Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The White Crow |
Genre: | Drama |
Regie: | Ralph Fiennes |
Kinostart: | 26.09.2019 |
Produktionsland: | Großbritannien/Frankreich 2019 |
Laufzeit: | ca. 127 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/nurejew.thewhitecro |
Paris in den 1960er Jahren: Auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs schickt die Sowjetunion ihre beste Tanzkompanie in den Westen, um zu zeigen, dass sie auch kulturell eine enorm starke Macht sind. Zu den Tänzern des Leningrader Kirow-Ballett gehört auch Rudolf Nurejew (Oleg Ivenko), der das Publikum mit seiner Virtuosität begeistert. Für den KGB ist seine rebellische Art aber ein echtes Problem. Jeder Schritt des jungen Tänzers wird von Spionen überwacht. Nureyev ist sich dessen bewusst, dennoch lässt er sich von der schönen Chilenin Clara Saint (Adèle Exarchopoulos) in das kulturelle Treiben von Paris entführen. Je mehr Zeit er hier verbringt, desto größer wird sein Wunsch, die Freiheiten des Westens dauerhaft zu genießen. Er beschließt, dass er nicht mehr zurück in seine Heimat gehen kann und in Frankreich politisches Asyl beantragen will. Ein riskanter Wunsch, dessen Umsetzung für Nurejew extrem gefährlich werden könnte…
Mit seiner dritten Regiearbeit "Nurejew - The White Crow" erzählt Ralph Fiennes die unglaubliche Geschichte der sowjetischen Ballettlegende Rudolf Nurejew. Die wahren Ereignisse hat Drehbuchautor David Hare ("Der Vorleser") durch einige dramaturgische Freiheiten ein wenig abgeändert. Dennoch war es Fiennes wichtig, nicht nur die Ereignisse, sondern auch die Zeit, in der sie angesiedelt sind, möglichst authentisch abzubilden. Kostüme, Ausstattung und die Entscheidung, nicht digital, sondern auf 16mm zu drehen, sollen diesen Effekt erzielen. Insgesamt gelingt es auch wirklich gut, die 60er Jahre in Paris und die besondere Stimmung in der Zeit des Kalten Krieges einzufangen. Doch durch den Einsatz von vielen Rückblenden, die mehr über das Leben des Tänzers offenbaren sollen, kommen auch immer wieder ein paar Längen auf, unter denen die Spannung der Haupthandlung ein wenig zu leiden hat.
Schauspielerisch dagegen kann das Drama auf ganzer Linie überzeugen. Als besonderer Clou erweist sich dabei, dass Fiennes für die Titelrolle den ukrainischen Weltklasse-Balletttänzer Oleg Ivenko gewinnen konnte, der nicht nur bei den Ballett-Sequenzen auf ganzer Linie überzeugen kann. Ihm zur Seite steht ein internationales Ensemble, zu dem auch Louis Hofmann ("Dark") aus Deutschland und Adèle Exarchopoulos ("Blau ist eine warme Farbe") aus Frankreich gehören. Das gute Spiel der Darsteller hilft auch über einige Sequenzen hinweg, die allzu trocken oder ein klein wenig zäh wirken.
"Nurejew - The White Crow" ist ein sehr ambitioniertes Werk, dem immer wieder anzumerken ist, dass es für Fiennes ein echtes Leidenschaftsprojekt gewesen ist. Das Ergebnis ist nicht immer überzeugen, aber wenn der Film funktioniert, dann richtig gut. Alleine die Sequenz, in der Nurejew am Flughafen in Paris um politisches Asyl bittet, ist an Spannung kaum zu überbieten. Momente wie dieser machen den auf wahren Ereignissen basierenden Film trotz einiger Schwächen unterm Strich auch: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold