Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | It Comes At Night |
Genre: | Thriller, Drama, Horror |
Regie: | Trey Edward Shults |
Kinostart: | 18.01.2018 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 92 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/ItComesAtNight.DerF |
Es ist tatsächlich geschehen: Ein tödlicher Virus hat fast die gesamte Menschheit dahingerafft. Paul (Joel Edgerton), seine Frau Sarah (Carmen Ejego) und ihr 17jähriger Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) haben es geschafft, diesen Horror zu überleben. In der Einsamkeit der Wälder haben sie sich schwer bewaffnet ein kleines Refugium aufgebaut, in dem sie gerade so über die Runden kommen. Paul würde alles dafür tun, um seine Familie zu retten – auch wenn das bedeutet, dass er potentiell infizierte Menschen töten muss. Doch als ein junges Paar (Riley Keough, Christopher Abbott) mit ihrem kleinen Sohn bei ihnen Schutz sucht, lässt sich Paul überreden, sie aufzunehmen. Doch die anfängliche Hilfsbereitschaft wird mehr und mehr von Paranoia und Misstrauen vertrieben. Und es dauert nicht lange, bis Paul eine sehr dramatische Entscheidung treffen muss…
"It Comes At Night" ist ein ruhiger, aber trotzdem intensive Endzeit-Thriller, der gerade deshalb so gut funktioniert, da er sich weitgehend auf sehr beschränkten Raum abspielt. Der Zuschauer weiß ebenso wenig wie die Protagonisten, was außerhalb des Waldes geschieht, wie viele Überlebende es gibt und wo überall Gefahren auf sie lauern. Regisseur Trey Edward Shults zeigt, wie eine Familie versucht, in der ständigen Bedrohung des lauernden Todes zusammenzuhalten. Dabei geht es nicht nur um das pure Überleben, sondern auch darum, nicht daran zu zerbrechen, wenn das moralische Empfinden auf eine harte Probe gestellt wird.
Dabei stellt der Film einige ganz grundsätzliche Fragen über Menschlichkeit, Ängste und Schuld. Mit sehr einfachen, aber effektiven Mitteln wandelt sich das Ganze mehr und mehr vom Drama zum Psycho-Horror, wobei sich der Horror mit einigen kleinen Ausnahmen vor allem in den Köpfen der Zuschauer abspielt – was wiederum der bedrückenden Atmosphäre geschuldet ist, die Shults exzellent aufbaut. Auch wenn es kleine Längen gibt und es eigentlich nicht wirklich viel passiert, herrscht von Anfang bis zum bitteren Ende eine mitreißende Spannung, die auch durch das intensive Spiel der Darsteller unterstützt wird.
Besonders Joel Edgerton überzeugt als verzweifelter Familienvater. Sein Handeln ist zumindest zu Beginn absolut nachvollziehbar und es schmerzt einen mit anzusehen, wie die Angst und die Paranoia ihn mehr und mehr in Besitz nehmen und seine Entscheidungen beeinflussen. "It Comes At Night" ist kein Mainstream-Horror und ganz bestimmt kein Film für Genre-Liebhaber, die es gerne blutig und brutal mögen. Wer aber Grauen der psychologischen Art schätzt und tiefgründige Endzeit-Thriller mag, der sollte sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold