Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie, Musikfilm, Romantik |
Regie: | Philipp Stölzl |
Kinostart: | 17.10.2019 |
Produktionsland: | Deutschland 2019 |
Laufzeit: | ca. 128 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/NewYorkFilm.DE/ |
TV-Moderatorin Lisa Wartberg (Heike Makatsch) steht am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Nicht nur, dass ihre Karriere am seidenen Faden hängt. Ausgerechnet jetzt verliert ihre Mutter Maria (Katharina Thalbach) auch noch durch einen Unfall ihr Gedächtnis. Als wäre all das nicht schon schlimm genug, flieht die alte Dame auch noch aus dem Krankenhaus und schleicht sich als blinder Passagier an Bord eines luxuriösen Kreuzfahrtschiffes. Denn das Einzige, woran sie sich noch erinnern kann, ist, dass sie noch niemals in New York war und unbedingt dorthin möchte. Nun muss sich Lisa zusammen mit ihrem Maskenbildner Fred (Michael Ostrowski) auf die Suche nach Maria machen. Doch obwohl sie ihre Mutter schnell findet, fängt der Trubel damit erst richtig an. Denn nun ist auch Lisa unfreiwillige Passagierin auf der „MS Maximiliane“ und muss dort ihr fehlendes Ticket als Dienstmädchen abarbeiten. Dabei trifft sie Axel Staudach (Moritz Bleibtreu) und dessen Sohn Florian (Marlon Schramm) kennen. Zwischen den Beiden fliegen schnell die Fetzen, bevor die knisternden Funken sprühen. Und auch Maria wird durch die Begegnung mit dem Frauenheld Otto (Uwe Ochsenknecht) von Amors Pfeil getroffen. Angeblich verbindet die Beiden sogar eine gemeinsame Vergangenheit. Doch das sind wahrlich nicht die einzigen Überraschungen, die diese Kreuzfahrt noch zu bieten hat, bevor das Schiff in New York vor Anker geht…
Über 4 Millionen Menschen haben bislang das Musical "Ich war noch niemals in New York", das auf den Songs von Udo Jürgens basiert, gesehen. Nach zehn erfolgreichen Jahren an festen Spielstätten ging das Musical 2016 auf Tour, was die Besucherzahl noch einmal deutlich in die Höhe getrieben hat. Nicht zuletzt auch wegen des großen Erfolgs der Verfilmung des Musical-Erfolgs "Mamma Mia!" war es da nur eine Frage der Zeit, bis auch "Ich war noch niemals in New York" für das Kino adaptiert werden würde. Regisseur Philipp Stölzl - eigentlich ein richtig guter Filmemacher - hat dabei das Unglaubliche geschafft: Er hat das Musical all dessen beraubt, was die Bühnenversion so charmant und mitreißend gemacht hat und hat das Ganze zu einer quietschbunten Lachparade verkommen lassen, die getrost als Katastrophenfilm bezeichnet werden darf.
Ja, der Film ist sehr bunt. Aber macht ihn das automatisch zu einem großen Spaß? Nicht wirklich. Dass sich die Macher hier auf knallige Kostüme, ach so witzige Frisuren und falsche Zähne verlassen, zeugt ja schon von dem Niveau, auf dem sich das Ganze bewegt. Und auch die Schauspieler sind – mit ein paar wenigen Ausnahmen – einfach nicht besonders gut, da sie viel zu übertrieben agieren. Katharina Thalbach etwa reduziert ihr Spiel auf ständiges Weit-Aufreißen ihrer Augen. Und ihre markante Stimme geht einem auf Dauer auch gehörig auf die Nerven.
Auch die Ausstattung ist grauenhaft. Warum das Schiff als veralteter Schrotthaufen, der keine Inspektion überstehen würde und auf dem die Bediensteten wie Sklaven untergebracht sind, gezeigt wird, ist kaum nachvollziehbar. Anscheinend ist der ständige Anachronismus beabsichtigt, kann aber nicht überzeugen. Alles wirkt hier künstlich und so, dass man sich an diesem Ort einfach nicht wohlfühlt. Das ist bei der Bühnenversion ganz anders. Auch die dramaturgischen Änderungen sind deutliche Verschlechterungen und lassen fast alles fallen, was das Original-Musical so sehenswert macht.
Ich bin kein riesiger Fan von Udo Jürgens, war von dem Musical aber wirklich begeistert. Die Songs – vorgetragen von ausgebildeten Musical-Darstellern – und die einfache, aber nette Geschichte haben echtes Gute-Laune-Feeling verbreitet. Und ab und an ging es sogar richtig ans Herz. Von der Kinoversion dagegen war ich zwei Stunden lang nur genervt. Der Gesang ist fast immer schrecklich, die Schauspieler agieren wie bereits erwähnt völlig übertrieben und der Humor ist extrem platt. Für mich eine der größten Enttäuschungen des Kino-Jahres. Selbst mit ganz viel gutem Willen gibt es daher von mir ein: leider so gar nicht sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold