Die Frankfurt-Tipp Bewertung - Film: | |
Ausstattung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Philipp Stölzl |
Verkaufsstart: | 10.03.2022 |
Produktionsland: | Deutschland/Österreich 2021 |
Laufzeit: | ca. 112 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1) |
Untertitel: | Deutsch |
Bildformat: | 16:9 (2.40:1) 1080/24p |
Extras: | Mini-Featurettes, Trailer |
Regionalcode: | B |
Label: | Studiocanal |
Film: Wien, 1938: Auch als das Land von den Nazis besetzt wird, glaubt der Notar Josef Bartok (Oliver Masucci) nicht daran, dass er und seine Frau Anna (Birgit Minichmayr) ernsthaft in Gefahr sind. Trotzdem plant das Paar die Flucht in die USA. Doch soweit kommt es nicht: Bartok wird verhaftet und in das Hotel Metropol, das Hauptquartier der Gestapo, gebracht. Hier soll er mit dem dortigen Gestapo-Leiter Böhm (Albert Schuch) kooperieren und ihm den Zugang zu den Konten seiner Mandanten verraten. Als sich Bartok weigert, wird er in Isolationshaft gebracht. Obwohl sein Verstand mehr und mehr an der Einsamkeit verzweifelt, bleibt der Anwalt standhaft. Als er durch Zufall in den Besitz eines Schachbuchs gerät, findet er neuen Halt – doch das ist nicht von Dauer…
"Schachnovelle" von Stefan Zweig wurde bereits 1960 zum ersten Mal verfilmt. Nun hat Philipp Stölzl ("Der Medicus") die bekannte Novelle des österreichischen Schriftstellers erneut fürs Kino adaptiert. Das Drama wird vor allem getragen von Oliver Masucci, der hier eine wirklich beeindruckende Darstellung abliefert. Die Wandlung Bartoks vom etwas überheblichen Notar zu einem gebrochenen Mann, der in totaler Isolation mehr und mehr an den Rad des Wahnsinns getrieben wird, verkörpert Masucci mit einer enormen Intensität, von der die Literaturverfilmung im besten Sinne dominiert wird.
Denn der Rest des Films ist "nur" guter Durchschnitt. Es gibt nichts, woran man sich wirklich stören könnte – vielleicht abgesehen davon, dass vieles, was die Novelle nur andeutet hier deutlich auserzählt wird. Aber es gibt eben auch nur wenig, was abgesehen von Masuccis Spiel nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann. Erwähnenswert wäre da vielleicht noch die Kameraarbeit, die trotz der vorherrschenden Dunkelheit noch viele atmosphärische Bilder einfängt, die Bartoks Verzweiflung und Einsamkeit sehr gut einfangen. Das war auf der großen Leinwand wahrscheinlich noch etwas effektiver, funktioniert aber auch im Heimkino sehr gut.
Die Ausstattung, die Kostüme und das Spiel des übrigen Ensembles – all das ist gut gelungen, mehr aber eben auch nicht. So ist "Schachnovelle" in erster Line großes Schauspielerkino, das den Kern der Vorlage von Stefan Zweig gut einfängt, aber die Geschichte dabei etwas zu sehr auserzählt. Eine interessante Ergänzung zur Buchlektüre und ein packendes Psychogramm eines Mannes, das trotz einiger Schwächen insgesamt durchaus sehenswert ist!
Bild + Ton: Der Film ist visuell in vielen Szenen sehr dunkel gehalten. Gerade bei den Innenaufnahmen scheint nur natürliches Licht eingesetzt worden zu sein. Dadurch bleiben auch die Gesichter der Protagonisten und kleinere Details oft im Schatten. Die Blu-ray kann aber auch in solchen Szenen mit einer guten Gesamtschärfe überzeugen, die in den helleren Momenten dann noch einmal an Qualität gewinnt. Der DTS-HD Master Audio 5.1 Mix ist insgesamt dem Film entsprechend zurückhaltend, hat in einigen Szenen aber durchaus kraftvolle Surround-Momente zu bieten. Alles in allem ein verdientes: Gut!
Extras: Das Bonusmaterial ist leider vernachlässigbar. Neben dem Trailer gibt es noch drei Kurzfeaturettes mit einer Gesamtlaufzeit von unter 5 Minuten.
Fazit: "Schachnovelle" ist eine gelungene Literaturadaption, die vor allem von dem starken Spiel von Oliver Masucci getragen wird. In vielen Momenten ist das Drama ein düsteres Ein-Mann-Stück, das Masucci mit enormer Intensität füllt. Die Blu-ray präsentiert den Film in guter Bild- und Tonqualität. Das rund 5minütige Bonusmaterial dagegen fällt sehr dürftig aus. Alles in allem aber gibt es für die Disc ganz klar ein: Empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold