Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Walk of Shame |
Genre: | Komödie |
Regie: | Steven Brill |
Kinostart: | 26.06.2014 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 95 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.maedelsabend-film.de |
Eigentlich lief alles so gut im Leben der Journalistin Meghan Miles (Elizabeth Banks): Sie hat sich aus der Provinz bis nach Los Angeles hochgearbeitet, ist glücklich verlobt und hat einen Job als Nachrichtensprecherin bei einem landesweiten TV-Sender in Aussicht. Doch ein einziger Tag reicht aus, um all das zunichte zu machen: Nicht nur, dass Meghan erfährt, dass eine Konkurrentin den begehrten Job bekommen hat. Auch ihr Verlobter hat sich mit Hund und Hausrat aus dem Staub gemacht. Für Meghan gibt es jetzt nur noch eines: Sie will in ihrem fast leeren Apartment in Selbstmitleid baden. Doch das wollen ihre besten Freundinnen Rose (Gillian Jacobs) und Denise (Sarah Wright) nicht zulassen. Sie überreden die frustrierte Meghan zu einem Mädelsabend, an dem sie mit Hilfe von Alkohol, Tanzen und vielleicht auch einer netten Männerbekanntschaft all ihre Sorgen vergessen soll. Als Meghan einige Stunden später neben dem sympathischen Barkeeper Gordon (James Marsden) aufwacht, scheint es so, als sei der Plan aufgegangen. Dass sie auf ihrer Mailbox noch die Nachricht erhält, dass sie ihren Traumjob doch bekommen hat, macht das Glücksgefühl perfekt. Doch da ahnt Meghan noch nicht, dass ihr auf dem Weg zum finalen Vorsprechen noch eine wahre Alptraum-Odysee durch L.A. bevorstehen wird, die ihr Leben nachhaltig verändern wird…
Um es gleich vorweg zu sagen: der deutsche Titel der neuen Komödie von Steven Brill ("Mr. Deeds") ist eine echte Mogelpackung. Denn der "Mädelsabend", der hier angekündigt wird, dauert insgesamt nur etwa 5 Minuten und stellt lediglich den Ausgangspunkt für die Ereignisse dar, die im Originaltitel "Walk of Shame" – in den USA die umgangssprachliche Beschreibung für den von Scham erfüllten Heimweg nach einem One Night Stand - sehr viel treffender umschrieben sind. Wer also so etwas wie eine Mischung aus "Sex and the City" und einer weiblichen "Hangover"-Variante erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Wer aber einfach nur charmanten Klamauk mit einer guten Hauptdarstellerin sehen will, ist hier genau richtig.
Denn Meghans "Heimweg der Schande" quer durch L.A. ist vollgepackt mit chaotischen und absurden Situationen, die etliche einfach gestrickte, dabei aber äußerst effektive Lacher zu bieten hat. Ob die Journalistin von einer Horde wütender Prostituierter gejagt wird, in das Versteck von Drogendealern hineinplatzt, die Keuschheit eines Geistlichen herausfordert oder sich mit einem frühreifen Jungen anlegt, für die Zuschauer ist es ein großer Spaß, ihr dabei zuzusehen und ihren langsamen Fall an den Rand des Wahnsinns zu verfolgen. Elizabeth Banks meistert diese Rolle mit sehr viel Charme und einer gehörigen Portion Selbstironie. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die Komödie auch in den zahlreichen flacheren Momenten sehr gut funktioniert und bis zum doch recht vorhersehbaren Finale durchgehend unterhaltsam bleibt.
Sicherlich, Steven Brill ist nicht unbedingt ein Meister des subtilen Humors. Zu behaupten, sein "Mädelsabend" wäre albern und platt, ist in manchen Szenen sogar noch eine Untertreibung. Und trotzdem gelingt es ihm, immer in den richtigen Momenten die Bremse anzuziehen und so zu verhindern, dass das Chaos zu einem unsäglichen Klamauk verkommt. Dass er zudem fast komplett auf den so gerne strapazierten Fäkalhumor verzichtet, obwohl sich dieser hier mehr als einmal anbieten würde, muss ihm zudem hoch angerechnet werden. Das macht diese insgesamt sehr konventionelle Komödie zwar noch lange nicht zu einem Meisterwerk. Für einen vergnüglichen Kinobesuch reicht das aber allemal aus. Wer also ein Faible für leichte US-Comedy hat und nicht mehr sucht, als 90 Minuten einfach gestrickten Spaß, der kann sich diesem "Mädelsabend" getrost anschließen. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold