Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Spectre |
Genre: | Action, Abenteuer |
Regie: | Sam Mendes |
Kinostart: | 05.11.2015 |
Produktionsland: | USA/Großbritannien 2015 |
Laufzeit: | ca. 148 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.spectre-film.de |
James Bond (Daniel Craig) ist wieder da! Doch nicht mehr für lange, wenn es nach Max Denbigh (Andrew Scott), dem neuen Chef des Centre for National Security geht. Der möchte das antiquierte 00-Programm möglichst schnell einmotten und durch ein angeblich effizienteres Computer- und Drohnen-Programm ersetzen. Dass Bond bei einem Einsatz in Mexico City einen ganzen Wohnblock in Schutt und Asche gesetzt hat, kommt ihm dabei sehr gelegen. Doch obwohl er vom neuen M (Ralph Fiennes) aus dem aktiven Dienst abgezogen wird, ermittelt Bond auf eigene Faust weiter. Denn er ist einer mysteriösen Organisation mit dem Namen SPECTRE auf die Spur gekommen. Über Rom, wo er ein geheimes Treffen der Organisation unterwandern kann, findet Bond den Weg zu seinem alten Gegenspieler Mr. White (Jesper Christensen), der ihm offenbart, dass seine Tochter Madeleine Swann (Lea Seydoux) der Schlüssel für die Vernichtung von SPECTRE sein könnte. Mit seinem ganz besonderen Charme gelingt es Bond, mit Madeleine Kontakt aufzunehmen, nicht ahnend, in welche Gefahr er sich und die junge Frau dadurch bringt. Denn der eigentliche Feind, mit dem er sich anlegt, ist weitaus mächtiger und gefährlicher, als gedacht…
"Spectre" hat das undankbare Los, der Nachfolger des von Fans und Kritikern gleichermaßen bejubelten "Skyfall", dem bislang erfolgreichsten Bond-Film überhaupt, zu sein. Da war es keine Frage, dass die Erwartungen der Zuschauer extrem hoch sein würden. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde erneut Sam Mendes für die Regie verpflichtet und auch die Drehbuchautoren des Vorgängers wurden wieder mit an Bord geholt. Die Geschichte sollte dabei den Handlungsverlauf, der mit Daniel Craigs Einstand "Casino Royale" gestartet wurde, spektakulär abschließen. Und natürlich sollte das Ganze noch spannender, größer und mitreißender werden, als jemals zuvor. Dass dies das große Problem von "Spectre" ist, macht gleich die Eröffnungssequenz in Mexico City deutlich. Die Szene beginnt ganz großartig mit einer einzigen langen Kamerafahrt, die dann in der Zerstörung eines Hauses und einem extrem coolen und amüsanten Abgang Bonds aus der gerade entstandenen Ruine gipfelt. Bis dahin ist dies eine großartige Sequenz, die alles bietet, was man als Fan von einem Bond-Film erwartet. Doch dann greift die "Höher-Schneller-Weiter"-Devise der Macher und das Ganze endet mit einer arg überzogenen Hubschraubersequenz, die einfach etwas zu viel des Guten ist.
Und genau das ist das Problem: "Spectre" will einfach zu viel und kann dadurch nicht die Klasse von "Skyfall" und "Casino Royale" erreichen. Doch neben einigen unnötigen Längen und überzogenen Sequenzen hat der Film auch viele hervorragende Spannungsmomente, überzeugende Actionszenen und erfreulich trockenen Humor zu bieten, so dass er dem eher schwachen "Ein Quantum Trost" deutlich überlegen ist. Besonders die Interaktion mit M und Q, eine Verfolgungsjagd durch Rom oder das explosive Finale haben einen sehr hohen Unterhaltungswert. In einigen Momenten gelingt es Sam Mendes zudem sehr gut, jenes klassische Bond-Feeling zu verbreiten, das den letzten Filmen ein wenig gefehlt hat.
Bei zwei wichtigen Aspekten versagt der Film dagegen völlig. Da wäre Lea Seydoux, die noch in "Mission: Impossible – Phantom Protokoll" als eiskalte Killerin auf ganzer Linie überzeugen konnte. Als Bond-Girl dagegen wirkt sie viel zu jung und überraschend blass. Zwischen ihr und Daniel Craig will der Funke einfach nicht so recht überspringen, was auch Monica Bellucci mit ihrem feurigen Kurzauftritt nicht ausgleichen kann. Das größte Manko des Films aber ist der Bösewicht. Christoph Waltz spielt zwar wieder einmal sehr gut und seine Figur ist an sich auch wirklich ein würdiger Gegenspieler für James Bond. Nur leider wird seine Verbindung zu 007 nicht gerade subtil vorbereitet. Und sein großes Geheimnis wird dann beinahe schon antiklimaktisch präsentiert. Das ist insofern schade, da in dieser Enthüllung großes Überraschungspotential gesteckt hätte. Dass Mendes dies völlig ungenutzt lässt und Fans quasi im Vorbeigehen mit dieser Information abspeist, ist wohl die größte Enttäuschung des Films.
Keine Frage, "Spectre" ist ein guter, aber eben kein herausragender Bond. Er bietet viel gute Unterhaltung, aber leider auch einige Längen und lässt dabei viel Potential ungenutzt. Trotzdem bietet er einen zufriedenstellenden Abschluss der mit "Casino Royale" begonnenen, filmeübergreifenden Handlung und führt alle losen Fäden zu einem stimmigen Ende zusammen. Würde dies tatsächlich Daniel Craigs letzter Auftritt als 007 sein, so wäre dies ein runder und auch würdiger Abschied. Gleichzeitig bietet das Ende aber auch die Möglichkeit, die Geschichte äußert dramatisch weiterzuführen – wer sich mit Bond auskennt, wird am Ende wissen, was ich meine. Und so gilt dann auch unterm Strich: mit heruntergeschraubten Erwartungen und kleinen Einschränkungen ein Muss für alle 007-Fans und daher auch: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold