Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Piotr J. Lewandowski |
Kinostart: | 06.10.2016 |
Produktionsland: | Deutschland 2016 |
Laufzeit: | ca. 99 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.jonathan-derfilm.de |
Jonathan (Jannis Niewöhner) ist 23 Jahre alt und führt gemeinsam mit seiner Tante Martha (Barbara Auer) den elterlichen Bauernhof. Seine Mutter ist schon lange tot und sein Vater Burghardt (André M. Hennicke) ist vor einiger Zeit an Krebs erkrankt. Auch er wird bald sterben. Doch noch sind so viele Dinge unausgesprochen, gerade in Bezug auf Jonathans Mutter. Deshalb spricht Martha auch kaum noch mit Burghardt. Eine Situation, die Jonathan mehr und mehr zusetzt. Als seine Tante die junge, lebenslustige Anka (Julia Koschitz) einstellt, um ihn bei der Pflege seines Vaters zu unterstützen, blüht Jonathan regelrecht auf. Und für einen kurzen Augenblick kann er all seine Sorgen vergessen. Das ändert sich schlagartig, als ein alter Jugendfreund von Burghardt auftaucht und mit ihm ein Familiengeheimnis gelüftet wird, das einen tiefen Keil zwischen Vater und Sohn zu treiben droht…
"Jonathan" ist ein schweres Drama über Familiengeheimnisse, Vergebung und auch über den Druck gesellschaftlicher Zwänge gerade auf dem Land. Das ist gut bis sehr gut gespielt und gerade zwischen dem überzeugenden Jannis Niewöhner und Julia Koschitz stimmt die Chemie einfach. Die visuelle Umsetzung ist atmosphärisch und die Geschichte verfügt über einige wirklich interessante Aspekte. Und auch wenn das Drama auf Festivals gefeiert wurde, ist ein Kinobesuch nicht wirklich notwendig. Denn diese Ko-Produktion von WDR, hr, SWR und arte ist durch und durch ein Fernsehfilm. Sicherlich ein guter, aber keiner, den man unbedingt auf der großen Leinwand gesehen haben muss.
Wie dem auch sei, auch wenn gerade deutsche Filmproduktionen kaum noch einen Unterschied zwischen Kino und Fernsehen machen, gibt es dennoch auch Kinobesucher, die sich nicht daran stören, wenn ein Film mehr nach Fernsehen, als nach Kino aussieht. Hauptsache, die Geschichte stimmt. Das ist bei "Jonathan" durchaus der Fall, auch wenn die Schwerfälligkeit doch bisweilen etwas zu bemüht daher kommt. Es fällt schwer, echte Sympathie für die Charaktere zu entwickeln, auch wenn man ihre stets verbissenen Gesichter aufgrund ihrer Geschichte durchaus verstehen kann. Dennoch hätte ein klein wenig Leichtigkeit dem Film und seinem Unterhaltungswert auf jeden Fall gut getan.
Wer schwerfällige deutsche Dramen schätzt, wer generell Tristesse über Leichtigkeit stellt und wem gute Schauspieler oder eine diskussionswürdige Thematik wichtiger sind, als der Unterhaltungswert eines Film, der sollte sich "Jonathan" nicht entgehen lassen. Wer aber ins Kino geht, um einfach mal abzuschalten und nicht auch hier noch mit schweren Stoffen konfrontiert werden will, der sollte sich lieber einen anderen Film aussuchen. So gilt unterm Strich: mit Einschränkungen durchaus sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold