Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | No Time to Die |
Genre: | Action, Abenteuer |
Regie: | Cary Joji Fukunaga |
Kinostart: | 30.09.2021 |
Produktionsland: | USA / Großbritannien 2020 |
Laufzeit: | ca. 163 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/JamesBond007DE/ |
Das wir das noch erleben dürfen: nach gefühlt unzähligen Verschiebungen läuft nun endlich der neue James Bond in unseren Kinos: Der letzte Auftritt von Daniel Craig als 007 beginnt mit einem Bond, der nach einer weiteren Konfrontation mit Spectre seine Lizenz zum Töten an den Nagel gehängt hat und sich nach Jamaica in den Ruhestand zurückgezogen hat. Das neue Leben dauert aber nicht lange, denn eines Tages steht sein alter CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auf der Matte und bittet Bond um Hilfe. Ein Wissenschaftler, der an einem hochbrisanten Projekt für den britischen Geheimdienst gearbeitet hat, wurde entführt – und mit ihm eine extrem gefährliche Waffe, die in den falschen Händen der gesamten Menschheit gefährlich werden könnte. Bond lässt sich zu einer Rettungsmission überreden, die für den ehemaligen 00-Agenten aber schnell eine sehr persönliche Wendung nimmt…
"Keine Zeit zu sterben" ist der 25. (offizielle) Bond-Film. Sechs Jahre sind seit dem letzten Einsatz von 007 vergangen und da stellt sich – gerade angesichts der vielen Verschiebungen in den letzten Monaten – die Frage: Hat sich das Warten gelohnt? Für mich, der ich mit Bond-Filmen aufgewachsen bin, ist die Antwort klar: Ja – auch wenn der fast dreistündige Schwanengesang von Daniel Craig nicht ohne Schwächen und Längen ist. Ich fange aber erst einmal mit den Dingen an, die mir gut gefallen haben: Da ist die Eröffnungssequenz, die nach einer für Bond-Filme eher ungewöhnlichen, einige Jahre in der Vergangenheit spielenden Einleitung beginnt. Diese Szene beginnt eher romantisch, bevor sie sich zu einer astreinen Actionsequenz wandelt, die jede Menge echtes Bond-Flair versprüht.
Auch nach dem obligatorischen Vorspann kommen Fans dann immer wieder in den Genuss von Elementen, die man aus anderen Bond-Filmen kennt und liebt – untermalt von der Musik von Hans Zimmer, die mehr als einmal an die klassischen Scores von John Barry erinnert. Highlights sind dabei die Auftritte von Ana de Armas, die mit Craig bereits in "Knives out" zu sehen war, und von Christoph Waltz, der dieses Mal etwas zurückgenommener spielt und damit als Blofeld viel bedrohlicher wirkt, als in "Spectre". Hier komme ich aber auch schon zu meinem ersten Kritikpunkt: Beide Auftritte sind viel zu kurz geraten, auch wenn die Trailer etwas anderes suggeriert haben.
Zurück zu den positiven Dingen: allen voran steht da Daniel Craig, der hier auf allen Ebenen noch einmal alles gibt. Sein Bond ist hier mal humorvoll und charmant, mal eiskalt und brutal und dann auch wieder sehr emotional. Alles, was James Bond seit Jahrzehnten zu einer so besonderen Figur in der Kinogeschichte macht, bringt Daniel Craig ein letztes Mal in Bestform aufs Parkett – lediglich als Frauenheld muss er in diesem Film etwas zurückhaltender agieren, was aber dramaturgisch durchaus einen Grund hat. Auch die Drehorte, Sets und die Musik wirken gerade im Kino absolut großartig. Ja, in dieser Hinsicht hat sich das Warten wirklich gelohnt.
Es gibt aber wie gesagt auch Dinge, die nicht so gut funktionieren. Da wäre zum einen das Motiv von Bösewicht Lyutsifer Safin, gespielt von Oscar-Preisträger Rami Malek, ist… na ja… eher schwach. Das funktioniert ebenso wenig, wie die neue 007-Agentin Nomi (Lashana Lynch), die gerade zu Beginn äußerst unsympathisch wirkt und die in einer entscheidenden Szene nicht zur Unterstützung auftaucht, obwohl sie eigentlich ganz in der Nähe sein sollte. Somit ist diese Figur für die Geschichte eigentlich fast völlig unnötig. M (Ralph Fiennes), Q (Ben Whishaw) und Moneypenny (Naomie Harris) haben allesamt gute, aber zu kurze Auftritte. Gerade da dies der Abschluss der fünf Filme umfassenden Dienstzeit von Daniel Craigs Bond ist, wäre es schön gewesen, diesen Figuren etwas mehr Raum zu geben. Sehr nett gelöst wurde dagegen eine fast nebenbei-Verbeugung vor Judi Dench, der ehemaligen M.
Der letzte Punkt ist einer, über den ich eigentlich gar nicht sprechen möchte, um auf jeden Fall Spoiler zu vermeiden. Um es kurz zu machen: Am Finale werden sich die Geister scheiden – gerade unter echten Bond-Fans wird es garantiert kontrovers aufgenommen werden. Ich weiß noch immer nicht ganz genau, was ich davon halten soll. Aber: die Wahl für den Abschlusssong ist einfach genial und verleiht dem gerade Gesehenen eine ganz besondere Intensität – zumal man den Verweis versteht (was für Bond-Fans natürlich kein Problem sein dürfte).
"Keine Zeit zu sterben" ist weder allgemein gesehen mein Lieblings-Bond, noch speziell von der beste der Daniel-Craig-Filme. Für mich kommt er nach "Casino Royale" und "Skyfall". Wäre das Ganze etwas gestrafft worden (die lange Laufzeit merkt man stellenweise eben wirklich) und hätte der Schurke ein etwas interessanteres Motiv für sein Handeln gehabt, hätte das Ganze garantiert besser funktioniert. So ist es aber immer noch ein sehr unterhaltsamer Bond und ein würdiger Abschied von Daniel Craig, der für seinen Nachfolger recht große Fußstapfen hinterlassen hat, die es erst einmal zu füllen gilt. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold