Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Fasandræberne |
Genre: | Thriller |
Regie: | Mikkel Nørgaard |
Kinostart: | 15.01.2015 |
Produktionsland: | Dänemark/Deutschland 2014 |
Laufzeit: | ca. 120 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.schaendung-derfilm.de |
Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und sein Kollege Assad (Fares Fares) vom Dezernat Q ermitteln wieder! Nachdem sie das geheimnisvolle Verschwinden einer Politikerin ("Erbarmen") erfolgreich aufklären konnten, genießen die beiden Polizisten einige Freiheiten bei ihrer Arbeit. Doch als sich Mørck nach dem Selbstmord eines Polizisten mit einem zwanzig Jahre alten Fall, an dem dieser gearbeitet hatte, beschäftigt, bekommt der eigenbrötlerische Ermittler bald Gegenwind zu spüren. Selbst Assad ist zunächst überzeugt davon, dass der Mord an zwei Geschwistern, der seit einem Geständnis des vermeintlichen Mörders zu den Akten gelegt ist, keiner Wiederaufnahme bedarf. Doch je länger sich Mørck mit dem Fall und mit der Suche nach der mysteriösen Kimmie (Danica Curcic), einer wichtigen Zeugin, beschäftigt, desto deutlicher wird, dass vielleicht doch der Falsche für die Tat gebüßt hat. Und so gräbt das Dezernat Q immer weiter in der Vergangenheit herum und kommt dabei nicht nur menschlichen Abgründen auf die Spur, sondern auch sehr einflussreichen Männern gefährlich nahe…
Schon "Erbarmen", die erste Verfilmung der Sonderdezernat Q-Romane von Jussi Adler-Olsen, bot Liebhabern nordischer Krimikost Spannungskino vom Feinsten. Zwar war die Inszenierung insgesamt recht konventionell und lag eher auf sehr gutem TV-Niveau, als wirklich wie ein großer Kinofilm zu wirken. Doch einige intensive Spannungsmomente und das wunderbare Zusammenspiel von Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares machten den Thriller am Ende zu einer mehr als gelungenen Bestseller-Adaption. "Schändung", der zweite Kinoeinsatz des ungleichen Ermittlerteams, toppt den Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht. Da die Beziehung zwischen dem verschlossenen Einzelgänger Carl und dem allen persönlichen wie beruflichen Rückschlägen zum Trotz sehr lebensfrohen, aufgeschlossenen Assad bereits im ersten Film etabliert wurde, kann sich Regisseur Mikkel Nørgaard dieses Mal voll und ganz auf die sich auf zwei Zeitebenen abspielende Geschichte konzentrieren. Dadurch gelingt es ihm, das volle Spannungspotential aus dem verstörenden Geschehen herauszufiltern, ohne dass die Kürzungen der Vorlage, die für eine Verfilmung zwangsläufig vorgenommen werden müssen, besonders negativ auffallen.
Über die Handlung soll an dieser Stelle natürlich nicht zu viel verraten werden. Denn auch wenn Kenner des Sujets nicht allzu lange brauchen werden, um zu erahnen, um wen es sich bei dem Täter/den Tätern handelt, hat die Geschichte doch einige sehr gelungene Überraschungsmomente zu bieten, aus denen der Film viel von seiner nervenzerrenden Spannung bezieht. Allerdings ist "Schändung" im Vergleich zu "Erbarmen" auch deutlich brutaler und bedrückender. Zartbesaitete könnten hier bei einigen Szenen an ihre Grenzen stoßen. Dabei wird die Brutalität hier nicht exzessiv eingesetzt, das Meiste spielt sich noch immer in den Köpfen der Zuschauer ab. Gerade dadurch erreicht der Film den Effekt, sein Publikum über die gesamte Laufzeit von zwei Stunden zu packen und diesen Griff auch in den vorhersehbaren Momenten nicht zu lockern.
Die Darsteller sind durch die Bank weg überzeugend. Neben dem eingespielten Team Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares, die schon nach zwei Filmen fest mit ihren Rollen verbunden zu sein scheinen, überzeugt besonders der aus der Serie "Borgen" bekannte Pilou Asbæk, der als zwielichtiger Hotel-Tycoon einfach großartig ist. Und auch Danica Curcic, Shooting-Star des dänischen Films, kann als von ihrer Vergangenheit gezeichnete Kimmie bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie alle tragen dazu bei, dass "Schändung" im Gegensatz zu seinem Vorgänger nicht nur dramaturgisch, sondern auch schauspielerisch zweifelsohne auf Kinoniveau liegt.
Wer düstere, komplexe und verstörende Krimikost schätzt oder einfach die Krimis von Jussi Adler-Olsen liebt, der sollte sich diese gelungene Verfilmung auf keinen Fall entgehen lassen. Ein großartiger Thriller, der Lust auf viele weitere Einsätze vom Sonderdezernat Q macht. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold