Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Knock Knock |
Genre: | Thriller |
Regie: | Eli Roth |
Kinostart: | 10.12.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 100 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.universumfilm.de |
Es beginnt wie ein erotischer Traum vieler Männer: als der Architekt Evan (Keanu Reeves), treusorgender Ehemann und Vater, ein Wochenende alleine in seinem schmucken Zuhause verbringt, um in Ruhe arbeiten zu können, klingelt es plötzlich an der Tür. Draußen stehen zwei junge Frauen, bis auf die Haut durchnässt. Evan lässt Genesis (Lorenza Izzo) und Bel (Ana De Armas) herein, damit sie ihre Klamotten trocknen und sich ein Taxi rufen können. Als die beiden Freundinnen ihm ihre Dankbarkeit auf ganz besondere Art zeigen wollen, lehnt Evan zunächst ab. Doch als sie ihn nackt unter die Dusche ziehen, kann er nicht widerstehen. So weit, so schön. Doch aus der erotischen Fantasie wird am nächsten Morgen ein handfester Alptraum. Denn die beiden Mädchen sind plötzlich nicht mehr die schüchternen Verführerinnen, sondern kaltblütige Femme Fatales, die Evans beschauliches Familienleben ein für alle Mal zerstören wollen…
Mit "Knock Knock" meldet sich Eli Roth nach acht Jahren Regiepause zurück. Zwar hat er nach "Hostel 2" noch einige Kurzfilme gedreht und auch eine Episode der Serie "Hemlock Grove" inszeniert doch mit Spielfilmen hat er erst einmal pausiert. Jetzt geht Roth kurz hintereinander gleich mit zwei Filmen an den Start: dem Kannibalen-Horror "Green Inferno" und dem Thriller "Knock Knock". Der ist für Roths Verhältnisse eher zahm ausgefallen. Zwar steckt in der Geschichte selbst eine gewisse Intensität und Grausamkeit, doch auf ganz derbes Blutvergießen verzichtet der Filmemacher dieses Mal. Der Horror soll sich bei diesem Lehrfilm über die Folgen von ehelicher Untreue eher auf einer psychologischen Ebene abspielen.
Das funktioniert in einigen Szenen auch recht gut. Gerade dann, wenn sich die knisternde Ménage-à-trois in eine alptraumhafte Hausbesetzung verwandelt, wird der Unterhaltungswert parallel zu den Schreckensszenarien in den Köpfen der männlichen Zuschauer deutlich in die Höhe katapultiert. Hier offenbart der Thriller ein Potential, das an vielen Stellen leider wieder verloren geht. Grund hierfür ist das viel zu überzogene Spiel der Darsteller. Die Hysterie, die die beiden durchgedrehten Sirenen an den Tag legen, wirkt irgendwann einfach nur noch nervig und nicht mehr bedrohlich. Während sie in den Szenen, in denen sie Evan um den Finger wickeln, noch absolut überzeugen können, liefern die beiden Darstellerinnen hier eher unfreiwillig komische Leistungen ab. Und auch Keanu Reeves bemüht sich erfolglos, der Verzweiflung, Wut und Angst seiner Figur die notwendige Glaubwürdigkeit zu verpassen.
Das Ende ist zum Glück böse genug, um einige der Schwachpunkte wieder auszugleichen. Doch leider offenbart "Knock Knock", dass es Eli Roth als Filmemacher an dem nötigen Feingefühl fehlt, um einen psychologischen Thriller in all seiner Intensität und auch Subtilität auszuformen. Der Film hat sehr unterhaltsame Momente, ein paar gelungene Schockmomente, aber auch einige Szenen, die einfach nur zum Fremdschämen schlecht gespielt und inszeniert sind. Trotzdem wiegen die positiven Aspekte gerade des ersten drittels und des Finales doch stark genug, um dem Streifen noch ein "Sehenswert" attestieren zu können.
Ein Artikel von Sebastian Betzold