Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Little Women |
Genre: | Drama, Romantik |
Regie: | Greta Gerwig |
Kinostart: | 30.01.2020 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 135 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.Facebook.com/LittleWomenDerFilm/ |
Im Amerika Mitte des 19. Jahrhunderts wachsen die vier March-Schwestern Jo (Saoirse Ronan), Meg (Emma Watson), Amy (Florence Pugh) und Beth (Eliza Scanlen) in einer Gesellschaft auf, in der die Geschlechterrollen klar definiert sind. Doch besonders Jo, die davon träumt, Schriftstellerin zu werden, möchte sich nicht in dieses gesellschaftliche Korsett zwängen lassen. Sie möchte nicht heiraten und lieber ein selbstbestimmtes Leben führen. Meg dagegen träumt durchaus davon, mit dem richtigen Mann eine Familie zu gründen. Amy verfolgt wiederum einen ganz anderen Weg und möchte in Europa als Künstlerin erfolgreich werden. Als der Nachbarsjunge Laurie (Timothée Chalamet) im Leben der Marchs auftaucht, ist nicht nur Amy von dem jungen Mann sehr angetan. Auch Jos Lebenseinstellung wird auf eine harte Probe gestellt…
"Little Women", der beliebte Roman von Louisa May Alcott, wurde schon mehrfach für Fernsehen und Kino adaptiert. Eine der bekanntesten Verfilmungen lief in Deutschland unter dem Titel "Betty und ihre Schwestern" in den Kinos. Und erst kürzlich entstand eine dreiteilige Mini-Serie, die auf dem Buch basiert. Obwohl sie sich eng an das Grundgerüst der Erzählung hält, schafft es Greta Gerwig dennoch, ihrer Version der "Little Women" durchaus neue Seiten abzugewinnen. Erzählt aus der Perspektive von Jo, einem Alter Ego der Autorin, stellt Gerwig den feministischen Aspekt der Geschichte noch stärker in den Mittelpunkt, als die bisherigen Verfilmungen. Das macht sie nicht nur anhand der Dialoge, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie die Schwestern – und ganz besonders Jo – darstellt. Wie die junge Frau mit Geschick und scharfer Zunge einen Verleger dazu bringt, ihre Texte zu veröffentlichen, ist nicht nur großartig gespielt, sondern auch ganz wunderbar geschrieben.
Das Ensemble ist bis in kleine Nebenrollen sehr gut besetzt. Ob Saoirse Ronan, die schon in Gerwigs "Ladybird" begeistern konnte, Emma Watson oder in einer kleinen Nebenrolle die wie immer wunderbare Meryl Streep – es ist einfach ein großes Vergnügen, ihnen zuzuschauen. Auch in Sachen Ausstattung, Kamera und Musik ist dieser Film ganz großes Kino. Das klingt alles ganz großartig und das ist es auch – mit ein paar kleinen Abzügen in der B-Note. Denn es muss auch ganz offen gesagt werden, dass Gerwig zwar versucht, ihre Adaption modern, clever und etwas unangepasst zu präsentieren. Am Ende aber ist auch ihr "Little Women" sehr konventionelles Kino geworden, das kaum echtes Neuland betritt.
Das ist nicht weiter schlimm, denn die Geschichte und die Schauspielerinnen und Schauspieler sind so stark, dass es kaum negativ auffällt, dass sich die Inszenierung bisweilen etwas zu bemüht anfühlt. Wer sich einfach von amüsanten Dialogen, großen Gefühlen, schönen Kostümen und tollen Darstellern berauschen lassen möchten, ist bei diesem Film absolut richtig. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold