Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Jurassic World |
Genre: | Fantasy, Abenteuer, Action |
Regie: | Colin Trevorrow |
Kinostart: | 11.06.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 124 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/JurassicPark.DE |
Die Dinos sind wieder da! Vierzehn Jahre nach dem etwas enttäuschenden dritten Teil von Steven Spielbergs Dino-Saga ist die prähistorische Attraktion auf Isla Nublar nun endlich für das große Publikum geöffnet. Und wie erhofft kommen die Zuschauer in Massen. Zumindest immer dann, wenn der Park eine neue Attraktion zu bieten hat. Denn selbst ein gigantischer T-Rex oder gefährliche Raptoren sind nur für eine gewisse Zeit lang echte Publikumsmagneten. Deshalb steht das Team um Park-Managerin Claire (Bryce Dallas Howard) unter enormen Druck von Seiten des Besitzers Masrani (Irrfahn Kahn) und den Aktionären. Um deren Anforderungen zu entsprechen, wird ein völlig neuer Dino-Hybrid gezüchtet, der schon in wenigen Monaten neue Massen in den Jurassic Park locken soll. Mit Hilfe von Owen (Chris Pratt), der sehr erfolgreiche Arbeit im Umgang mit Raptoren gezeigt hat, soll das perfekte Gehege für die neue Attraktion entstehen. Doch der neue, enorm gefährliche Dinosaurier ist seinem Gefängnis entkommen und bahnt sich einen blutigen Weg quer über die Insel, direkt in Richtung auf den Park und seine Besucher…
"Jurassic World" ist erst der zweite Spielfilm von Colin Trevorrow, der für seine kleine Zeitreisen-Komödie "Journey of Love" (OT: Safety not guaranteed) viel positive Kritiken und einige Auszeichnungen einheimsen konnten. Der 150 Millionen Dollar teuren Dino-Sause ist es in einigen Szenen durchaus anzumerken, dass Trevorrow bei weitem kein so routinierter Meister wie Steven Spielberg ist. Dennoch war es insgesamt eine gute Entscheidung der Verantwortlichen, durch die Wahl eines eher unerfahrenen Regisseurs einen frischen, unverbrauchten Neustart der erfolgreichen Reihe zu ermöglichen.
Wenn Trevorrow die Dinos aufs Publikum loslässt, dann ist dieses Vorhaben auch recht gut geglückt. Die Mischung aus Computer- und klassischen Animatronics-Effekten ist überzeugend und auch wenn der ganz große Wow-Effekt des ersten Films ausbleibt, kann die alte Faszination doch zumindest im Kern wieder entfacht werden. Und mit dem Indominus rex, dem Hybrid-Dinosaurier, wurde dem Park ein würdiger Neuzugang geschenkt, der den beliebten T-Rex in Sachen Bedrohlichkeit sogar noch übertrifft. Wenn sich der Vergnügungspark in ein großes Buffet für Raptoren, Flugsaurier und anderes prähistorisches Getier verwandelt, vergisst man als Zuschauer schnell alles potentielle Hinterfragen von Logik und stört sich auch nicht an der fehlenden Originalität. Und wenn Trevorrow den Park als beinahe schon satirische Allegorie auf das Filmgeschäft und speziell auf die "Jurassic Park"-Reihe nutzt, dann werden noch nicht einmal bissige Dinos benötigt, um den Spaßfaktor des Films in die Höhe zu treiben.
Verbeugungen vor Spielbergs Original, etwa durch das Einweben der Themen von John Williams in den Score von Michael Giacchino oder durch eine kurze Rückkehr auf das Gelände des alten Parks lassen dann auch noch etwas angenehme Nostalgie aufkommen. Und mit Chris Pratt wurde ein guter Hauptdarsteller gefunden, der mit hohem Coolness-Faktor auch eher albernen Szenen eine – wenn man bei diesem Film überhaupt davon sprechen kann – gewisse Glaubwürdigkeit verleiht und der anders als viele seiner Kollegen nicht vollständig von den Dinos an die Wand gespielt wird. Es gibt also genügend Gründe, die "Jurassic World" zu einem würdigen Nachfolger von Spielbergs original machen.
Allerdings hat der Film mit einer sehr viel größeren Gefahr zu kämpfen, als dem Indominus rex: mit einem wirklich schlechten Drehbuch. Es gibt einige wunderbar geschriebene Szenen, doch insgesamt wirken Story und Charakterzeichnungen wie eine klischeeüberladene Arbeit vom Reißbrett. Die Hintergrundgeschichte der beiden Neffen von Claire ist völlig unnötig und derart überstrapaziert, das man hier mehrfach einfach entnervt die Augen verdrehen muss. Und die Pläne von InGen-Sicherheitschef Hoskins, der besonders Übles mit den trainierten Raptoren vorhat, tendieren fast schon ins Lächerliche. Dem Drehbuch, an dem immerhin vier Autoren beteiligt waren, gelingt es nur viel zu selten, wirklich neue Ideen zu präsentieren und Dialoge abzuliefern, die nicht aus dem Handbuch für Katastrophenfilm-Klischees entnommen worden zu sein scheinen. Und das trübt zumindest in einigen Szenen den Unterhaltungswert des Films dann doch spürbar.
Doch unterm Strich macht "Jurassic World" trotz seiner sehr offensichtlichen Schwächen richtig viel Spaß. Auch wenn die Geschichte genauso geklont wirkt, wie die Dinosaurier und auch wenn das Potential in Sachen Humor, Spannung und Coolness nur in wenigen Momenten vollständig ausgeschöpft wird, ist der Film in keiner Sekunde wirklich langweilig und hat zudem richtig gute Dino-Action mit tollen Effekten zu bieten (die muss man sich allerdings nicht unbedingt in 3D geben, weil das nur selten wirklich positiv auffällt). Längst nicht so gut wie Teil 1, aber um Lichtjahre besser als Teil 3 wird dieser erneute Besuch auf Isla Nubar den hohen Erwartungen der Fans vielleicht nicht ganz gerecht. Doch am Ende überwiegen die positiven Aspekte deutlich genug, um sich über die lang erwartete Rückkehr von T-Rex und Co. zu freuen und mit einem positiven Gesamteindruck das Kino zu verlassen. Und dafür gibt es – mit kleinen dramaturgischen Abstrichen – ein verdientes: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold