Onward – Keine halben Sachen

Lange ist es her, dass die Welt voller Zauber und Magie war. Auch in New Mushroomton ist davon heute nur noch wenig zu spüren. Statt auf Zaubersprüche setzt man auf moderne Technik, Einhörner sind zu Plagegeistern geworden und Drachen werden als Haustiere gehalten. Und die Magie ist vollends in Vergessenheit geraten. Das ändert sich für den schüchternen Ian Lightfoot, als er und sein Bruder Barley an seinem 6. Geburtstag ein Geschenk von ihrem verstorbenen Vater bekommen: einen magischen Stab, mit dessen Hilfe sie ihren Papa für 24 Stunden ins Leben zurückholen können. Zu dumm nur, dass der Zauber unterbrochen wird, bevor sich der gesamte Körper des Vaters materialisieren konnte. Den Brüdern und den Beinen ihres Papas bleiben nun nur 24 Stunden Zeit, um einen magischen Stein zu finden, mit dem sie den Zauber zu Ende bringen könnten. Für Ian, der seinen Vater nie kennengelernt hat, steht außer Frage: Er muss diesen Stein finden. Und so begeben sich die Jungs auf eine abenteuerliche Reise, die ihnen zeigt, dass ihre Welt noch immer voller Magie steckt – Magie, die allerdings auch sehr gefährlich werden kann… 

"Onward – Keine halben Sachen" ist das neueste Werk aus dem Hause Pixar. Da darf man eine gewisse Qualität und Originalität erwarten. Und diese scheint durch die ersten Minuten dann auch tatsächlich gegeben. Wenn gezeigt wird, wie durch gewisse Erfindungen Magie aus einer bunten Märchenwelt verschwunden ist und wie es aussehen würde, wenn Elfen, Einhörner, Feen und andere Wesen in einer Gegenwart leben, die unserer sehr, sehr ähnlich ist, ist das nicht nur extrem witzig, sondern strotzt auch nur so vor Einfallsreichtum. Dieser scheint dann auch im weiteren Verlauf immer wieder durch, geht allerdings in der sehr konventionellen Geschichte zunehmend verloren. 

Keine Frage, der Film ist durchweg unterhaltsam. Auch als Erwachsener kann man hier mehr als einmal herzhaft lachen und sich an den mitunter sehr schrägen Einfällen von dem Team um Regisseur Dan Scanlon erfreuen. Doch es wird auch immer wieder deutlich, dass diesem Animations-Abenteuer das gewisse Etwas fehlt, das viele andere Werke aus dem Hause Pixar auszeichnet. Weder die Entwicklung der Hauptfiguren, noch die Wendungen der Geschichte bieten dem Publikum Überraschendes. So fantasievoll die kleinen Details von New Mushroomton und seines Umlands auch sein mögen, so ausgetreten sind doch die Pfade, auf denen die Geschichte wandelt. 

Nur beim Ende beweisen die Macher einmal mehr, warum Pixar-Filme ganz besondere Familienfilme sind. Denn die Auflösung der Bemühungen beider Brüder ist mehr als zufriedenstellend – sowohl auf einer dramaturgischen, wie auch auf der emotionalen Ebene. Hier macht der Film wieder eine ganze Menge wett, so dass einige kleine Schwächen am Ende schon wieder vergessen sind. Dennoch: Die ganz große Begeisterung, die Filme wie "Alles steht Kopf" bei mir ausgelöst haben, will sich hier einfach nicht einstellen. Zwar ist "Onward – Keine halben Sachen" einer der besten Animationsfilme der letzten Monate, aber auch einer der schwächeren Pixar-Filme. Trotzdem gibt es ganz klar ein: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold