Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Pierre Monnard |
Verkaufsstart: | 24.03.2022 |
Produktionsland: | Schweiz 2020 |
Laufzeit: | ca. 100 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch, Schweizer OV (DTS-HD Master Audio 5.1) |
Untertitel: | Deutsch |
Bildformat: | 16:9 (1,67:1) 1080p/24 |
Extras: | Trailer |
Regionalcode: | B |
Label: | EuroVideo |
Film: Viele Jahre lang gab es inmitten von Zürich die größte offene Drogenszene Europas. Nachdem diese 1995 aufgelöst wurde, wurden die Süchtigen aus der Stadt vertrieben. Dazu gehören auch Sandrine (Sarah Spale) und ihre elfjährige Tochter Mia (Luna Mwezi). Die Beiden ziehen in eine kleine Stadt im Züricher Oberland. Mia hat die Hoffnung, dass hier alles besser wird. Doch ihre Mutter fällt immer wieder in alte Gewohnheiten zurück und auch an der neuen Schule fällt es dem Mädchen schwer, Anschluss zu finden. Daher flieht Mia immer wieder in eine Traumwelt, in der sie sich mit einem imaginären Freund unterhält und Pläne für eine glückliche Zukunft mit ihrer Mutter schmiedet. In Lola (Anouk Petri) findet Mia dann neue Freunde, die ihr Kraft geben, das schwierige Leben mit Sandrine zu meistern. Doch Mias Mutter schafft es einfach nicht, clean zu bleiben und die Situation droht zu eskalieren…
Inspiriert von dem autobiografischen Roman "Platzspitzbaby" von Michelle Halbheer erzählt Regisseur Pierre Monnard die bewegende wie erschütternde Geschichte eines Mädchens, das im Drogenmilieu aufwächst und durch die Sucht ihrer Mutter ihrer Kindheit beraubt wird. In der Schweiz war das Drama mit mehr als 300.000 Kinozuschauern ein riesiger Erfolg. Alleine durch das unglaublich starke Spiel von Luna Mwezi ist das absolut verdient. Das Mädchen liefert eine absolut authentisch wirkende Darstellung ab, die einem in manchen Momenten wirklich das Herz bricht. Man spürt, wie sehr Mia durch das Verhalten ihrer Mutter verletzt wird, man spürt aber ebenso die ungebrochene Liebe zu ihr und die Hoffnung, dass irgendwann alles gut werden könnte.
Hier und da steuert der Film auf einige Klischees zu, die aber oftmals noch rechtzeitig umschifft werden können. Die Inszenierung ist voller Schwere und Tristesse, lässt aber auch immer wieder ein paar Schimmer kindlicher Unbeschwertheit und Hoffnung durchscheinen. So wird vermieden, dass die Zuschauer trotz der eher deprimierenden Geschichte völlig runtergezogen werden. Sehr gut gelöst wurde auch der Auftritt von Mia in einem Schul-Musical. Diesen sieht man im Film selbst nicht. Warum, wird im Abspann klar, wenn das Lied zu hören ist, was das Mädchen bei der Aufführung gesungen hat. Da wird auch deutlich, warum es ihr so wichtig war, bei dem Musical mitzumachen.
"Platzspitzbaby" ist kein leichter Film. Man muss sich darauf einlassen können. Gelingt dies, bekommt man ein wirklich starkes Drama geboten, das aufwühlt und traurig macht, das aber nie in die völlige Hoffnungslosigkeit abdriftet. Toll gespielt und sehr gut inszeniert und daher auch: Absolut sehenswert!
Bild + Ton: Die Kontraste wirken leicht überhöht und die Farbgebung wird von hellen Tönen bestimmt. Die Bildschärfe liegt auf einem guten Niveau, wobei gerade in dunkleren Momenten Details etwas verwaschen wirken können. Der Ton liegt in einem zurückhaltenden Dolby Digital 5.1 Mix vor, was aber sehr gut zur Stimmung der Geschichte passt. Für eine kleine Indie-Produktion wie diese ist das alles absolut zufriedenstellend!
Extras: Bis auf den Trailer gibt es leider keine Extras.
Fazit: "Platzspitzbaby" ist ein bewegendes Drama über ein Mädchen, das um seine Kindheit kämpft, während sie das Leben mit ihrer drogenabhängigen Mutter dazu zwingt, viel zu früh erwachsen zu werden. Toll gespielt und sensibel inszeniert – das ist ganz emotionales und aufwühlendes Arthouse-Kino! Die Blu-ray präsentiert den Film in guter Bild- und Tonqualität, Bonusmaterial gibt es leider nicht. Unterm Strich gibt es hier ganz klar ein: Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold