Peter Hase

Der Gemüsegarten des alten Mr. McGregor (Sam Neill) ist ein Paradies für Peter Hase (gesprochen von Christoph Maria Herbst) und seine Freunde. Ständig gibt es heftige Konfrontationen mit dem alten Kautz, der den Hasen und anderen Tieren liebend gern den Garaus machen will. Doch ein Herzinfarkt macht den Streitereien ein abruptes Ende und der Garten gehört plötzlich ganz alleine den Tieren, die das Ableben ihres Erzfeindes gebührend feiern. Doch dann taucht mit dessen Neffen Thomas McGregor (Domhnall Gleeson) der neue Besitzer des Grundstücks auf – und was nicht vorstellbar ist, wird Wirklichkeit: der junge McGregor ist noch viel schlimmer, als der alte. Zwischen ihm und Peter Hase beginnt schnell ein gnadenloser Kleinkrieg um den Gemüsegarten, der endgültig zu eskalieren droht, als sich Thomas auch noch für seine Nachbarin (Rose Byrne) zu interessieren beginnt, die ihre ganze Aufmerksamkeit bislang Peter geschenkt hatte…                                         "Peter Hase" eroberte erstmals 1902 die Kinderzimmer. Das Buch von Beatrix Potter zählt zu den erfolgreichsten Kinderbüchern Englands und hat im Laufe von über hundert Jahren zahlreiche Reinkarnationen in Buch- Puppen oder Zeichentrickform erlebt. Nun hat Regisseur Will Gluck das Kaninchen, das in der deutschen Erstübersetzung fälschlicherweise als Hase bezeichnet wurde und diesen Namen auch behalten hat, in seinem ersten Spielfilmabenteuer auf die Leinwand geholt. Wie im Buch geraten auch im Film Mr. McGregor und Peter Hase im Gemüsegarten von Mr. McGregor aneinander. Damit hören dann aber die Gemeinsamkeiten eigentlich schon auf. Denn nicht nur, dass der Film recht penetrant mit modernen Popsongs untermalt ist, auch ansonsten wurde die Geschichte ohne Rücksicht auf Verluste dem vermeintlichen Zeitgeist angepasst. Das bedeutet, dass man hier herkömmlichen Charme vergeblich sucht. Das Ganze ist laut, schnell und derb. Mit viel Brachial-Humor im "Kevin allein Zuhaus"-Stil liefern sich Mensch und Kaninchen hier einen Kleinkrieg, bei dem schon mal schwere Geschütze wie Stromschläge aufgefahren werden. Das ist natürlich derart überzogen, dass dieses Duell in puren Slapstick ausartet. Originell ist das nicht, aber dem Zielpublikum scheint es zu gefallen, was viele laute Lacher der bei der Pressevorführung anwesenden Kinder bestätigen. Trotzdem finde ich es schade, dass die Macher hier keinen zeitlosen Kinderfilm im Sinn hatten, sondern ein arg konventionelles Werk abgeliefert haben, das nun wirklich jeden Punkt auf der Checkliste für aktuelle Kinderfilme abhakt und keinerlei eigene Impulse hinzufügt. Ja, die Langohren sind wirklich niedlich animiert und ein paar gute Lacher sind auch vorhanden. Aber im Gegensatz zur Buchvorlage wird dieses Filmchen eben keine Generation überstehen, sondern inmitten der Masse viel zu ähnlicher Machwerke in Vergessenheit geraten. Und das ist doch angesichts der Beliebtheit des Buches einfach schade, oder? Für Kinder ab 6 Jahren sicherlich ein kurzweiliger Spaß. Ein richtig guter Kinderfilm sieht aber anders aus – und deshalb gibt es auch nur bedingt ein: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold