Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Lamb |
Genre: | Mystery, Drama |
Regie: | Valdimar Jóhannsson |
Kinostart: | 06.01.2022 |
Produktionsland: | Island, Schweden, Polen 2021 |
Laufzeit: | ca. 106 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.kochfilms.de |
Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) leben auf einem abgeschiedenen Hof in Island. Umgeben von rauer Natur sind die Beiden mit ihrer Schafzucht ganz auf sich allein gestellt. Ihr Leben ist einfach und sehr naturverbunden. Doch eines Nachts ändert sich für das Paar alles, als ein ganz besonderes Lamm geboren wird. Von diesem Wesen sind die Beiden so fasziniert, dass sie das Lamm wie ihr eigenes Kind aufnehmen. Sie geben ihm den Namen Ada und verlieren sich regelrecht im Familienglück. Doch Ada umgibt ein Geheimnis, das für die Zieheltern zu einer großen Gefahr werden könnte…
Jedes Mal wenn ich glaube, wirklich schon alles gesehen zu haben, kommt ein Film wie "Lamb" daher. Das Spielfilmdebüt von Regisseur Valdimar Jóhannsson ist eines dieser Werke, bei dem man sich ständig fragt, wie man auf solch abstruse Ideen kommen kann. Inspiriert wurde die Geschichte von isländischen Volksmärchen und von eigenen Erfahrungen, die Jóhannsson als Kind auf der Farm seiner Großeltern gemacht hat. Der Film wird getragen von seiner visuell aufgebauten Atmosphäre, während die Dialoge gerade zu Beginn auf ein Minimum beschränkt sind. Es dauert etliche Minuten, bevor überhaupt ein Wort gesprochen wird.
Die Inszenierung als sperrig zu bezeichnen, wäre noch eine Untertreibung. Nachdem es durch die extreme Wortkargheit dauert, bis man überhaupt Zugang zu dem Geschehen bekommt, wird man dann auch noch mit einer Enthüllung über das "Ziehkind" von Maria und Ingvar konfrontiert, auf die man sich wirklich einlassen können muss, damit das Ganze auch nur im Ansatz funktionieren kann. Und das ist wirklich nicht leicht. Ich würde mich in Sachen Kino wirklich als aufgeschlossen bezeichnen, aber hier hatte ich wirklich große Schwierigkeiten damit, die Geschichte nach der Enthüllung noch ernst zu nehmen.
Doch auch wenn für mich der Film nur bedingt funktioniert hat, so verstehe ich doch die Faszination, die er auf viele Andere ausübt. "Lamb" ist ein besonderer Film, mit extrem starken Bildern und einer Geschichte, die Folklore, Märchen, Familiendrama und Horror miteinander zu etwas vermischt, das sich deutlich vom Mainstream abhebt und so ein wirklich besonderes Kinoerlebnis bietet. Das Resultat mag Geschmackssache sein, die Qualität des Films dagegen ist es nicht. Auch wenn ich persönlich nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen bin, vergebe ich für Fans von außergewöhnlichem Arthouse-Horror/Mystery ein klares: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold