Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Matrix Resurrections |
Genre: | Fantasy, Action |
Regie: | Lana Wachowski |
Kinostart: | 23.12.2021 |
Produktionsland: | USA 2021 |
Laufzeit: | ca. 148 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/WarnerBrosDE |
Neo (Keanu Reeves) und Trinity (Carrie Ann Moss) sind wieder da! Aber Moment – hatte sich Neo am Ende von "Matrix Revolutions" nicht geopfert und war Trinity nicht gestorben? Tja, in der Welt von "Matrix" ist eben alles möglich – auch die Wiederauferstehung. Viel über den Inhalt vom vierten Teil "Matrix Resurrections" möchte ich gar nicht verraten, da zum einen viel mit direkten Zitaten aus den ersten drei Filmen gespielt wird und das, was wirklich neu ist, das eigentlich Überraschende an dem Film ist. Daher gehe ich meine Kritik dieses Mal etwas anders an, als sonst.
Ganz klar. Wer die ursprüngliche Trilogie nicht kennt, wird hier rettungslos verloren sein. Andererseits werden alle Kenner der ersten Filme auch immer wieder auf eine harte Geduldsprobe gestellt, werden ihnen doch immer wieder bekannte Filmausschnitte präsentiert, die zeigen sollen, dass sich irgendwie alles wiederholt – und doch ganz anders ist. Das ist im Prinzip keine schlechte Idee. Auch der extreme Meta-Ansatz, den diese späte Fortsetzung gerade in der ersten Hälfte verfolgt, hat ein paar gute Ansätze. Doch so richtig funktionieren will das Ganze am Ende einfach nicht.
Für mich ist "Matrix Resurrections" ist wie der Remix eines geliebten Songs. Man erkennt immer wieder die Versatzstücke, die man mag, kann sich aber mit den neuen Elementen nicht so recht anfreunden. Regisseurin Lana Wachwoski, die diesen Teil ohne ihre Schwester Lilly inszeniert hat, liefert ein merkwürdiges Konglomerat ab: einerseits gibt es jede Menge Fan-Service, andererseits scheint ihr das, was besonders den ersten Film zu einem zeitlos genialen Klassiker gemacht hat, völlig egal zu sein. Als Fan gibt es immer wieder den Geist der Original-Trilogie zu spüren, was dann aber immer wieder durch unpassende Gags oder überraschend schlechtes Schauspiel kaputt gemacht wird. Der kurze Auftritt des Merowingers etwa ist schlichtweg eine Katastrophe. Und auch beim Spiel von Keanu Reeves ist wenig von dem zu spüren, was Neo einst zu einem so besonderen Helden gemacht hat.
Ich bin ehrlich: Ich wollte "Matrix Resurrections" so gerne mögen. Und ich will es immer noch. Ich bin mir fast sicher, dass mir dem Film bei einem zweiten Anschauen besser gefallen wird, weil keine Erwartungshaltung mehr da ist, die enttäuscht werden kann. Auf der anderen Seite gibt es einfach Elemente der Inszenierung, die mir niemals gefallen werden. Nehmen wir die Maschinen. Die waren in der Original-Trilogie eine echte Bedrohung und sahen auch dementsprechend aus. Nun aber gibt es auch Maschinen, die auf der Seite der Menschen stehen, und hier zeigt die Gestaltung unschöne Anlehnungen an die "Transformers"-Filme, die ich einfach unpassend fand. Niedliche oder gar witzige Maschinen haben in der Welt von "Matrix" einfach nichts zu suchen.
Dass es in dem Film nicht mehr um die Rettung der Menschheit geht, sondern im Kern "nur" eine Liebesgeschichte erzählt wird, hat mich eigentlich nicht gestört. Nur ist die Erklärung, warum Thomas Anderson alias Neo und Trinity wieder zurück in der Matrix sind derart hanebüchen, dass der romantische Funken einfach nicht überspringen möchte. Ja, der Film hat unterhaltsame Momente und gute Ansätze – aber alleine daher, dass der Grund für eine Rückkehr in diese Welt nicht wirklich plausibel erklärt wird (nur auf der Meta-Ebene mit einem "Warner Bros wollte um jeden Preis einen vierten Teil machen"), ist diese Fortsetzung im Kern leider komplett unnötig.
Ihr seht, "Matrix Resurrections" ist kein einfacher Film. Es gibt so viele Aspekte, die nicht funktionieren, dass es ein Leichtes wäre, das Werk einfach als schlecht abzustempeln. Auf der anderen Seite gibt es eben auch spannende Ideen, gelungene Ansätze und unterhaltsame Momente. Ich kann verstehen, wenn man sich über diese Fortsetzung ärgert, kann aber gleichzeitig auch nachvollziehen, wenn man sie als gutes Unterhaltungskino feiert. Für mich liegt die Bewertung irgendwo dazwischen, was mich am Ende aber erst recht frustriert, da ich mich auf die Rückkehr in die Welt der Matrix richtig gefreut hatte und etwas ganz Großes erwartet hatte. Daher gibt es von mir ein "Sehenswert" – aber mit deutlichen Einschränkungen. Und das finde ich wirklich schade…
Ein Artikel von Sebastian Betzold