Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Originaltitel: | Murder on the Orient Express |
Genre: | Thriller, Abenteuer |
Regie: | Kenneth Branagh |
Verkaufsstart: | 22.03.2018 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 114 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch (DTS 5.1), Englisch (DTS-HD MA 7.1) |
Untertitel: | Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch |
Bildformat: | 16:9 (2.39:1) |
Extras: | Audiokommentar, Featurettes, geschnittene Szenen |
Label: | Twentieth Century Fox Home Entertainment |
Film: Eigentlich wollte der geniale Ermittler Hercule Poirot (Kenneth Branagh) die Fahrt im Orient Express für eine längst überfällige Auszeit nutzen. Doch dann wird der zwielichtige Kunsthändler Edward Ratchett (Johnny Depp) ermordet und schnell wird klar: Der Täter muss noch im Zug sein. Als dieser durch eine Lawine aus den Gleisen gehoben wird und im Schnee feststeckt, bleibt Poirot nichts anderes übrig, als seine Auszeit zu beenden und seine gefürchtete Spürnase zum Einsatz zu bringen. Doch wer hätte ein Motiv gehabt, Ratchett umzubringen? Sein dem Alkohol zugeneigter Sekretär Hector (Josh Gad) etwa? Oder die unscheinbare Gouvernante Mary Debenham (Daisy Ridley)? Gehören die spanische Missionarin Pilar Estravados (Penelope Cruz) oder die etwas arg geschwätzige Witwe Caroline Hubbard (Michelle Pfeiffer) auch zu den Verdächtigen? Noch kann sich Poirot nicht erklären, wer hinter dem Mord steckt. Er weiß nur eines: Hier ist nichts so, wie es zu sein scheint…
Kenneth Branagh liefert die mittlerweile vierte Verfilmung von Agatha Christies Roman "Mord im Orient Express" aus dem Jahr 1934 ab. Die bislang bekannteste Adaption ist zweifellos die von Regisseur Sidney Lumet von 1974, in der Albert Finney als Poirot gegen ein hochkarätiges Ensemble aus Größen wie Sean Connery, Ingrid Bergman, Anthony Perkins und Vanessa Redgrave ermittelt hat. In Sachen Star-Power kann Branaghs Version durchaus mithalten. Bei der Besetzung hat er eigentlich alles richtig gemacht. Ob Johnny Depp in einer kleinen, aber wichtigen Rolle, "Star Wars"-Heldin Daisy Ridley oder die ehrwürdige Judi Dench – sie alle liefern gute bis sehr gute Darstellungen ab. Branagh selbst ist – von dem arg übertriebenen Schnurrbart einmal abgesehen – ein guter Poirot, auch wenn er Peter Ustinov nie das Wasser wird reichen können. Ustinov, der als Agatha Christies Meisterdetektiv nie den Fall im Orient Express gelöst hat, ist und bleibt einfach der beste Poirot überhaupt.
Die Inszenierung ist im besten Sinne des Wortes klassisch gehalten. Sicherlich, Branagh nimmt sich hier und da einige Freiheiten und streut auch ein klein wenig Humor ein, an dem sich wohl nur ganz große Verehrer der Buchvorlage stören könnten. Ansonsten aber hält er sich eng an Christies Roman und liefert einen visuell großartigen Kriminalfilm der alten Schule ab, der auch dann noch sehr gut unterhält, wenn man die Auflösung bereits kennt. Das Drehbuch ist unterhaltsam genug und die Atmosphäre, die durch Sets, Kamera und Musik entsteht, derart einnehmend, das wirklich keine Langeweile aufkommt.
Sicherlich, dies ist weder ein perfekter Film, noch die beste Adaption der Romanvorlage. Trotzdem ist dieser "Mord im Orient Express" ganz großes Unterhaltungskino, das mit einer elegant-altmodischen Inszenierung, tollen Darstellern und einer immer wieder spannenden Geschichte punkten kann. Ja, wirklich gebraucht haben wir diese Version nicht. Doch wenn ein Stoff so überzeugend recycelt wird, dann stört die fehlende Originalität nur wenig. Und daher gibt es trotz einiger kleiner Schwächen auch eine ganz klare Empfehlung: Einsteigen und eine spannende Fahrt in diesen Orient Express genießen! Absolut sehenswert!
Bild + Ton: Das Bild ist absolut sauber und weist in vielen Szenen auch eine sehr gute Detailschärfe auf. Die leicht artifiziell wirkende Farbgebung ist kraftvoll und zeigt sich gerade bei den Außenaufnahmen zu Beginn des Films von ihrer besonders atmosphärischen Seite. Nennenswerte Mängel gibt es hier also ebenso wenig zu beanstanden, wie bei der Tonqualität. Der DTS 5.1 Mix ist angenehm lebhaft und kann immer wieder mit guten Surround-Momenten überzeugen. Dafür gibt es insgesamt ein mehr als zufriedenes: Gut!
Extras: Für die Blu-ray wurde ein recht umfangreiches Bonus-Paket geschnürt. Los geht es mit einem recht unterhaltsamen und interessanten Audiokommentar von Branagh und Drehbuchautor Michael Green. Die Beiden führen eine lebhafte Unterhaltung über die Adaption des Klassikers und die Dreharbeiten. Diese Unterhaltung setzen die Beiden dann auch bei den 13 entfallenen, verlängerten und alternativen Szenen (ca. 16:40 Min.) fort. Ihr Kommentar kann bei diesen Szenen optional zugeschaltet werden. Zu sehen gibt es hier auch einen alternativen Anfang und eine visuell wirklich tolle Szene bei der Abfahrt des Orient-Express.
Weiter geht es im Zusatzangebot mit einem Porträt über Agatha Christie (ca. 19:03 Min.). Und auch der von ihr geschaffene Hercule Poirot bekommt eine eigene Kurzdokumentation (ca. 9:54 Min.) Weiter geht es mit dem üblichen Making of Material: Sowohl die dreiteilige Dokumentation „Die unüblichen Verdächtigen“ (ca. 5:08 + 5:56 + 6:49 Min.), als auch „Die Kunst des Mordes“ (ca. 16:23 Min.), „Alle an Bord“ (ca. 16:35 Min.) und „Die Musik im Film“ (ca. 7:31 Min.) beleuchten verschiedene Facetten der Inszenierung, von den Darstellern über die Sets, die Drehorte bis hin zur Musik. Sehr gut!
Fazit: "Mord im Orient Express" ist ein klassischer Kriminalfilm mit einer tollen Besetzung und einigen hohen Schauwerten, so dass das Ganze auch dann noch sehr gut unterhält, wenn man den Ausgang schon aus dem Buch oder einer früheren Verfilmung her kennt. An den Kinokassen konnte der Film dann auch derart überzeugen, dass Branagh schon die nächste Christie-Verfilmung planen darf. Die Blu-ray des Kinoerfolgs präsentiert den Film in guter Bild- und Tonqualität und hat zudem noch einige wirklich gute Extras mit an Bord. Dafür gibt es mehr als verdient ein: Absolut empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold