Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Promising Young Woman |
Genre: | Drama |
Regie: | Emerald Fennell |
Kinostart: | 19.08.2021 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 114 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/PromisingYoungWoman |
Cassie (Carey Mulligan) war einst eine vielversprechende junge Frau. Doch irgendetwas scheint sie völlig aus der Bahn geworfen zu haben. Nun verbringt sie ihre Nächte in Clubs und Bars, wo sie sich – vermeintlich betrunken – von fremden Männern abschleppen lässt. Für diese scheint Cassie leichte beute für einen schnellen One-Night-Stand zu sein. Doch weit gefehlt – denn die junge Frau verfolgt einen ausgeklügelten Plan und kennt dabei keine Gnade…
Ich bin etwas zwiegespalten, was "Promising Young Woman", das Regiedebüt von Schauspielerin Emerald Fennell ("The Crown", "Call the Midwife"), angeht. Zum einen ist der Film gerade von Carey Mulligan extrem stark gespielt. Zudem gibt es eine Handlungswendung, die ich wirklich nicht habe kommen sehen – und dafür bin ich generell immer sehr dankbar. Auf der anderen Seite aber konnte ich nie ganz klar erkennen, ob der Film eine bitterböse Satire oder ein bitteres Rachedrama sein soll. Bei Ersterem wäre es nicht weiter schlimm, dass die Figuren mitunter etwas überzeichnet wirken. Bei Letzterem würde mich vor allem stören, dass hier wirklich jeder Mann als triebgesteuertes Schwein dargestellt wird. Das ist mir einfach etwas zu einseitig – auch wenn es eine für die Geschichte notwendige Überzeichnung sein mag.
Es gibt gerade einen Trend, bei dem Frauen in Filmen als ganz besonders stark dargestellt werden, wenn sie möglichst heftige Gewalt gegen Männer ausüben. Das mag zwar unterhaltsam sein, ist für mich allerdings kein Zeichen von Stärke (weder bei Frauen, noch bei Männern). Nach Sichtung des Trailers hatte ich zunächst die Befürchtung, dass auch "Promising Young Woman" in diese Richtung geht. Doch zum Glück ist die Geschichte vielschichtiger und cleverer aufgebaut, weshalb auch mein Kritikpunkt der etwas einseitigen Darstellung von Männern dadurch ein wenig entkräftet wird. Und wenn im letzten Akt jeder Erwartungshaltung des Publikums zuwider gelaufen wird, kann der Film seine Stärken so richtig kraftvoll ausspielen.
"Promising Young Woman" ist nicht perfekt. Es gibt einige Handlungselemente, die ich ein klein wenig problematisch finde, während andere wieder extrem stark und hintersinnig sind. Auf jeden Fall ist es ein Film, über den man lange nachdenken und diskutieren kann. Und das ist angesichts der Thematik eine wichtige Errungenschaft. Daher gibt es von mir – trotz in meinen Augen gerechtfertigter Kritikpunkte – ein ganz klares: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold