Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Patients |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Mehdi Idir, Grand Corps Malade |
Kinostart: | 14.12.2017 |
Produktionsland: | Frankreich 2016 |
Laufzeit: | ca. 111 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.lieberleben-film.de/ |
Eigentlich hatte Benjamin (Pablo Pauly) noch so viele Pläne für sein noch junges Leben. Doch daraus wird jetzt wohl nichts mehr. Denn nach einem Halswirbelbruch wird er wohl nie wieder laufen können. Telefonieren, aufs Klo gehen oder essen kann er auch nicht mehr. Er liegt nur in seinem Bett in der Rehaklinik und sieht einer schweren Zeit entgegen. Obwohl viele düstere Wolken über seiner Zukunft hängen, ist Benjamin nicht bereit, aufzugeben. Viel Frustration wird durch kleine Erfolge bei der Reha, aber auch durch die Freundschaft zu anderen Patienten wie Farid (Soufiane Guerrab) aufgehoben. Und so trainiert sich Benjamin langsam aber sicher zurück ins Leben und bietet mit viel Kampfgeist und Humor der Verzweiflung die Stirn…
Der als HipHop Künstler Grand Corps Malade bekannt gewordene Fabien Marsaud hatte 1997 einen schweren Unfall, durch den er teilweise gelähmt wurde. Obwohl es zunächst hieß, er würde nie wieder laufen können, konnte er nach hartem und intensiven Training 1999 wieder am Stock gehen. Ein paar Jahre später startete er in der Poetry Slam Szene durch, bevor ihm 2006 der Durchbruch als Musiker gelang. 2012 veröffentlichte er dann seinen autobiografischen Roman "Patients", den er nun selbst zusammen mit Mehdi Idir verfilmt hat.
"Lieber leben" benutzt fiktive Charaktere, um seine wahren Erlebnisse aus der Zeit der Reha zu erzählen. Der Film wurde sogar in der Klinik gedreht, in der Grand Corps Malade seine Rehabilitation gemacht hat. Es ist ein sehr persönlicher Film, der trotz seines sehr schweren Themas von einer ansteckenden Lebensfreude und einer erfrischenden Leichtigkeit durchzogen ist. Den beiden Regisseuren ist es gelungen, eine ausgewogene Mischung aus Drama und Humor zu finden. Darin werden sehr lebensnah wirkende Figuren eingebettet, die sich den Stereotypen ähnlich gearteter Filme gekonnt entziehen.
"Lieber leben" steckt voller Momente, die leicht kitschig oder aufgesetzt hätten wirken können. Doch die angenehm unsentimentale und dabei doch sehr sensible, charmante Inszenierung macht aus diesen Momenten ganz wunderbare Szenen, die einen Film ergeben, der ans Herz geht, die Lachmuskeln strapaziert und ein klein wenig die Tränendrüse stimuliert. Ein unterhaltsames Hohelied auf Freundschaft, Mitmenschlichkeit und auf das Leben mit all seinen positiven wie negativen Facetten. Oder kurz gesagt: Ein wunderbarer Film, der seine Zuschauer einfach glücklich macht. Dafür gibt es ein verdientes: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold