Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Jojo Rabbit |
Genre: | Komödie, Drama |
Regie: | Taika Waititi |
Kinostart: | 23.01.2020 |
Produktionsland: | Neuseeland/USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 108 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/20thCenturyFoxGerma |
Im Deutschland des Zweiten Weltkriegs wäre der kleine Jojo (Roman Griffin Davis) so gerne ein richtig guter Nazi. Doch leider ist Jojo ein Hasenfuß und ein Tollpatsch. So geht etwa sein Versuch, eine Granate zu werfen, mächtig schief. Immerhin steht ihm sein imaginärer Freund Adolf Hitler (Taika Waititi) auch in solch schwierigen Situationen zur Seite und gibt ihm die nötige Motivation, nicht aufzugeben. Doch dann wird Jojos Gesinnung auf eine schwere Probe gestellt, als er herausfindet, dass seine alleinerziehende Mutter (Scarlett Johansson) in ihrer Dachkammer ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) versteckt. Jojo weiß, was passiert, wenn er das Mädchen verrät – und das würde er seiner Mutter niemals antun. Und so beginnt er, mehr und mehr Zeit mit dem jüdischen Mädchen zu verbringen, wodurch die Ansichten, die man ihm über Jahre eingehämmert hat, gehörig auf den Kopf gestellt werden…
Mit "Jojo Rabbit" schafft Taika Waititi ("Thor: Tag der Entscheidung") ein kleines Kunststück. Seine Satire ist in einem Moment zum Brüllen komisch, nur um einem dann mit voller Wucht in den Magen zu schlagen und einem die Tränen in die Augen zu treiben. Ein Kunststück ist das deshalb, weil am Ende trotz der völlig gegensätzlichen Tonarten ein stimmiges Gesamtwerk steht. Selbst dann, wenn es sich der Film einmal erlaubt, herrlich albern zu sein, wird er niemals platt, sondern behält stets einen gewissen Charme und eine clevere Hintersinnigkeit. Auf diese Weise bereiten die humorvollen Momente durchaus die dramatischen Szenen vor, so dass keine Disharmonie entsteht.
Es ist Waititi auch hoch anzurechnen, dass er in den wichtigen Momenten sehr subtil arbeitet. Das gilt insbesondere für eine Szene, die weniger begabte Filmemacher garantiert emotional ausgeschlachtet hätten. Bei Waititi reicht aber das einfache Zubinden von Schuhen, um das Publikum mitten ins Herz zu treffen. Neben der hervorragenden Regiearbeit des Neuseeländers schlägt aber auch das Spiel des tollen Ensembles sehr positiv zu Buche. Roman Griffin Davis ist eine echte Neuentdeckung und Scarlett Johansson liefert als seine Mutter eine der besten Leistungen ihrer bisherigen Karriere ab. Aber auch Sam Rockwell ist (wieder einmal) großartig, ebenso wie Waititi selbst, der als imaginärer Adolf Hitler auftritt.
Es gibt einige wenige Momente in "Jojo Rabbit", die nicht ganz so gut funktionieren. Solche kleinen Ausrutscher werden aber fast umgehend wieder ausgebügelt. Taika Waititi schafft auf humorvolle Art ein ergreifendes Plädoyer gegen Hass, Vorurteile und Rassismus und für das Leben, das nur dann wirklich lebenswert wird, wenn wir damit aufhören, uns wegen unserer Herkunft, unserer Religion oder unserer politischen Ansichten zu bekämpfen. Dass diese Botschaft unterhaltsam und ohne die so oft verwendete Betroffenheitskeule vermittelt wird, macht diesen Film am Ende: absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold