Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | 20th Century Women |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Mike Mills |
Kinostart: | 18.05.2017 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 118 Min |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | jahrhundertfrauen-film.de/ |
Santa Barbara, Ende der 1970er Jahre: Dorothea Fields (Annette Bening), Anfang 50, selbstbewusst und emanzipiert, zieht hier alleine ihren 15jährigen Sohn Jamie (Lucas Jade Zumann) auf. Sie ist sicher, dass sie mit ihrer speziellen Art der Erziehung alles richtig macht – bis Jamie eines Tages durch ein leichtsinniges Spiel beinahe ums Leben kommt. Jetzt merkt sie, dass sie die Welt, in der ihr Sohn aufwächst, einfach nicht mehr versteht. Und so bittet sie ihre Untermieterin, die Fotografin Abbie (Greta Gerwig), und Jamies beste Freundin Julie (Elle Fanning), ihrem Sohn dabei zu helfen, seinen Platz in dieser verrückten Welt zu finden. Doch als Jamie von dieser Einmischung in sein Leben erfährt, beginnt er erst recht, gegen seine Mutter zu rebellieren…
"Jahrhundertfrauen" ist nach sechs Jahren Pause endlich der neueste Film von Regisseur Mike Mills, der 2010 mit der wunderbaren Romanze "Beginners" begeistern und Nebendarsteller Christopher Plummer einen Oscar beschert hat. Auch in seinem neuen Film erzählt Mills wieder mit viel Gefühl und hintergründigem Witz eine ungewöhnliche Familiengeschichte. Mit sensibler Hand zeichnet er wunderbare Charaktere, die gerade aufgrund ihrer Fehler und Macken so interessant und charmant sind. Aber nicht nur die Figuren, sondern auch ihre nicht gerade unkomplizierten Beziehungen zueinander sind ganz wunderbar gezeichnet und machen diesen Film zu einem echten Vergnügen.
Dabei schafft es Mills hervorragend, drei verschiedene Generationen glaubhaft zu porträtieren. Mit viel stimmigen 70er Jahre Flair, einnehmenden Voice Over Kommentaren und einem gut ausgewählten Soundtrack macht er die Gefühle der ProtagonistInnen sehr gut greifbar. Man versteht, warum sich Dorothea trotz der Stärke, die sie nach Außen projiziert, gerade in Bezug auf ihren Sohn so schwach fühlt. Warum Abbie, obwohl sie erfolgreich ein Krebsleiden besiegt hat, glaubt, den Sinn im Leben verloren zu haben. Und man versteht auch, warum Julie kein Problem hat, mit Jungs zu schlafen, die ihr nichts bedeuten, warum sie aber auf keinen Fall mit Jamie Sex haben möchte – obwohl sie regelmäßig das Bett mit ihm teilt.
So ist nicht nur die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ein extrem interessanter Aspekt des Films, sondern auch die Freundschaft zwischen dem Jungen und Julie, bzw. zwischen Jamie und Abbie. Mike Mills präsentiert eine fein beobachtete Mischung aus Drama und Komödie, aus den Ängsten in einer Welt im Umbruch und Ode an das Leben. "Jahrhundertfrauen" ist ein schöner, hintersinniger und extrem unterhaltsamer Film, der nur ein Fazit zulässt: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold