunter schon etwas speziell, was sich auch über die bitterböse Satire "HERRliche Zeiten" sagen lässt. Der Film geht einige Wege, bei denen so manchem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleiben wird, gerade dann, wenn der Humor etwas versteckter um die Ecke kommt. Doch am Ende muss man Roehler attestieren, dass er eines auf jeden Fall geschafft hat: er erzählt seine Geschichte äußerst konsequent zu ende. Und da verzeiht man dem Film auch einige etwas schwächere oder sogar plattere, überzogene Momente gerne.
Geschickt lässt Roehler seine Figuren den Verlockungen des Luxuslebens erliegen und dafür die Ausbeutung und Erniedrigung anderer Menschen in Kauf nehmen. Die moralischen Zweifel, die den Protagonisten dabei aufkommen mögen, werden auf eine Art und Weise weggewischt, die einerseits etwas manipulativ wirkt, aber durchaus nachvollziehbar ist. Man ertappt sich auch als Zuschauer dabei, Claus und Evi um einen "Sklaven" wie Bartos zu beneiden und man fragt sich irgendwann zwangsläufig: Was wäre ich bereit, für ein solches Leben zu tun?
Die Grenzen des guten Geschmacks werden besonders in einem Moment ganz bewusst überschritten. Wozu das führt, ist überraschend konsequent umgesetzt und sorgt für ein bitterböses Ende, bei dem man als Zuschauer nicht weiß, ob man lachen soll oder ob es einem vor moralischem Grausen schüttelt. Mit einer hintergründigen Inszenierung und einem bewusst plakativen Spiel der sehr guten Darsteller hinterlässt "HERRliche Zeiten" zwar ein etwas ungutes Gefühl – aber auch einen sehr positiven Gesamteindruck. Und dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold