Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Originaltitel: | Poltergeist |
Genre: | Horror, Mystery |
Regie: | Gil Kenan |
Verkaufsstart: | 22.10.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 93 Min. (Kinofassung) / ca. 101 Min. (Extendet Cut) |
FSK: | ab 16 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch (DTS 5.1), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1), Portugiesisch (Dolby Digital 5.1) |
Untertitel: | Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Dänisch, Niederländisch, Norwegisch, Italienisch, Portugiesisch, Schwedisch, Türkisch |
Bildformat: | 16:9 (2.40:1) |
Extras: | Alternatives Ende, Trailer, Bildergalerie |
Label: | Twentieth Century Fox Home Entertainment |
Film: Nachdem er seinen Job verloren hat, muss Eric Bowen (Sam Rockwell) mit seiner Frau Amy (Rosemarie DeWitt) und ihren drei Kindern in eine kleine Vorortsiedlung ziehen. Hier will die Familie ein neues Leben beginnen, das sie hoffentlich schnell wieder auf die Erfolgsspur bringt. Dass ihr ängstlicher Sohn Griffin (Kyle Catlett) davon überzeugt ist, dass es in dem Haus nicht mit rechten Dingen zugeht und dass seine kleine Schwester Madison (Kennedi Clements) mit "verlorenen Menschen" spricht, beachten die um ihre Zukunft besorgten Eltern zunächst nicht. Erst als der unheimliche Baum vor dem Haus Griffin aus seinem Bett zieht und Madison im Wandschrank verschwindet ist klar: in diesem Haus spukt es! Mit Hilfe von Dr. Brooke Powell (Jane Adams) und ihrem Team wollen die Bowens herausfinden, wer in ihrem Haus spukt und wohin Madison verschwunden ist. Doch was Dr. Powell herausfindet, macht schnell klar: hier muss ein Profi ans Werk, um Madsion zurück zu holen. Und das kann nur der prominente Geisterjäger Carrigan Burke (Jared Harris) schaffen…
"Poltergeist" von Tobe Hooper (oder, wenn man den Gerüchten glauben darf, eigentlich von Steven Spielberg, der als Produzent und Drehbuchautor mehrfach auch die Rolle des Regisseurs übernommen haben soll) ist zweifelsohne einer der Kult-Klassiker der 80er Jahre. Der Film schafft es perfekt, eine typisch amerikanische Familienidylle zu zeichnen, über die plötzlich der totale Horror hereinbricht. Sympathisch gezeichnete Figuren und sehr gelungene praktische Effekte machen den Film eigentlich zeitlos gut. Trotzdem ist es im Prinzip kein Sakrileg, die Geschichte für ein jüngeres Publikum, das mit dem Original vielleicht nicht vertraut ist, noch einmal neu zu erzählen. Mit einem Genre-Kenner wie Sam Raimi ("Tanz der Teufel") als Produzent und Regisseur Gil Kenan, der mit dem Animationsfilm "Monster House" viel von der Stimmung der beliebten 80er Jahre Filme aus dem Hause Spielberg eingefangen hat, standen die Vorzeichen auf ein gelungenes Remake nicht schlecht.
Dennoch ist der 2015er "Poltergeist" im direkten Vergleich zum Original eine Enttäuschung. Das liegt nicht so sehr an den Darstellern, die ihre Sache eigentlich sehr gut machen. Gerade zwischen Sam Rockwell und Rosemarie DeWitt herrscht eine sehr glaubhafte Chemie, die der von Craig T. Nelson und JoBeth Williams aus dem Original nicht unähnlich ist. Doch schon die Familiensituation schwächt das Auftauchen des Bösen deutlich ab. Die Bowens sind, anders als die Freelings in den 80ern, eben keine glückliche Familie, für die ihr Haus ein ganz besonderes Statussymbol ist. Die Bowens wollen hier nicht leben, da es ihren sozialen Abstieg versinnbildlicht. Die Dynamik, die daraus entsteht, lässt den Zuschauer dann später weniger mit ihnen mitleiden, als das in der früheren Version der Fall war.
Die Special Effects möglichen technisch denen aus den 80ern weit überlegen sein. Doch sie wirken merkwürdig unterkühlt und wenig effektiv. Das gilt auch für die völlig uninspirierte Filmmusik, die eigentlich nur dazu dient, dem Zuschauer zu zeigen, wann er sich zu erschrecken oder zu gruseln hat. Das ist nicht vergleichbar mit dem wunderbaren Score von Jerry Goldsmith, der gleich in der Eingangs- und Schlussmelodie perfekt die trügerische Idylle der Vorstadtsiedlung eingefangen hat.
Löst man sich völlig von diesem Vergleich, was Kennern des Originals schwer fallen dürfte, bietet der neue "Poltergeist" aber durchaus solide Genre-Unterhaltung. Gil Kenan hat ein gutes Händchen für das Aufbauen einer effektiven Atmosphäre, durch die tatsächlich so etwas wie Spannung aufkommen kann. Auch wenn das Drehbuch eher schwach ist und die Klischees des Sujets noch sehr viel stärker ausreizt, als das Original, so ist es doch Kenans dichte Inszenierung und das solide Spiel der Darsteller, die diese Geistergeschichte aus dem Mittelmaß herausheben. Daher gilt: Wer die 1982er Version nicht kennt und einfach nur konventionelle, aber absolut solide Gruselkost sehen möchte, der kann hier unbesorgt zugreifen. Sehenswert!
Bild + Ton: Die technische Umsetzung des Films ist sehr atmosphärische geraten. Auch wenn es in den dunkleren Szenen einige minimale Schwächen bei der Detaildarstellung zu entdecken gibt, fangen die Farbgebung und die stimmige Kontrastmischung die düster-angespannte Grundstimmung der Geschichte doch sehr gut ein. Die gezielt eingesetzten Soundeffekte unterstreichen diesen Eindruck noch. Sie sorgen immer wieder für angenehme Dynamik auf den Surround-Kanälen in einem insgesamt sehr stimmungsvollen Sound-Mix. Unterm Strich gibt es dafür ein absolut verdientes: Gut!
Extras: Als Bonus hat die Blu-ray neben dem Extended Cut lediglich ein minimal alternatives Ende (ca. 1:46 Min.), den Trailer sowie eine Bildergalerie zu bieten. Da wäre sicherlich mehr machbar gewesen!
Fazit: Die 2015er Version von "Poltergeist" ist als Remake des 80er Jahre Klassikers eher enttäuschend. Für sich genommen funktioniert der Film als konventioneller Geisterhorror aber durchaus gut. Die Inszenierung ist atmosphärisch und hat einige ordentliche Spannungsmomente zu bieten. Und gerade Sam Rockwell und Rosemarie DeWitt liefern richtig gute Leistungen ab. Wer sich also einfach nur auf unspektakuläre Weise etwas gruseln möchte, der kann hier getrost zugreifen. Die Blu-ray präsentiert den Film in einem dramaturgisch etwas ausgereifteren Extended Cut, der wie die Kinofassung auch in ansprechender Bild- und Tonqualität vorliegt. Das Bonusmaterial dagegen fällt für eine aktuelle Kinoproduktion extrem enttäuschend aus. Insgesamt aber reicht das für Genre-Fans, die das Original nicht kennen, durchaus noch für ein: Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold