Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | John Wick |
Genre: | Action, Thriller |
Regie: | Chad Stahelski, David Leitch |
Kinostart: | 29.01.2015 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 101 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.JohnWick.de |
John Wick (Keanu Reeves), einst der beste Hitman der Branche, hat sich eigentlich aus dem Geschäft zurückgezogen, um ein ruhiges Leben mit seiner Frau Helen zu führen. Doch jetzt ist sie gestorben und alles, was ihm von seiner großen Liebe geblieben ist, ist ein kleiner Hund. Ein letztes Geschenk von Helen, das ihn immer an sie erinnern soll und ihm dabei helfen soll, seinen Verlust zu verarbeiten. Doch die Zeit bleibt ihm nicht, als der psychopatische Gangster Iosef Tarasov (Alfie Allen) den Hund tötet, nachdem sich John geweigert hat, ihm seinen geliebten 1969er Boss Mustang zu verkaufen. Nun sinnt John auf Rache. Er beginnt eine blutige Suche nach seinem Wagen und nach Iosef, dem einzigen Sohn von Johns einstigem Partner, dem russischen Gangsterboss Viggo Tarasov (Michael Nyqvist). Der will natürlich das Leben seines Sohnes schützen und setzt daher die besten Killer New Yorks auf John an. Doch nicht ohne Grund ist der Ruf von John Wick legendär – und so dauert es nicht lange, bis sich die Straßen der Stadt auf seinem gnadenlosen Rachefeldzug blutrot färben…
Die beiden erfahrenen Stuntmänner Chad Stahelski und David Leitch wagen sich mit ihrer Firma 87Eleven jetzt auch hinter die Kamera. Ihre erste Produktion ist der Action-Kracher "John Wick" mit Keanu Reeves, mit dem sie schon an den beiden "Matrix"-Fortsetzungen zusammengearbeitet haben. Das Drehbuch von Derek Kolstad, das sie sich für ihr Debüt als Filmemacher ausgesucht haben, bietet eigentlich sehr konventionelle B-Movie Kost. Es strotzt nur so vor klischeehaften Charakteren und flachen Dialogen und dürfte deshalb eigentlich nicht wirklich funktionieren. Doch Stahelski und Leitch haben das scheinbar Unmögliche geschafft und haben aus dem sehr einfach gestrickten Grundgerüst einen extrem coolen Thriller gezaubert, der Keanu Reeves in den USA sein lang ersehntes Comeback beschert hat.
Dies ist gelungen, weil sich die Regisseure auf das konzentriert haben, was sie am besten können: erstklassige Action mit atemberaubenden Stunts zu inszenieren. Zudem haben sie als Second-Unit Regisseure bei Filmen wie "Das Bourne Vermächtnis" oder den "Tributen von Panem" gelernt, wie man diese Action auch visuell gut aussehen lässt. So bringen sie hier ein faszinierend düsteres Bild der New Yorker Unterwelt auf die Leinwand, das stylisch und bedrohlich zugleich wirkt. In der dadurch entstehenden Atmosphäre lassen sie es dann so richtig schön krachen und ziehen alle Register ihres Könnens. Das mag nicht ganz so gnadenlos schmerzhaft anzusehen sein, wie bei den beiden großartigen "The Raid"-Filmen, spielt aber ohne Zweifel in der gleichen Liga.
Dass die schauspielerischen Leistungen da zur Nebensache degradiert werden, dürfte Niemanden wirklich überraschen. Doch obwohl Figuren wie der Russische Mafiosi Tarasov oder die eiskalte Killerin Miss Perkins (Adrianne Palicki) nicht gerade eine Ausgeburt an Originalität sind, hinterlassen die Schauspieler durchgehend einen positiven Eindruck. Ihr Spiel ist entweder mit erfrischender Selbstironie gewürzt (Willem Dafoe, Ian McShane) oder aufs Wesentliche reduziert (Keanu Reeves), so dass der hohe Spaßfaktor der Action dadurch nur noch unterstützt wird.
Sicherlich, "John Wick" ist kein besonders intelligenter Film, kein anspruchsvolles Hirnfutter. Aber es ist ein erfrischend kompromissloser, erwachsener Action-Streifen, der ohne viel Special Effects ein Feuerwerk an Stunts und Kampfkunst zündet und dadurch die dünne Story zu einem mitreißenden Rachefeldzug stilisiert. Wer also Action der handfesteren Art schätzt und Filme wie "The Raid" mag, der sollte sich "John Wick" auf keinen Fall entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold