Schatz, nimm du sie!

Eigentlich soll alles ganz harmonisch ablaufen, als Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet) nach 15 Jahren Ehe beschließen, dass sie sich scheiden lassen wollen. Sie wollen als Freunde auseinander gehen, was auch für ihre beiden Kinder Emma (Arina Prokofyeva) und Tobias (Arsseni Bultmann) das Beste wäre. Doch als Beide die Chance auf einen tollen Job im Ausland bekommen, droht die Stimmung zu kippen. Als Toni ihren zukünftigen Ex-mann dann auch noch beim Fremdknutschen mit einer Kollegin erwischt, ist für sie klar: Sie wird dieses Jobangebot nicht ablehnen. Doch auch Marc will nicht nachgeben und so entbrennt zwischen den beiden dann doch noch ein Sorgerechtsstreit der etwas anderen Art. Denn nun versuchen sie, dass die Kinder nicht bei ihnen leben wollen. Und dafür greifen sie zu so manch drastischem Mittel. "Schatz, nimm du sie!" ist ein erschreckend einfallsloses (beinahe) 1:1 Remake der herrlich bissigen französischen Erfolgskomödie "Mama gegen Papa", die 2015 in unseren Kinos lief. Aus den drei Kindern im Original wurden in der deutschen Version zwei gemacht, einige der besonders bösen Szenen wurden entfernt und das Finale wurde, nachdem erst einmal eine Schippe drauf gelegt werden musste, völlig verwässert. Ansonsten aber sind viele Szenen und Dialoge tatsächlich nahezu komplett übernommen, wodurch es dem deutschen Remake sowohl an Originalität, als auch an Witz fehlt. An sich ist gegen ein Remake eines erfolgreichen Stoffes ja nichts auszusetzen, sofern man dem Ganzen eine eigene Note verleiht. Das aber schafft Regisseur Sven Unterwaldt ("7 Zwerge") leider so gar nichts. Sein Film ist lediglich eine abgeschwächte Kopie des Originals. Und das macht ihn vielleicht nicht zu einem wirklich schlechten, dafür aber zu einem komplett überflüssigen Film. Man könnte nun argumentieren, dass das ganze ohnehin nur als Kinovehikel für die gerade sehr beliebte Carolin Kebekus dienen soll. Das Problem ist nur, dass sie zwar als Komikerin ihre Stärken haben mag, als Schauspielerin allerdings fehlt ihrem Spiel bisweilen die Subtilität, die notwendig wäre, um ihre Figur glaubhaft und sympathisch zu machen. Dieses Problem haben allerdings alle Charaktere des Films. Weder die Kinder, noch die Erwachsenen sind – anders als im Original – wirkliche Sympathieträger. Auch hier gibt es wieder ein gutes Beispiel in Form von Marcs Kollegin, die sich gleich auf wirklich dummdreiste Art an ihn ranschmeißt. Es wird hier keinerlei Zweifel daran gelassen, dass man sie als Zuschauer nicht leiden darf. Im Original dagegen wirkt sie zu Beginn zumindest sehr sympathisch und man versteht den Papa, warum er sich zu ihr hingezogen fühlt. "Schatz, nimm du sie!" ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, warum Remakes einen so schlechten Ruf haben. Hätte der Film nur die Idee des Originals geklaut und daraus etwas ganz Eigenes geschaffen, hätte die Komödie vielleicht tatsächlich lustig und sehenswert werden können. Aber da hier einige der bösesten Momente der Vorlage entfernt wurden und eigentlich nur das Ende geändert wurde – und das nicht zum Besseren – bleibt am Ende nur eine ganz klare Empfehlung: Lieber das wirklich witzige Original gucken und einen großen Bogen um dieses Remake machen. Leider nur sehr bedingt sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold