Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Thriller, Drama |
Regie: | Stefan Ruzowitzky |
Kinostart: | 07.10.2021 |
Produktionsland: | Österreich / Luxemburg 2020 |
Laufzeit: | ca. 98 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/SquareOneEntertainm |
Wien, 1920: Nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft in Russland kehrt der ehemalige Kriminalinspektor Peter Perg (Murathan Muslu) in seine Heimatstadt zurück. Doch hier ist nichts mehr so, wie es einmal war. Seine Frau ist mit seiner Tochter weggegangen, seinen Job hat er verloren und aus dem einstigen Kaiserreich ist eine Republik geworden, in der er keinen Platz mehr zu haben scheint. Als kurz nach seiner Rückkehr ein Serienmörder die Stadt in Atem hält, gerät Perg zunächst selbst in Verdacht. Besonders der junge Kommissar Paul Severin (Max von der Groeben) ist von seiner Schuld überzeugt. Doch mit Hilfe der Gerichtsmedizinerin Theresa Körner (Liv Lisa Fries) gelingt es Perg, dem echten Killer auf die Spur zu kommen. Doch der hat sein Werk noch nicht vollendet und wird sich in seinem blutigen Treiben von Niemanden aufhalten lassen…
"Hinterland" ist der neue Film von Oscargewinner Stefan Ruzowitzky ("Die Fälscher", "Narziß und Goldmund"). Obgleich der Thriller dramaturgisch eher konventionelle Kost bietet, ist der Film insgesamt etwas sehr Besonderes. Denn "Hinterland" wurde fast vollständig vor Blue-Screens gedreht, das an die expressionistischen Motive des Kinos der 20er Jahre erinnernde Szenenbild entstand dann am Computer. Das mag stilistisch an Filme wie "Sin City" erinnern, verfügt aber dennoch über einen ganz eigenen Charakter. Denn der Regisseur baut durch die Bilder, aber auch durch das Spiel seines Ensembles eine ganz besondere Atmosphäre auf, die einen schnell packt und auch bis zum (zugegebenermaßen etwas vorhersehbaren) Ende nicht mehr loslässt.
Die Zerrissenheit von Peter Perg wird vor dem Hintergrund des sich nach dem Krieg gewandelten Wien sehr deutlich. Er wirkt oft wie ein Fremdkörper, wie ein Ausgestoßener, trotz seiner Verdienste vor und während des Kriegs. Dass Murathan Muslu diese Rolle derart intensiv und glaubhaft verkörpert hat, obwohl er dies nur vor einer blauen Leinwand machen musste, ist eine wirklich beeindruckende Leistung. Aber auch der Rest des Ensembles kann überzeugen, allen voran Liv Lisa Fries, die ähnlich wie in "Babylon Berlin" eine sehr interessante und starke Frau verkörpert.
"Hinterland" ist ein in jeder Hinsicht spezieller Film – im besten Sinne des Wortes. Es ist Stefan Ruzowitzky gelungen, eine im Kern konventionelle Serienkiller-Story mit sozialkritischer Relevanz, visueller Faszination und schauspielerischer Exzellenz zu inszenieren. Das hat ein "Absolut sehenswert" mehr als verdient!
Ein Artikel von Sebastian Betzold