Originaltitel: | Marley |
Genre: | Dokumentarfilm, Musikfilm |
Regie: | Kevin Macdonald |
Verkaufsstart: | 20.09.2012 |
Produktionsland: | USA/Großbritannien 2012 |
Laufzeit: | ca. 140 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Englisch (Dolby Digital 5.1) |
Untertitel: | Deutsch |
Bildformat: | 16:9 (1.85:1) |
Extras: | Audiokommentar, drei Songs aus dem Konzert im Manhattan Center, Trailer |
Regionalcode: | 2 |
Label: | STUDIOCANAL |
Webseite: | www.facebook.com/Marley.DerFilm |
Film: Der schottische Regisseur Kevin Macdonald hat schon mit Filmen wie "Ein Tag im September", "Life in a Day" oder "Sturz ins Leere" sein ganz besonderes Talent für packende und einnehmend inszenierte Dokumentarfilme unter Beweis gestellt. Und auch mit seiner Biografie "Marley" bewegt sich der gefeierte Filmemacher wieder qualitativ auf ganz hohem Niveau. Dreißig Jahre nach seinem Tod hat Bob Marley kaum etwas von seiner Faszination verloren. Seine Platten verkaufen sich noch immer sehr gut und seine Wirkung auf Fans, andere Musiker und die Popkultur allgemein ist ungebrochen. Seine Lieder sind regelrecht ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation gebrannt und seine Botschaft von Liebe, Frieden und Freiheit ist heute noch genau so wichtig und aktuell, wie zu Marleys Lebzeiten.
Doch Kevin Macdonald will nicht (nur) die Legende Bob Marley würdigen. Vielmehr möchte er in seinem Film dem Menschen dahinter ergründen, sein Leben nachzeichnen und seine Wirkung auf Fans, Freunde und auch die Menschen, die in ihm eine politische Gefahr sahen, beleuchten. Dafür hat sich der Filmemacher auf den Weg nach Jamaika, Ghana, Japan, England, die USA und schließlich sogar nach Bayern gemacht, um dort mit Menschen zu sprechen, deren Leben von Bob Marley auf ganz besondere Weise beeinflusst, geprägt oder berührt worden ist. Familienmitglieder wie seine Frau Rita, sein Sohn Ziggy, seine Halbschwester Constance oder seine Mutter Cedella Marley Booker kommen dabei ebenso zu Wort, wie seine erste Lehrerin, Musiker der "Wailers" oder auch Freundinnen und Waltraud Ullrich, die während Marleys Krankenhausaufenthalt in Deutschland seine Krankenschwester war.
Sie alle zeichnen ein sehr umfassendes Bild der Reggae-Ikone, das in einigen Momenten gerne noch etwas kritischer hätte sein können. Doch auch wenn – was bei der Teilnahme von derart vielen Familienmitgliedern und Freunden nicht weiter verwunderlich ist – die positiven Aspekte dominieren, so wird doch auch immer wieder deutlich, dass Bob Marley noch andere Seiten hatte, die den Umgang mit ihm nicht immer ganz leicht gemacht haben. So kann man dem Film zwar das Fehlen einer gewissen kritischen Distanz vorwerfen, was auch daran liegen kann, dass David "Ziggy" Marley auch als Produzent mit an der Entstehung des Films beteiligt gewesen ist. Doch ein einseitig gezeichnetes Bild des Künstlers und Menschen Bob Marley kann man dem Film wahrlich nicht unterstellen, was schon aufgrund der Anzahl von verschiedenen Interviewpartnern nicht entstehen konnte.
Für den wohl ehrlichsten Moment ist Marleys Tochter Cedella verantwortlich, die abschließend berichtet, wie sehr sie gehofft hatte, ihren Vater wenigstens auf seinem Weg in den Tod einmal für sich zu haben und ihn nicht mit der Öffentlichkeit teilen zu müssen. Hier wird deutlich, wie schwer es gerade für seine Kinder gewesen sein muss, den Vater einerseits für sein Engagement, seinen Mut und sein künstlerisches Vermächtnis zu bewundern, dafür aber auf rein familiäre Momente nahezu komplett verzichten zu müssen.
Was den Film neben den Interviews aber so besonders sehenswert macht, ist die Masse an zum Teil bislang unveröffentlichtem Archivmaterial, das Macdonald für seine Dokumentation zusammentragen konnte. So entstand nebenbei nämlich auch noch ein hochinteressantes Zeitzeugnis über die politische Geschichte Jamaikas, über die Rastafari-Kultur und die Reggaemusik. All diese verschiedenen Aspekte sorgen dafür, dass "Marley" für Fans natürlich ein absolutes Muss ist, auch wenn so mancher biografischer Aspekt bereits bekannt sein dürfte. Aber auch Alle, die sich allgemein für mitreißende Biografien und Musikdokumentationen interessieren, sollten sich diesen Film nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Bild + Ton: Da sich der Film vieler Archivaufnahmen bedient, kann nicht durchgängig von einer erstklassigen Bildqualität ausgegangen werden. Doch auch wenn bei dem alten, zum Teil noch in schwarzweiß vorliegendem Filmmaterial einige Verschmutzungen oder Unschärfen auszumachen sind, hinterlässt das Bild der DVD insgesamt einen sehr guten Eindruck. Gerade die aktuellen Aufnahmen und Interviews, aber auch die zahlreichen Fotos, die immer wieder eingespielt werden, können mit einer hohen Schärfe und sehr guten Farbgebung punkten. Beim Sound sind natürlich die Interviews und die Musik tonangebend, die der 5.1 Mix sehr gut aufeinander abgestimmt aus den Boxen klingen lässt.
Extras: Als Bonus gibt es einen interessanten Audiokommentar von Kevin Macdonald, der später noch von Ziggy Marley unterstützt wird. Der optional deutsch untertitelte Kommentar ist eine interessante und auf jeden Fall hörenswerte Ergänzung zu der Dokumentation. Das gilt auch für die drei Bonussongs von dem Konzert im Manhattan Center (ca. 10 Min.), über die sich Fans ganz besonders freuen dürften. Der Trailer zum Film rundet das übersichtliche, aber gute Bonusangebot ab.
Fazit: "Marley" ist eine sehr umfangreiche und einnehmende Dokumentation, die sowohl die Musiklegende, als auch den Menschen Bob Marley mit Hilfe von umfangreichen Archivmaterial und aktuellen Interviews mit Angehörigen, Freunden und Wegbegleitern Marleys ergründet. Auch wenn Fans viele der hier erörterten Aspekte bekannt sein dürften, macht die großartige Umsetzung mit zahlreichem bisher unveröffentlichtem Material die Dokumentation zu einem Muss für alle Bob Marley Fans und Musikliebhaber. Die DVD ist technisch sehr gut umgesetzt, das Bonusmaterial ist übersichtlich, aber gerade der Audiokommentar ist sehr hörenswert. Dafür gibt es unterm Strich ein: Absolut empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold