Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Dokumentarfilm |
Regie: | Marcus H. Rosenmüller |
Kinostart: | 23.04.2015 |
Produktionsland: | Österreich/Deutschland 2015 |
Laufzeit: | ca. 94 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.movienetfilm.de |
Schon früh hat Hubert Achleitner seine Liebe zur Musik entdeckt. Und es war ihm genauso früh klar, dass er sich nicht in eine Schublade stecken lassen möchte. Und so wurde er Mitte der 80er als Hubert von Goisern mit den Alpinkatzen zum wohl wichtigsten Vertreter des Alpenrocks. Mit dem Song "Koa Hiatamadl" schaffte es die Mischung aus traditioneller Volksmusik und Rock dann sogar in die Charts, womit der letzte Grundstein für die bis heute andauernde Karriere des studierten Musikers gelegt wurde. In den folgenden Jahren versuchte von Goisern immer wieder, sich musikalisch weiterzuentwickeln, neue Dinge auszuprobieren und dabei immer weiter über den Tellerrand hinaus zu schauen. Dabei hielt er auch mit seinen gesellschaftspolitischen Ansichten selten hinterm Berg und bekam so den Ruf eines Querdenkers verpasst. Doch auch wenn einige seiner Songs einem Millionenpublikum bekannt sind, wissen die Wenigsten etwas über den Menschen Hubert von Goisern, über sein soziales Engagement und seine wirklich spannende, vielseitige Karriere. Das möchte nun Erfolgsregisseur Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger tot") mit seinem ersten Dokumentarfilm "Hubert von Goisern – Brenna tuat`s schon lang" ändern.
In dem Film wird die Karriere des Musikers anhand von zahlreichen Archivaufnahmen und sehr ausführlichen Interviews nachgezeichnet. Der emotionale Höhepunkt dabei ist sicherlich das Treffen von Goiserns mit seinem alten Musiklehrer, der früh das große Talent seines Schülers erkannt hat. Aber auch sein erster Live-Auftritt, sein Besuch bei der Verhaltensforscherin Jane Goodall in Tansania, seine Versuche als Schauspieler oder auch das Ende der Zeit mit den Alpinkatzen werden ehrlich und ausführlich behandelt. Viel Zeit widmet die Dokumentation einem ganz besonderem Konzertprojekt: der Linz Europa Tour. Über einen Zeitraum von zwei Jahren schipperten von Goisern und sein Team durch Europa, um in verschiedenen Städten mit lokalen Musikern zu spielen und anhand der Musik zu zeigen, dass wir trotz kultureller, politischer oder religiöser Unterschiede doch alle irgendwie gleich sind.
Das Besondere, das Marcus H. Rosenmüller mit diesem Film schafft ist, dass man als Zuschauer kein Fan von Hubert von Goisern sein muss und noch nicht einmal seine Musik zu mögen braucht, um von dem Menschen und dem, was er zu erzählen hat, mitgerissen zu werden. Trotz einiger kleiner Längen ist "Hubert von Goisern – Brenna tuat`s schon lang" eine höchst interessante und auch mitreißende Künstlerbiografie geworden, die von den sehr offenen Gesprächen und den vielen Einblicke abseits der Bühne lebt. Kurzweilig, unterhaltsam und deshalb auch: absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold